Die Haupteigentümer der EnBW hatten Villis deutlich gemacht, dass sie nicht mehr mit ihm planen.

Karlsruhe/Stuttgart - EnBW-Vorstandschef Hans-Peter Villis nimmt nach über vier Jahren an der Spitze des drittgrößten Energieversorgers in Deutschland seinen Hut. Der 53-jährige Manager muss auf politischen Druck hin spätestens im Herbst 2012 das durch den Atomausstieg angeschlagene Unternehmen verlassen. Der langjährige Verfechter der Kernkraft war der grün-roten Landesregierung in Baden-Württemberg ein Dorn im Auge. Das Land und der Kommunalverband OEW halten jeweils 46,5 Prozent an dem Karlsruher Unternehmen.

Villis verlängert seinen Ende September 2012 auslaufenden Vertrag nicht

Villis werde seinen Ende September 2012 auslaufenden Vertrag nicht verlängern, gab die EnBW am Dienstag bekannt. Über diesen Entschluss habe er den Aufsichtsrat am Dienstag informiert. Zur Begründung schrieb das Unternehmen, Villis könne aus seiner Sicht „nicht mehr vom ungeteilten Vertrauen des Aufsichtsrats ausgehen“. Es wird damit gerechnet, dass Villis das Unternehmen früher verlässt. Baden-Württembergs Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Ich nehme den Schritt mit Respekt zur Kenntnis.“

Einen Nachfolger sei noch nicht in Sicht

Einen Nachfolger für Villis gebe es noch nicht. „Es wird jetzt in bewährter Einigkeit zwischen OEW und Land ein entsprechendes Suchverfahren geben.“ Die Federführung dabei habe Aufsichtsratschef Claus Dieter Hoffmann. Nach dpa-Informationen hatten das Land und die Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW) zuvor deutlich gemacht, dass sie nicht mehr mit Villis planen. Die von CDU-Politikern dominierte OEW hatte lange an dem Manager, der vom Konkurrenten E.ON gekommen war, festgehalten.

Villis hatte die Eigner zu einer Finanzspritze aufgefordert

Dem Vernehmen nach hat sich das Land aber jetzt bereiterklärt, im Gegenzug für den Rückzug von Villis einer Kapitalerhöhung zuzustimmen. Allerdings muss der Landtag darüber entscheiden. Der bisherige Atomstromer EnBW musste wegen des Ausstiegs aus der Atomkraft zwei seiner vier Reaktoren abschalten und ist dadurch tief in die roten Zahlen gerutscht. Villis hatte die Eigner zu einer Finanzspritze in Höhe von 800 Millionen Euro aufgefordert, um den Ausbau der Erneuerbaren Energien vorantreiben zu können. Die OEW erklärte sich sofort bereit, die 400 Millionen Euro aufzubringen.

Aufsichtsratschef Hoffmann würdigte Villis' Leistungen

Die Regierung zögerte und pochte auf eine klare Strategie. Grün-Rot dringt dabei unter anderem auf Kooperationen mit den Kommunen und Investitionen in Baden-Württemberg. Das Land war Ende 2010 unter dem damaligen Ministerpräsidenten Stefan Mappus (CDU) bei dem Karlsruher Energieversorger eingestiegen. Aufsichtsratschef Hoffmann würdigte Villis' Leistungen in den vergangenen vier Jahren: Der Manager habe wesentliche Projekte im Bereich Wärmeerzeugung, erneuerbare Energien und internationale Beteiligungen initiiert und umgesetzt. Die EnBW erklärte weiter: „Es besteht gegenseitiges Einvernehmen, dass Herr Villis seine Aufgaben als Vorstandsvorsitzender ungeachtet der Ankündigung weiterhin erfüllt.“