Löwen sind eine begehrte Trophäe bei Großwildjägern Foto: ZIMPARKS

Die Abschussprämien für Löwen und Elefanten seien wichtig für die Finanzierung des Wildtierschutzes im südlichen Afrika, argumentieren die Jagdveranstalter. Kenia und Botswana entziehen ihnen dennoch das Revier und setzen lieber auf Safaritouristen.

Stuttgart/Harare - Walter Palmer, amerikanische Zahnarzt,der jüngst Simbabwes berühmtesten Löwen Cecil erschossen hat, brüstet sich im Internet mit seinen Jagderfolgen. Und seine Landsfrau Sabrina Corgatelli präsentiert sich auf ihrer Facebook-Seite mit einer toten Giraffe, die sie bei in Südafrika erlegt habe, wie sie stolz berichtet. „Am zweiten Tag habe ich diese tolle alte Giraffe gekriegt. So ein tolles Tier!!! Ich könnte nicht glücklicher sein“, schreibt sie.

Trophäenjäger wie diese erregen derzeit weltweit die Gemüter. Doch diese prominenten Beispiele sind kein Einzelfall, denn hinter der Großwildjagd steckt eine starke Lobby und eine Tourismusindustrie, die damit viel Geld verdient. Allein in Afrika gehen jedes Jahr rund 18 500 Ausländer auf die Jagd und töten mehr als 100 000 Tiere jährlich, darunter rund 640 Elefanten, 3800 Büffel und 600 Löwen, wie aus einer Erhebung der Weltnaturschutzunion IUCN hervorgeht.

Mehrere zehntausend Euro lassen es sich die Jäger kosten, um im afrikanischen Busch auf Pirsch zu gehen. Der Preis richtet sich dabei auch nach der Größe der Trophäe, bei Elefanten etwa nach dem gewicht und der Länge der Stoßzähne, bei Löwen nach dem Umfang der Mähne. gejagt wird alles, was vor die Flinte kommt: Großkatzen, Elefanten, Nashörner, Krokodile ebenso wie Paviane, Flusspferde oder Antilopen.

Immer mehr Länder verbieten Großwildjagd

Je seltener die Art und je größer Hörner, Mähnen und Stoßzähne der getöteten Tiere, umso höher der Preis für den Abschuss und umso höher der Statusgewinn für den Erleger. „Es gibt dafür ein regelrechtes – perverses – Punktesystem“, sagt Daniela Freyer, Biologin bei der Naturschutzorganisation Pro Wildlife. So seien Leoparden relativ günstig zu haben, schon ab 8000 Euro. Für einen Löwen müssten zwischen 18 000 und 54 000 Euro gezahlt werden. Für eines der seltenen Spitzmaulnashörner muss ein Jäger rund 280 000 Euro berappen.

Beim Versuch, ihr fragwürdiges Hobby zu rechtfertigen, argumentieren die Jäger immer wieder mit dem Artenschutz. Rund 200 Millionen US-Dollar (182 Millionen Euro) spült der Jagdtourismus jährlich in die Kassen der elf wichtigsten Jagdländer im südlichen Afrika, rund die Hälfte davon entfällt auf Südafrika. Ohne die Abschussprämien und die Ausgaben der Jagdreisenden sei der Wildtierschutz im südlichen Afrika, wo die größten Jagdgebiete liegen, nicht zu finanzieren.

Eine Studie der Weltnaturschutzunion IUCN kommt allerdings zu einem anderen Ergebnis: Laut deren Berechnung fließen an einen Bewohner gerade einmal 20 Cent pro Jahr aus dem Jagdtourismus. Von dem Millionengeschäft profitieren in erster Linie die ausländischen Jagdveranstalter. Der Fototourismus mit Safarireisenden generiert dagegen Milliardeneinnahmen, die im Lande bleiben und der örtlichen Bevölkerung zugute kommen. Darüber hinaus schafft er ein Vielfaches an Arbeitsplätzen.

Das erkennen zunehmend auch die Regierungen der betroffenen Länder. Jüngstes Beispiel ist Botswana: Das Wildtierparadies beherbergt die weltweit größte Population an Elefanten, mehr als 100 000 Tiere. Anfang 2014 hat die Regierung die Großwildjagd auf öffentlichem Gelände verboten. Im Jahr 2013 standen Jagdeinnahmen von rund 20 Millionen Dollar (18 Millionen Euro) Erlöse aus Fotosafaris in Höhe von 350 Millionen Dollar (319 Millionen Euro) gegenüber. Auch in Kenia hat man sich schon vor Jahrzehnten für die Safarireisenden und gegen die Jäger entschieden. Rund eine Milliarde US-Dollar erwirtschaftet das ostafrikanische Land jährlich mit seinen Fototouristen – 30 Millionen Dollar wären es mit der Jagd.