Über den Ausbau der Solarenergie könnte Marbach den CO2-Ausstoß verringern. Foto: Archiv (dpa/Werner Baum)

Die Stadt Marbach will die CO2-Bilanz weiter verbessern. Bei öffentlichen Gebäuden setzt man unter anderem auf Sonnenkraft. Bei Privaten könnte ein anderer Ansatz helfen.

Marbach - Eine Reihe von energetischen Sorgenkindern wie das Friedrich-Schiller-Gymnasium hat die Stadt Marbach in den vergangenen Jahren schon auf Vordermann bringen lassen. Dazu wurden mehrere Fotovoltaikanlagen auf die Dächer der kommunalen Liegenschaften geschraubt. All diese Anstrengungen haben sich in der CO2-Bilanz niedergeschlagen. Die Emissionen konnten im Vergleich zu 1999 um 47 Prozent gedrückt werden, rechnet man den via Sonnenkraft und städtischem Blockheizkraftwerk erzeugten Strom ebenfalls mit ein, sogar um 56 Prozent, erklärte Marco Leissner jetzt im Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats bei der Vorstellung des Energieberichts für 2020.

Möglichkeiten langsam erschöpft

Der Fachmann vom Backnanger Ingenieurbüro Bauphysik 5 machte allerdings auch keinen Hehl daraus, dass es zuletzt immer schwieriger geworden ist, den Ausstoß weiter merklich zu reduzieren – weil eben schon einiges angepackt worden ist und sich die Möglichkeiten langsam erschöpfen. Gleichwohl gebe es noch einige Schrauben, an denen man drehen könne, betonte Leissner. Er sieht vor allem noch Potenzial in Sachen Fotovoltaik. „Wir müssen mit unseren Möglichkeiten auf der Gemarkung regenerative Energie erzeugen“, betonte er. Ein Baustein könnte dabei außerdem sein, bei einer möglichen Erweiterung der Grundschule in Rielingshausen eine Pelletheizung einzubauen. Und setze man den im vergangenen Jahr präsentierten Sanierungsfahrplan konsequent um, könne man schon 2030 das selbst gesteckte Ziel erreichen und den CO2-Ausstoß im Vergleich zu 1999 um 80 Prozent drosseln. „Es ist aber immer die Frage, ob man all diese Maßnahmen in diesem Zeithorizont wirklich umsetzen kann“, schränkte Leissner zugleich ein.

Das ganze Paket ist auf die Schnelle kaum zu stemmen

Angesichts der angespannten Finanzlage der Kommune dürfte es tatsächlich zweifelhaft bis unrealistisch sein, das ganze Paket in Angriff zu nehmen. Auf der To-do-Liste stehen unter anderem die Generalüberholung der Stadionhalle, der Haffnerhalle und der Gymnasiumturnhalle. Vor dem Hintergrund können sich Martin Mistele von den Freien Wählern und Ernst Morlock von der SPD vorstellen, sich auch bei auswärtigen, regenerativen Projekten einzukaufen. Mistele erinnerte daran, dass dieser Pfad angesichts der begrenzten eigenen Möglichkeiten ohnehin schon eingeschlagen worden sei mit der Beteiligung am Solarpark Königsbronn. Denkbar wäre aus seiner Sicht zum Beispiel, sich darüber hinaus bei einem Windrad in der Nordsee Anteile zu sichern. Jochen Biesinger von der CDU regte zudem an, vermehrt auf Speicher zu setzen, um den Strom von den eigenen Dächern in größerem Stil nutzen zu können. Das sei wirtschaftlicher, als die Energie ins allgemeine Netz zu pumpen.

Nahwärme als Option

Den Blick etwas weg von den städtischen Liegenschaften lenkte indes Dieter Zagel von der SPD. Er wollte wissen, wie sich Private aufstellen können, die weg vom Öl wollten beziehungsweise sogar müssten. Ob es sich da nicht anbiete, dass sich ein Quartier zusammenschließt und sich zentral via Nahwärmenetz versorgen lässt. „Quartierskonzepte und Nahwärmenetze wachsen. Wenn man sich andere Städte anschaut, werden die ausgeweitet, gerade im innerstädtischen Bereich ist es auch in der Regel wirtschaftlich darstellbar“, machte Marco Leissner daraufhin klar, dass dieser Ansatz durchaus eine Option wäre, umweltschonender zu heizen.

Emissionen sinken bei mehreren Gebäuden

Das findet auch das Landesumweltministerium. „Damit die Wärmewende gelingen kann, bedarf es eines massiven Ausbaus von Wärmenetzen, egal ob in Form von Nah- oder Fernwärme. Insofern sind solche Konzepte absolut begrüßenswert“, konstatiert Pressesprecherin Mareike Schiffko auf Nachfrage. Der große Vorteil solcher Verbünde bestehe darin, „dass durch sie verschiedene Quellen erneuerbarer Energie nutzbar gemacht werden können und damit zeitgleich die CO2-Emissionen aller angeschlossenen Gebäude sinken“. Daher sollten bei der Entwicklung solcher Systeme immer alle möglichen Potenziale wie Solarthermie, Abwasserwärme oder Geothermie auf ihre Verfügbarkeit hin überprüft werden. Vorübergehend sei auch ein Blockheizkraftwerk, das unter anderem mit Gas betrieben werden kann, als zentraler Energiespender tauglich. Die Anlagen seien hoch effizient, die Abwärme werde genutzt und unterm Strich CO2 eingespart. Bei der Gesamtplanung solle man jedoch berücksichtigen, solche Anlagen „im Laufe der Betriebsdauer sukzessive auf erneuerbare Brennstoffe umzustellen“.

Kommunen winken Zuschüsse

Mareike Schiffko betont ferner, dass die kommunale Wärmeplanung durch das Land „umfassend finanziell unterstützt“ werde. „Für den Neu- und Ausbau von Wärmenetzen existiert mit dem Förderprogramm ,Energieeffiziente Wärmenetze’ ein Landesförderprogramm, und in Kürze wird mit dem Inkrafttreten des Bundesprogramms effiziente Wärmenetze gerechnet“, erläutert die Pressesprecherin.

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