Die fachgerechte Sanierung des Daches und die Dämmung der Fassade hilft dem Hausherren, Geld zu sparen. Auch die Umwelt profitiert, wenn weniger Heizenergie eingesetzt werden muss. Foto: FACTUM-WEISE

Die Energieagentur des Landkreises ist finanziell und personell ausgeblutet. Die Grünen-Kreistagsfraktion hat ein Papier vorgelegt, auf dessen Basis die Beratungseinrichtung wiederbelebt werden kann.

Nürtingen - Das Jubiläum ist kein Grund zur Freude. Die Energieagentur, die der Kreis Esslingen seit zehn Jahren am Standort Nürtingen betreibt, führt nur noch ein Mauerblümchen-Dasein. Als Geschäftsführer ist Volkmar Klaußer eingesetzt, der den Job neben seinem Hauptberuf als Geschäftsführer der Stadtwerke Nürtingen erledigt. Die letzte Mitarbeiterin hat Ende vergangenen Jahres gekündigt. Eine feste Anlaufstelle gibt es seitdem nicht mehr, die Beratungstätigkeit wird von Honorarkräften geleistet.

Weil die Agentur angesichts dieser Rahmenbedingungen nur noch auf Sparflamme arbeitet, will die Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen die Diskussion um eine Neuausrichtung anheizen – einerseits mit einem Haushaltsantrag, der die Neuaufstellung oder die Neugründung einer Energieagentur zum Inhalt hat, andererseits aber auch mit einem detailliertes Diskussionspapier zum Thema. Darin hat der Kreisrat Jürgen Menzel, im Hauptberuf Geschäftsführer der Energieagentur im Rems-Murr-Kreis, auf 60 Seiten die Leitplanken für eine personell, finanziell und strukturell auf eine neue Basis gestellten Energieagentur des Landkreises gezogen.

Eine funktionierende Energieagentur ist ein Baustein in der Wirtschaftsförderung

Um die Mitstreiter im Kreistag, in der Kreisverwaltung und in den Städten und Gemeinden zu überzeugen, verlassen sich die Grünen nicht nur auf grüne Argumente. „Eine funktionierende Energieagentur ist ein wichtiger Baustein in der Wirtschaftsförderung im Landkreis“, sagt Menzel und unterstreicht seine These mit einem Rechenbeispiel. Wenn allein die Zahl der bisher im Jahr geleisteten Beratungen von 100 auf 400 gesteigert würde und jede dritte Beratung zu einer Heizungserneuerung, Fassadendämmung oder Dachsanierung führen würde, dann sicherte das dem lokalen Handwerk unterm Strich Aufträge in Höhe von 3,9 Millionen Euro. Bei derzeit von den fünf Gesellschaftern aus der Wirtschaft, darunter die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen und die Volksbank Kirchheim-Nürtingen, und den sieben Mitgliedskommunen zur Finanzierung der Agentur aufgewandten 34 000 Euro pro Jahr bedeute das, dass jeder eingesetzte Euro mehr als 100 Euro an privatem Investitionsvolumen auslösen würde.

Fördermittel liegen brach

Auch der Hinweis, dass die Energieagenturen in den Nachbarkreisen viel erfolgreicher darin seien, die Fördermittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zur energetischen Sanierung von Wohngebäuden an Land zu ziehen, zielt in diese Richtung. Voraussetzung für eine reibungslose Arbeit ist nach Einschätzung Menzels allerdings, dass auch die Kosten gerecht verteilt werden. Bisher geht die Schere weit auseinander, weil die Mitglieder Nürtingen, Kirchheim, Filderstadt, Wendlingen, Wolfschlugen, Oberboihingen und Unterensingen pauschal 2000 Euro pro Jahr zahlen. Dabei steht Filderstadt mit vier Cent pro Einwohner deutlich besser da als Unterensingen, das 42 Cent pro Einwohner zahlt.

„Für uns ist der Antrag ein erster Aufschlag. Deshalb wollen wir den beantragten 80 000-Euro-Anteil des Landkreises mit Sperrvermerk versehen. Erst, wenn ein schlüssiges Konzept vorliegt, soll das Geld fließen“, sagt Matthias Weigert, der stellvertretende Fraktionschef.