Die weiblichen Bezugspersonen des Mädchens in London tragen Vollverschleierung (Symbolbild). Foto: dpa

Der Fall eines fünfjährigen Mädchens schlägt derzeit hohe Wellen in Großbritannien: Medienberichten zufolge wurde das Kind monatelang in zwei streng muslimischen Familien in London untergebracht.

London - Darf ein britisches Kind mit christlichem Hintergrund in eine streng muslimische Pflegefamilie gegeben werden? Ein Bericht der „Times“ über ein fünfjähriges Mädchen in London schlägt derzeit große Wellen im Vereinigten Königreich. Den Recherchen zufolge wurde das Kind für mehrere Monate in zwei verschiedenen, streng muslimischen Familien im östlichen Londoner Bezirk Tower Hamlets untergebracht. In beiden Fällen sollen die weiblichen Bezugspersonen Vollverschleierung getragen haben.

Dem Bericht vom Montag zufolge beklagte sich das Mädchen, es sei aufgefordert worden, Arabisch zu lernen. Es habe sich zudem islamischen Speisevorschriften unterwerfen müssen. Die „Times“ berief sich auf vertrauliche Dokumente der örtlichen Behörde. Die Bezirksverwaltung von Tower Hamlets gab an, keine Angaben zu Details machen zu dürfen, betonte aber, das Kind sei bei englischsprachigen Pflegeltern mit gemischter Herkunft untergebracht worden. Der Bericht enthalte Fehler, erklärte die Behörde, ohne diese zu benennen.

Besorgt hatte sich die Kinderrechtsbeauftragte für England, Anne Longfield, gezeigt: „Der religiöse, ethnische und kulturelle Hintergrund eines Kindes sollte berücksichtigt werden“, sagte sie einer Mitteilung zufolge. Ein Gericht entschied inzwischen, das Mädchen solle bei seiner Großmutter leben und ordnete eine Untersuchung des Falls an, wie die „Times“ am Mittwoch berichtete. Die Bezirksverwaltung von Tower Hamlets begrüße die Entscheidung, sagte ein Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.