Damit der Strom fließen kann, müssen die Netze entsprechend ausgebaut sein. Foto: Archiv (avanti)

Auf Tuchfühlung zur Marbacher Altstadt wird eine neue Netzstation gebaut. Damit soll vor allem auf die wachsende Zahl an E-Autos reagiert werden.

Marbach - Ein Klick, und schon geht das Licht an. Was selbstverständlich klingt, erfordert einen entsprechenden Unterbau. Die Netze müssen so gestaltet sein, dass der Strom immer fließt. Diese Grundvoraussetzung hat auch die Stadt Marbach im Blick, die deshalb auf dem Parkplatz an der Grabenstraße gegenüber von der Polizei ein neues Trafohaus bauen lässt. Die Station ist notwendig, um die Versorgungssicherheit in der Altstadt für die Zukunft sicherzustellen. Denn andernfalls könnte es durchaus Probleme geben, erklärt Gerhard Heim, Geschäftsführer der Netzgesellschaft Marbach.

Weitere Trafostation geplant

Heim erinnert an die Energiewende und den Aufschwung der E-Mobilität. Damit all die batteriebetriebenen Fahrzeuge geladen werden können, ohne dass hier und da plötzlich die Lichter ausgehen, brauche man leistungsfähigere Netze. Wobei es mit dem Bau des Trafos an der Stadtmauer in Marbach längst nicht getan sei. Bei der Volksbank und im Bereich des Bahnhofs sollen weitere Stationen entstehen, kündigt der ehemalige Erste Beigeordnete der Stadt an. Schon realisiert seien neue Häuschen unter anderem im Hörnle beim Waschhaus und an der Backnanger Straße in Rielingshausen. Außerdem ist geplant, die Trafostation beim Bücherregal in der Fußgängerzone komplett zu modernisieren.

Eibe muss gefällt werden

Entsetzt zeigte sich Barbara Eßlinger von den Grünen nun im Ausschuss für Umwelt und Technik darüber, dass in dem Zusammenhang die dortige Eibe gefällt werden muss. Das lasse sich aber nicht vermeiden, betonte Bauamtsleiter Dieter Wanner. „Man muss die neuen Teile von der Seite einbringen, und da steht diese Eibe. Teilweise sind Leitungen, die erneuert werden müssen, auch schon im Wurzelwerk des Baums“, erklärte er.

E-Autos ziehen mehr Strom als Elektroherde

Marbach wird aber beileibe nicht die einzige Kommune sein, die auf den rapiden Ausbau der E-Mobil-Flotte auf Deutschlands Straßen reagieren muss. Pauschal lasse sich zwar nicht sagen, dass bei Städten und Gemeinden Handlungsbedarf zur Sicherung des Stromnetzes besteht, erklärt Jörg Busse, Pressesprecher der Netze BW. Denn die städtische Infrastruktur lasse sich nicht mit der im ländlichen Raum vergleichen, wo längere Strecken überbrückt werden müssten, was sich unter anderem auf die Spannungshaltung auswirke. „Und die Netzauslastung kann in jedem Straßenzug sehr unterschiedlich sein“, gibt er zu bedenken. Fakt sei aber auch, „dass die Elektromobilität ein neuer Verbraucher ist, für den die Stromnetze so nicht ausgelegt wurden“. Während bisher im Haushalt beispielsweise ein Elektroherd mit rund 4 kW als größerer Energieschlucker galt, habe ein E-Auto sogar eine Ladeleistung von 11 bis 22 kW. „Laden dann in einem Stromkreis mehrere E-Fahrzeuge gleichzeitig, stellt das eine große Herausforderung für das lokale Stromnetz dar“, erklärt Busse.

Intelligentes Lademanagement kann helfen

Darauf bereite man sich aber vor. In mehreren Feldversuchen habe man untersucht, wie es sich auf das Stromnetz auswirkt, wenn Elektro-Wagen an der Steckdose hängen. „Eine wichtige Erkenntnis daraus ist, dass der Einsatz eines intelligenten Lademanagements, insbesondere bei Mehrfamilienhäusern, sehr hilfreich sein kann, um bestehende Hausanschlüsse optimal ausnutzen zu können“, erklärt der Sprecher der Netze BW. Dürfe der Netzbetreiber zudem steuernd eingreifen und die Ladeleistung zu Spitzenlastzeiten reduzieren, könne „die Aufnahmekapazität im Stromnetz für E-Fahrzeuge sofort erhöht werden“.

Am Hausanschluss können auch Anpassungen nötig sein

Entscheidend beim Sichern der Netze sei auch, genau zu prüfen, wo welcher Handlungsbedarf besteht. Über einen höheren Grad an Digitalisierung gewinne man einen besseren Einblick in die Auslastung. Daraus lasse sich dann wiederum ableiten, an welcher Stelle der Hebel im Detail angesetzt werden muss. „Und das kann von der Erhöhung einer Hausanschlusssicherung über die Verstärkung von Kabeln oder Umspannstationen bis hin zum Ausbau von Umspannwerken reichen“, erläutert Jörg Busse.

Apropos Hausanschluss: Je nachdem, welche Quellen bei den Verbrauchern bereits Energie ziehen, könne es notwendig sein, die vorhandene Sicherung durch eine größere zu ersetzen, erklärt der Pressesprecher. „Wenn sich ein Hausbesitzer unsicher ist, ob seine Elektroinfrastruktur für ein E-Auto ausgelegt ist, empfiehlt es sich, durch einen E-Installateur einen E-Check durchführen zu lassen“, erläutert er.

Große Resonanz auf Umfrage

Konzept
Die Stadt Marbach lässt von der EnBW gerade ein Elektromobilitätskonzept entwickeln. Dabei soll unter anderem geklärt werden, wo E-Ladesäulen installiert werden könnten. Aber auch das Thema Carsharing soll forciert werden. Via Umfrage wurden dabei auch die Bürger miteinbezogen.

Rücklauf
Wie der Bürgermeister Jan Trost nun im Ausschuss für Umwelt und Technik berichtete, war die Rücklaufquote sehr gut. Online haben sich rund 800 Personen an der Umfrage beteiligt, in Papierform sind nochmals rund 500 Antworten eingegangen. Die Auswertung ist inzwischen erfolgt und soll in das Konzept eingearbeitet werden. Das größte Anliegen der Teilnehmer ist die Attraktivierung des ÖPNV und der Ausbau der Ladeinfrastruktur. Zudem soll das Carsharing-Angebot optimiert werden.