Bundestrainer Joachim Löw geht gelassen in die K.o.-Runde. Foto: dpa

Die DFB-Elf trifft im EM-Achtelfinale auf die Slowakei, Joachim Löw raubt das nicht den Schlaf. Italien und Spanien dagegen stöhnen angesichts der bevorstehenden Hürden.

Nizza - Spanien, Italien oder Frankreich? Keiner dieser möglichen Gegner raubt Joachim Löw den Schlaf – so früh sie auch die deutschen Weltmeister herausfordern mögen. „Das sind für mich die tollen Spiele. Da geht es wirklich um viel, die Spannung ist da“, sagte der Bundestrainer und nippt seelenruhig an seinem Espresso. Manch anderer Kollege hätte gerne seine Nerven. Vor allem jetzt, da die EM einen kuriosen Verlauf nimmt: Italien und Spanien, die Finalgegner von 2012, treffen schon im Achtelfinale aufeinander. „Mamma, La Spagna!“, titelte „Gazzetta dello Sport“ entsetzt. Danach geht es Schlag auf Schlag weiter. So droht Frankreich im Viertelfinale ein Duell gegen England. „Ein machbares Achtelfinale, danach die Hölle“, prophezeit das Fachmagazin „France Football“.

Auch Deutschland, das an diesem Sonntag (18 Uhr) in Lille auf die Slowakei trifft, geht schweren Gegnern entgegen. Im Viertelfinale wäre der Sieger der Partie Italien – Spanien der Prüfstein. Im Halbfinale könnte es zum Duell gegen Frankreich oder England kommen. Aber wie gesagt, Löw hat die Ruhe weg. Er konzentriert sich erst mal auf die Slowaken – und auf Marek Hamsik.

Gegen die Slowaken verlor die DFB-Auswahl erst kürzlich 1:3

Der Mittelfeldspieler vom SSC Neapel ist der Topscorer des Teams – nicht zuletzt wegen seines Traumtores gegen Russland (2:1) überstand der EM-Debütant die Vorrunde. „Wenn Hamsik das Heft in die Hand nimmt, können wir nun jeden schlagen“, schrieb die Tageszeitung „Pravda“. Auch die Deutschen: Am 29. Mai verlor der Weltmeister sein letztes EM-Vorbereitungsspiel mit 1:3 gegen eben jene Slowaken, einer der Torschützen war Hamsik (28). Ob das erneut gelingt? Trainer Jan Kozak ist zuversichtlich: „Das Team hat Charakter und Qualität.“ Allerdings droht der Ausfall von gleich drei bundesliga-erfahrenen Spielern. Peter Pekarik (Hertha BSC), Dusan Svento (1. FC Köln) und Robert Mak (früher 1. FC Nürnberg) sind angeschlagen.

Joachim Löw, wie gesagt, spürt keine Unruhe, manche seiner Kollegen schon. Denn nach den Ausrutschern von England und Spanien, die ihre Gruppen jeweils als Zweiter beendeten, befinden sich alle Topteams in einer Hälfte des Turniertableaus. Die bei dem Mammut-Turnier erstmals zahlreich versammelte B-Prominenz um Wales, Polen, Kroatien und der Schweiz geht den anderen Weg. Dieses Missverhältnis verdeutlicht die bisherige Turnierbilanz dieser Mannschaften. Die Teams in der deutschen K.-o.-Hälfte holten 20 WM- und EM-Titel, alle andere: Null! Der viel gescholtene EM-Modus hat mit der ungewöhnlichen Konstellation nichts zu tun. Grund sind vielmehr die Erfolge der Außenseiter und die Schwächen der vermeintlichen Favoriten.

Spanien und Italien begeistert ihr Aufeinandertreffen nur wenig

Die Schwergewichte der Branche stöhnen schwer angesichts der bevorstehenden Hürden. „Wenn wir Spanien schlagen, wartet im Viertelfinale wahrscheinlich Deutschland. Erst der Europameister, dann der Weltmeister. Wir sind Gruppenerster und werden bestraft“, beschwerte sich der „Corriere dello Sport“. Italiens Ex-Nationaltrainer Arrigo Sacchi schätzt: „Später würde es besser passen.“ Auch in Spanien hält sich die Freude auf das Duell mit Italien, das Revanche für das 0:4 vor vier Jahren nehmen will, in Grenzen. „Das ist nicht der Weg, den wir uns gewünscht haben“, räumte Trainer Vicente del Bosque zerknirscht ein. Das überraschende 1:2 gegen Kroatien im letzten Gruppenspiel war für die Iberer die erste Niederlage bei einer EM seit zwölf Jahren. „Eine verdiente Niederlage schickt Spanien auf den schwierigen Weg: die Strecke der Meister“, schrieb die Sportzeitung „Marça“ ernüchtert.

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