Neuzugang Coutinho (Mi.), Bayern-Bosse Rummenigge, Salihamidzic (re.) Foto: Bongarts/Getty Images

An diesem Montag endet die Wechselfrist im deutschen Profifußball. Zwar jonglieren die Spitzenclubs auch hierzulande mit wahnwitzigen Summen, kommentiert StN-Autor Gunter Barner, aber gemessen an den Topclubs in England, Spanien oder Frankreich, regiert in der Bundesliga noch immer die Vernunft.

Stuttgart - Max Schmeling, der große deutsche Boxer, beharrte Zeit seines Lebens auf dem Standpunkt, dass er Geld nur besitze, um es nicht auszugeben. Diese schwäbische Sicht auf den Umgang mit dem sauer Verdienten, treten Berufsfußballer immer mal wieder mit den Füßen. Beim VfB Stuttgart erzählte man sich vor Jahren die Geschichte von einem der Ihren, der mit ein paar sauberen Freunden im Gefolge, sein Salär unbedarft in einschlägigen Etablissements verprasste. Bis eine amtliche Taschenpfändung dem Treiben ein jähes Ende setzte.

Die Kunst des klugen Investierens

Zwar taugt der Fall nicht als Stereotyp für die Krummwaden-Branche sie liefert aber einen Hinweis darauf, dass nicht jeder, der einen Haufen Geld sein Eigen nennt, viel Kluges damit anzufangen weiß. Während unter den meist blutjungen Starkickern noch allerlei Gründe für verminderte Zurechnungsfähigkeit auszumachen sind, ist mit Blick auf das Handeln der Vereine die Schwere der Schuld meist nicht zu leugnen.

Die aus Katar gut geölte Maschinerie des französischen Renommierclubs Paris St.Germain etwa leistete sich 2017 den brasilianischen Ausnahme-Könner Neymar. Für die Ablösesumme von 222 Millionen Euro. Aber in der Champions League stoßen die Gallier so zuverlässig auf ihr jähes Ende wie Asterix und Obelix auf die Römer. Zuletzt im Achtelfinale. Nun hätten sie exzentrischen Superstar gern wieder los. Aber solche Summen zahlen selbst die Großen des Weltfußballs nicht aus der Portokasse.

Kein Pleitegeier in Sicht

Auch in der Bundesliga kickt niemand mehr für ein Almosen. Aber gemessen an internationalen Gepflogenheiten spielt die Beletage des deutschen Fußballs noch immer unter dem Signum der Vernunft. An diesem Montag endet die offizielle Wechselperiode für die hiesigen Berufsfußballer, kritikwürdige Exzesse beim millionenschweren Handel mit Spielern sind bisher nicht bekanntgeworden. Zwar bewegten die Spitzenclubs, allen voran Borussia Dortmund und der FC Bayern München, Summen bis zu 130 Millionen Euro, aber nach Abzug der Transfererlöse kreist nirgendwo der Pleitegeier.

Weil anders als in England das Fernsehen pro Spielzeit keine drei Milliarden Euro für die Übertragungsrechte gibt, und die Scheichs oder Oligarchen dank der 50+1-Schutzklausel nicht einfach so mitmischen dürfen, stößt der Irrsinn der global agierenden Erz-Kapitalisten zwischen Paderborn und Freiburg an seine Grenzen. Was nicht bedeutet, dass es die Geschäfte für die Bundesliga einfacher macht. Selbst die Festgeldkonten-Experten des FC Bayern München können nicht mehr ohne weiteres ganz oben ins Regal greifen. Die Dienste des Brasilianers Philippe Coutinho waren für den Serienmeister nur über ein Leihgeschäft mit dem FC Barcelona zu finanzieren. Gehalt plus Gebühr für ein Jahr: 20 Millionen Euro.

Schnäppchen bleiben möglich

Die Hyperinflation der Ablösesummen und Gehälter sorgt zwangsläufig für mehr Bewegung am hoch dotierten Spielermarkt. Denn selbst Real Madrid, Manchester City, der FC Barcelona oder Paris St. Germain können sich keine Mannschaftskader leisten, die mit dem Sonderzug zum Training fahren. Das ermöglicht das eine oder andere Schnäppchen, aber für Ausnahmekönner werden weiterhin astronomische Summen aufgerufen. Die wird sich die Bundesliga auch künftig nicht leisten können. Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler riet deshalb im „Kicker“ den bewährten Weg beizubehalten: „Nicht mehr ausgeben als man einnimmt. Dieses Prinzip macht den Unterschied zu vielen Clubs in Italien und Spanien aus, die über Jahrzehnte über ihre Verhältnisse gelebt haben.“ Max Schmeling hätte es nicht besser sagen können.

gunter.barner@stuttgarter-nachrichten.de