Das EnBW-Areal im Stuttgarter Osten – hier an der Stöckachstraße – könnte in ein attraktives, zentrumsnahes Wohnquartier umgestaltet werden. Foto: Sascha Maier

Die EnBW will das vier Hektar große Areal am Stöckach entweder schnell zu Marktpreisen verkaufen oder selbst entwickeln. Die Stadt plant, sich noch in dieser Woche ein besonderes Vorkaufsrecht sichern.

Stuttgart - Auf dem 4,2 Hektar großen EnBW-Areal an der Hackstraße im Stuttgarter Osten könnten relativ schnell mindestens 600 Wohnungen entstehen. Die Stadt will dort zentrumsnah bezahlbaren Wohnraum schaffen, mindestens die Hälfte der Wohnungen sollen im Rahmen des geförderten Wohnungsbaus entstehen. Das Energieversorgungsunternehmen will das Quartier entweder behalten und selbst weiterentwickeln oder möglichst bis zum 30. Juni 2018 zu Marktpreisen verkaufen. Für welche Variante sich das Unternehmen entscheide, werde noch geprüft, hieß es am Montag. Deswegen will sich die Stadt noch in dieser Woche per Satzung ein besonderes Vorkaufsrecht sichern.

Die Stadt wollte schon vor zehn Jahren kaufen

Über das Areal, das von Stöckachstraße, Metzstraße, Schwarenbergstraße, Hackstraße und Heinrich-Baumann-Straße umgrenzt wird, diskutieren die Stadt und der Energiekonzern seit vielen Jahren immer wieder. Schon vor rund zehn Jahren hatten der damalige Baubürgermeister Matthias Hahn und die EnBW Ideen für ein neues Wohnquartier dort vorgestellt. Damals war die EnBW-City auf dem Fasanenhof im Bau, die Räumung des Stöckach-Areals und der Kauf durch die Stadt schienen programmiert. Dann allerdings ging das Gerangel um die Gründung der Stadtwerke und damit verbunden um die Gas-, Wasser- und Stromnetze los, die Gespräche gerieten ins Stocken, die Pläne verschwanden in der Schublade.

Nun schien es so, als ob der Energieversorger das Quartier so schnell wie möglich loswerden wollte, wohl auch, weil die Entwicklung eines Wohnquartiers nicht zu seinem Kerngeschäft gehört. Deswegen wurde ein Architekturbüro mit Studien zur städtebaulichen Weiterentwicklung beauftragt, ein internationales Immobilienunternehmen mit der Vermarktung betraut. Nach diesen Entwürfen könnten alle Bauten im Untergrund des Areals sowie das lang gestreckte Gebäude an der Stöckachstraße und ein Haus am Heilandsplatz erhalten werden. Für das bestehende Umspannwerk dort müsste eine Neubaufläche bereitgehalten werden. Ansonsten könnte ein neues offenes und grünes urbanes Stadtquartier mit insgesamt etwa 600 Wohnungen entstehen, 20 Prozent davon entsprechend den Vorgaben des Stuttgarter Innenentwicklungsmodells als geförderter Wohnungsbau. Mit diesen Vorstellungen wollte der Energieversorger auch in das Verfahren für einen Bebauungsplan für das Quartier gehen.

Stadt will mindestens 300 geförderte Wohnungen

Die Stadt hat allerdings ganz andere Pläne. „Das ist eine der letzten großen innerstädtischen Konversionsflächen“, sagt Baubürgermeister Peter Pätzold. Da es in der Landeshauptstadt vor allem an bezahlbarem Wohnraum fehlt, will die Stadt das Areal entsprechend einem Gemeinderatsbeschluss kaufen und dort ebenfalls mindestens 600 Wohnungen schaffen, allerdings mindestens die Hälfte davon im geförderten Wohnungsbau. Um der Stadt bei einer Veräußerung des Areals ein besonderes Vorkaufsrecht zu sichern, soll der Gemeinderat deswegen noch in dieser Woche einen Bebauungsplan der Innenentwicklung auf den Weg bringen und eine entsprechende Satzung beschließen. Diese würde mit ihrer Bekanntmachung ebenfalls noch in dieser Woche in Kraft treten.

Für die EnBW schien der Verkauf des Quartiers zuletzt die erste Option zu sein. Nach Angaben des Unternehmens gibt es eine ganze Reihe von Interessenten für das Areal, die offenbar bereit sind, den noch zu ermittelnden Marktpreis zu bezahlen. Der Verkehrswert auf der Basis der jetzt geplanten baurechtlichen Vorgaben dürfte deutlich darunter liegen. Nur bei entsprechend niedrigeren Grundstückspreisen sei aber auch bezahlbarer Wohnraum zu schaffen, sagt der Baubürgermeister. Inzwischen ist für den Energieversorger aber auch wieder denkbar, das Stöckach-Areal im eigenen Besitz zu behalten, selbst weiterzuentwickeln und umzugestalten. Beide Möglichkeiten würden zurzeit noch geprüft, hieß es dazu am Montag.

Der Zeitplan der EnBW zur Räumung steht

Inwieweit die Entscheidungen des Gemeinderats Auswirkungen auf den bisherigen Zeitplan der EnBW haben, muss sich noch zeigen. Zurzeit arbeiten auf dem Gelände am Stöckach rund 630 EnBW-Mitarbeiter, die bis spätestens Ende 2019 an andere Standorte verlagert werden sollen. Der größte Bereich, die Ausbildungswerkstätten, soll im Jahr 2019 in einen Neubau in Esslingen umziehen, andere Abteilungen könnten in der EnBW-City auf dem Fasanenhof Platz finden. Wieder anderen – vor allem im Bereich Lager und Werkstatt – steht ein Umzug in Richtung Gaswerk-Areal beim Gaskessel bevor. Ob die mehr als 200 Mitarbeiter der Stuttgart Netze Betrieb GmbH, die ihren Sitz ebenfalls auf dem Gelände an der Hackstraße hat, auch längerfristig dort bleiben werden, müsse letztendlich die Stadt entscheiden, heißt es vonseiten der EnBW.