Mädchenmord in Emden: Wegen schwerer Ermittlungspanne werden Vorwürfe gegen Polizei laut.

Osnabrück/Emden - Wegen der schweren Ermittlungspanne im Vorfeld des Emder Mädchenmordes werden Vorwürfe gegen die Polizei laut. Sie hätte den mutmaßlichen späteren Mörder der elfjährigen Lena nicht aus dem Blick lassen dürfen, als sich dieser im vergangenen Jahr wegen Besitzes von Kinderpornografie selbst angezeigt habe, sagte Rudolf Egg, Direktor der Kriminologischen Zentralstelle, am Dienstagabend in den ARD-„Tagesthemen“. „Im Interesse des Opferschutzes kann man so jemanden nicht einfach wieder gehen lassen.“ Neben der Aufklärung von Straftaten sei auch die Prävention Aufgabe der Polizei, so Egg.

Der stellvertretende Osnabrücker Polizeipräsident, Friedo de Vries, hatte zuvor mitgeteilt, dass die zuständige Polizeibehörde nicht rechtzeitig auf Hinweise und die Selbstanzeige des 18-Jährigen reagiert hatte. Ein richterlicher Durchsuchungsbeschluss vom 30. Dezember sei bis heute nicht umgesetzt worden.

Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Bernhard Witthaut, warnte im ZDF-„heute journal“ vor eine Vorverurteilung der Polizei. „Das muss jetzt erst einmal aufgearbeitet werden.“ Zunächst müsse klar sein, „wie die ganzen Details zusammenpassen, und dann muss man daraus natürlich auch die entsprechenden verantwortlichen Konsequenzen ziehen“, sagte er.

Polizeitaucher suchen nach Tatwaffe

Der 18-Jährige hatte am vergangenen Wochenende gestanden, die elf Jahre alte Lena in einem Parkhaus in Emden getötet zu haben. Weiter hat er sich bislang allerdings nicht geäußert. Er sitzt wegen Mordes in Untersuchungshaft.

Polizeitaucher wollen an diesem Mittwochmorgen damit beginnen, in den Gräben der Wallanlage in Emden nach der Tatwaffe zu suchen. Ob sie einen Hinweis von dem Tatverdächtigen erhalten haben, ist nicht bekannt. Zu der Tatwaffe wollte die Polizei nichts sagen.

In dem Mordfall war zunächst ein 17-Jähriger in Verdacht geraten. Da die Festnahme durch die Polizei öffentlich erfolgte, kursierten wenig später Name und Anschrift des Jugendlichen im Internet und es wurde zur Lynchjustiz aufgerufen. Wenige Tage später stellte sich heraus, dass der inzwischen Volljährige nichts mit dem Mord zu tun hatte. Die Polizei war auch wegen ihres Vorgehens in diesem Fall kritisiert worden.