Nach Kriegsausbruch schienen die Energiepreise kein Halten zu finden. Nun ist die Lage entspannter. Ein Kommentar von Klaus Köster.
Im Durchschnitt des Jahres 2019 kostete ein Liter Diesel 1,26 Euro. Heute, rund vier Jahre später, kostet er einen halben Euro mehr – und die Menschen sind erleichtert. Denn gemessen am Allzeithoch vor einem Jahr ist der Preis um fast ein Viertel gefallen. In der Zwischenzeit war man schon froh, wenn wenigstens keine Zwei mehr vor dem Komma stand. Die Erleichterung zeigt, wie schnell die Menschen ihre Wahrnehmung an die Realität anpassen.
Erstaunliche Widerstandskraft
An der Entwicklung lässt sich auch ablesen, dass die Wirtschaft selbst gegenüber heftigsten Krisen eine erstaunliche Widerstandskraft besitzt. Seit dem Tiefpunkt in der Coronakrise hat sich der Deutsche Aktienindex (Dax) fast verdoppelt. Und auch die Energiepreise, die nach Ausbruch des Krieges mit bis dahin unvorstellbarer Wucht in die Höhe schossen, haben sich längst wieder beruhigt, wenn auch auf höherem Niveau. Dabei hatten Pessimisten schon eine ökonomische Katastrophe vorhergesagt.
Der Rückgang allein bei den Kraftstoffpreisen ist so ausgeprägt, dass er die Inflationsrate um ein halbes Prozent nach unten zieht. Das zeigt, wie durchgreifend die Stabilisierung nach Ausbruch der Krisen ist. Zur Entwarnung besteht allerdings kein Anlass – auf der Welt gibt es fürwahr genügend Krisenherde. Und auch Entwicklungen wie das Wiederanspringen von Chinas Wirtschaft, das der Exportschaft enorm helfen würde, könnte die Energiepreise wieder nach oben treiben. Doch wenn sich bisher eine Erkenntnis aus Corona und dem Ukraine-Krieg ziehen lässt, dann die, dass nicht aus jeder Weltkrise eine ökonomische Katastrophe erwächst.