Hermes (li.) und Nopper Foto: Lg//Leif Piechowski

Der Jahresempfang der katholischen Kirche entwickelt sich zusehends zu einem herausragenden gesellschaftlichen Ereignis. Alles, was in der Region in Politik, Kirche und Gesellschaft Rang und Namen hat, stellt sich ein. Neben OB Nopper auch dessen Vorgänger Kuhn und Schuster.

Stuttgart - Wenn Passion und Beruf zusammenkommen, kann viel Gutes passieren. So kann aus einem gesellschaftlichen Ereignis etwas Abgehobenes im positiven Sinne entstehen. Daher hat es sich der passionierte Hegel-Kenner und Stadtdekan Christian Hermes erlaubt, den in Stuttgart geborenen Philosophen in den Mittelpunkt des traditionellen Jahresempfangs der katholischen Kirche im Kursaal zu stellen.

Wer vernunftbegabt sei, lasse sich impfen

Und mit Georg Wilhelm Friedrich Hegel rückte auf diese Weise der Vernunftbegriff ins Zentrum. Sei  es  bei  dem  Vortrag des Hegel-Experten Sebastian Ostritsch oder bei der Begrüßungsrede des Stadtdekans selbst. Darin appellierte Hermes an die Vernunft aller, die am Sinn einer Corona-Impfung zweifeln: „Auch ich will es noch einmal wiederholen: Dass alle, die noch nicht geimpft sind und jetzt geimpft werden können, sich bitte impfen lassen!“ Bei vielen der 200 geladenen Gäste war in diesem Moment ein zustimmendes Nicken zu sehen. Und wie immer, wenn der Stadtdekan ruft, waren auch in diesem Jahr diese 200 Handverlesenen keine Unbekannten. Im Gegenteil. Alles, was in der Region in Politik, Kirche und Gesellschaft Rang und Namen hat, stellt sich beim Jahresempfang der katholischen Kirche ein. Bei der Auflistung der Prominenz mag einem beinahe die Zunge erlahmen. Erwähnt sei dennoch, dass neben dem amtierenden OB Frank Nopper (CDU) auch dessen Vorgänger Wolfgang Schuster (CDU) sowie Fritz Kuhn (Grüne) die vorderen Stuhlreihen zierten. Das Recht der Rede hatte indes nur OB Nopper. Er nutzte es zum Gruße und der Positionierung der Rathausspitze zur katholischen Kirche. Nachdem Nopper vor Wochen bereits seine wohlwollende Haltung zur evangelischen Kirche kundgetan hatte, schloss er nun nahtlos an dieses Bekenntnis an. Der Gerechtigkeit halber wählte der OB teilweise die gleichen Worte: „Die Kirchen haben vor Ort nach wie vor eine große Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie sind so etwas wie das kulturelle und ethische Rückgrat einer städtischen Gesellschaft.“

Nopper: Kirchen werden gebraucht

Weiter sagte er: „Vielleicht hat die Kirche in den heutigen Zeiten der Säkularisierung für die Stadtgesellschaft sogar an Bedeutung gewonnen.“ In einer Zeit der Individualisierung, der Vereinsamung und des Auseinanderdriftens der Stadtgesellschaft brauche man Kirche mehr denn je. Daher sei es wichtig, dass die Kirchen in ihrer ganzen Vielfalt erhalten blieben: „Stuttgart ohne Kirchen wäre ein unwirtliches Zuhause.“ Natürlich blieb auch der Hegelsche Geist nicht außen vor: „Dass Kirche und Religion der Versöhnung dienen, ist übrigens auch ein Grundgedanke des größten Sohnes unserer Stadt.“