In der vergangenen Saison hat Mario Gomez (li.) für den VfB Stuttgart zweimal in Freiburg getroffen – klappt es am Sonntag wieder? Foto: Getty

Drei Niederlagen, kein Treffer – auch Mario Gomez ist beim VfB Stuttgart noch nicht richtig in Tritt gekommen. Das soll sich nun ändern.

Stuttgart - Mario Gomez ist nicht als Zauderer und Zweifler bekannt, aber auch dem Stürmer des VfB Stuttgart tut ein bisschen Rückenwind in diesen Tagen ganz gut. Dreimal hat der Siebte der vergangenen Saison in dieser Runde bereits verloren, noch kein Pflichtspieltor erzielt – auch Gomez wartet also auf ein befreiendes Erlebnis. An dem er immerhin schon einmal schnuppern durfte.

Da war zum einen das Testturnier in Großaspach, das der VfB in der Länderspielpause bestritt – Gomez traf zweimal. Und da ist der bevorstehende Auswärtsauftritt am kommenden Sonntag in Freiburg. Also dort, wo die Auswärtsbilanz des VfB stimmt.

Fünf seiner letzten sieben Bundesliga-Spiele hat der VfB im Breisgau gewonnen, und auch Mario Gomez hat im Schwarzwaldstadion zuletzt jubiliert. Am 16. März war es, als der im Januar aus Wolfsburg heimgekehrte Star für den VfB beim 2:1-Sieg beide Tore erzielte – und letztlich mit insgesamt acht Treffern in der so traumhaft verlaufenen Rückrunde viel zum steten Aufschwung des Aufsteigers beitragen konnte. „Gomez ballert den VfB aus der Krise“, jubelte seinerzeit nicht nur die „Bild“.

Viel passiert seit der Rückkehr nach Stuttgart

Doch inzwischen liegen die Rückrunden-Vizemeisterschaft mit dem VfB, das katastrophale Abschneiden mit der DFB-Elf bei der WM, sein Rücktritt als Nationalspieler sowie zwei Test- und drei Pflichtspiele im VfB-Dress ohne eigenen Treffer hinter dem „Tor-rero“. Kein Wunder also, dass sich die Interview-Anfragen für Gomez, den bis dato fünftbesten Torschützen der VfB-Vereinsgeschichte, im Büro der Presseabteilung stapeln. Und dass der eine oder andere Fan zu zweifeln beginnt und fragt: „Bringt’s Gomez auch in dieser Saison?“

Es gäbe also einiges zu besprechen mit dem Fixpunkt der Stuttgarter Offensive, der nach der Schmach von Russland später in die Vorbereitung startete. Das darf als mildernder Umstand gewertet werden, da Gomez bislang noch nicht richtig in Tritt gekommen ist. Die Fans allerdings warten dennoch sehnsüchtig auf die ersten Tore ihres ruhmreichen Mittelstürmers. Schließlich weiß man in Stuttgart, dass der Gomez-Faktor den Unterschied ausmachen kann. Oder ausmachen muss? Denn spätestens nach dem Abgang von Daniel Ginczek zum VfL Wolfsburg drängt sich eben auch die Frage auf: Wer, wenn nicht Mario Gomez, soll für den VfB in dieser Spielzeit die entscheidenden Tore erzielen?

Gomez hält sich öffentlich zurück

Die sportliche Antwort soll es bald geben. Auf verbale Einlassungen des 33-jährigen Routiniers hofft man derzeit vergebens. Gomez drängt es abseits des Platzes überhaupt nicht ins Rampenlicht. Im Anschluss an die Spiele steht Gomez zwar stets Rede und Antwort. Doch die diversen persönlichen Gesprächsanfragen, das lässt er ausrichten, müssten noch etwas auf ihren positiven Bescheid warten. „Mario ist niemand, der sich in den Vordergrund drängt – sondern er sieht sich immer als Teil der Mannschaft“, sagt sein Berater Uli Ferber, der seit Jahren an Gomez’ Seite ist: „Er möchte mit Leistung und Toren auf sich aufmerksam machen.“

Auch der Trainer Tayfun Korkut nimmt seinen torlosen Torjäger fürs Erste aus der Schussbahn: „Er ist quasi von null auf hundert gestartet, denn er hatte nicht denselben Aufbau wie die anderen. Mario hatte in Mainz und Rostock gute Chancen. Gegen die Bayern war es dagegen schwer für ihn – aber das wäre für jeden Stürmer schwer gewesen.“

Tatsächlich ist der Angreifer zuletzt bei den Tests in Großaspach wieder gut drauf gewesen. Er spielte engagiert, mit viel Dampf und machte eben diese zwei Tore. Doch der Liga-Stresstest, die Partie in Freiburg, sie hält andere Herausforderungen bereit als ein Freundschaftsspiel gegen den Zweitligisten Fürth. Dazu fehlt Gomez nun in Ginczek ein Nebenmann, der seinem Sturmpartner in der vergangenen Saison einen großen Teil der Laufarbeit abgenommen hatte. „Egal wo Gomez und Ginczek in der Liga auftauchen, hat die gegnerische Abwehr erst einmal Respekt“, sagte der VfB-Manager Michael Reschke seinerzeit.

Gomez und Gonzalez – der neue Traumsturm?

Nun steht Gomez, der sich intern durchaus zu Wort meldet und der nach dem Spiel gegen die Bayern auch Kritik an der Taktik Korkuts andeutete („Ich habe ein bisschen Unzufriedenheit im Team gespürt“), im VfB-Sturm noch mehr im Fokus. Mit dem jungen Nicolas Gonzalez soll er das neue Stuttgarter Traumpärchen bilden. Viele Anzeichen sprechen dafür, dass der quirlige Youngster und der Platzhirsch gut harmonieren könnten. Noch aber passen nicht alle Abläufe: Gomez und Gonzalez müssen sich noch finden.

„Er ist unser torgefährlichster Spieler, unser Torjäger. Wir müssen schauen, dass wir ihn füttern“, sagt derweil Trainer Korkut über Gomez – und dürfte deshalb am Sonntag in Freiburg den bisher glücklosen und leicht angeschlagenen Daniel Didavi erstmals in der Offensivzentrale aufbieten.

So kann und soll Gomez wieder zur entscheidenden Kraft werden, die Stuttgarter Torflaute beenden – und dem Rest des Teams Rückenwind geben.