Mit dem Energieerfassungssystem kann man Zählerständen aller Hochschulgebäude in Echtzeit überwachen. So sieht man, wo viel viel Energie verbraucht wird und kann diese gegebenenfalls einsparen. Foto: IMAGO/Arnulf Hettrich/IMAGO/Arnulf Hettrich

Ob tropfender Wasserhahn oder nachts stark beheizter Vorlesungssaal, um Energie zu sparen, muss man wissen, wo viel viel davon verbraucht wird. Deswegen wird es künftig ein automatisiertes Verbrauchserfassungssystem an Hochschulen im Land geben.

Die Temperatur in Vorlesungsräumen auf 19 Grad senken oder die Beleuchtung auf dem Campus reduzieren – angesichts der aktuellen Energiekrise haben im Winter Hochschulen in ganz Deutschland Maßnahmen ergriffen, um Energie zu sparen. Besonders effizient geht das, wenn man weiß, wo, wie viel Energie verbraucht wird – und das bestenfalls in Echtzeit.

 

Baden-Württemberg investiere in ein Energieerfassungssystem an nicht universitären Hochschulen, wie die Grünen-Fraktion im Landtag mitteilte. Mit dem Energiemanagementsystem können Organisationen ihren Energieverbrauch ermitteln, analysieren und sehen, wo sich Energie einsparen lässt. Ziel ist es, Verbräuche zu reduzieren und die Effizienz zu optimieren. Das spart Geld und leistet einen Beitrag zum Klimaschutz.

Echtzeitüberwachung von Zählerständen

In den nächsten zwei Jahren soll auf Initiative der Grünen so ein automatisiertes Verbrauchserfassungssystem an einigen Hochschulen eingeführt werden, für das Land in den Jahren 2023/2024 jeweils 200 000 Euro zur Verfügung stehen. Zudem gibt es Mittel für die Zählerinfrastruktur. „Damit ist eine Echtzeitüberwachung von Zählerständen aller Hochschulgebäude auf dem Campus möglich“, sagt Alexander Salomon, Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag für Wissenschaft und Hochschule.

Aktuell läuft ein Pilotprojekt an den Hochschulen Biberach, Offenburg, Furtwangen und Nürtingen-Geislingen. Die Federführung hat Biberach. Das Energiemanagementsystem soll zunächst auf circa neun weitere Hochschulen ausgerollt werden, sagt Salomon. Die Auswahl laufe aktuell.

Viele Hochschulen haben in Bezug auf ihr Energiemanagement Nachholbedarf. Oft sei sei es noch so, dass Strom-, Wasser-, und Wärmezähler nur einmal im Monat manuell abgelesen und gemeldet würden, sagt Martin Becker, Professor für Gebäudeautomation und Energiemanagement an der Hochschule Biberach, der das Pilotprojekt leitet. Auch gebe es meistens nur einen Gesamtzähler, der den jeweiligen Energieverbrauch für die ganze Hochschule liefere. „So kennt man zwar den Gesamtverbrauch und dessen Kosten, kann aber nicht sagen, wie viel Energie einzelne Gebäude verbrauchen und wo man gezielt etwas optimieren könnte.“

Erfolgreiches Energiemanagement spart Kosten

Konzept auf andere Hochschulen übertragbar

Mit einem automatisierten Verbrauchserfassungssystem ändert sich das. Beim Pilotprojekt wurden in Biberach in allen Hochschulgebäuden Hardware, sprich Wasser-, Strom-, und Wärmezähler eingebaut, die vernetzt sind und alle fünf Minuten Daten liefern, sagt Becker. Diese landen in einer offenen Datenbank, auf die man mit Hilfe einer Energiemanagementsoftware zugreifen und sich so den Energieverbrauch im Detail anzeigen lassen könne. „Unser Konzept ist standardisiert, man kann es also auf alle Hochschulen für angewandte Wissenschaft, vielleicht auch Kommunen ausrollen.“

Konkrete Zahlen zum Energiesparen kann er noch nicht nennen, da die Daten gerade erst ausgewertet werden. Aber: „Aus Erfahrung wissen wir, dass man durch aktives Energiemanagement 20 bis 30 Prozent Energie sparen kann.“ Eine erste Erkenntnis des Pilotprojekts sei, dass man Hochschulgebäude in Zeiten beheize, in denen diese gar nicht genutzt werden. Wann und ob das System flächendeckend an Hochschulen eingeführt wird, steht noch nicht fest. Salomon betont aber: „Eine klimaneutrale Landesverwaltung bis 2030, das ist unser Ziel. Dafür ist Energieerfassung auch an Hochschulen ein grundlegender Schritt.“