Das deutsche Team um Bundestrainer Julian Nagelsmann will den EM-Titel holen. Foto: imago/Sven Simon

Welche Kriterien entscheiden bei Punktgleichheit? Nach wie vielen Gelben Karten werden Spieler gesperrt? Und können die Trainer auch nach Turnierbeginn noch Profis nachnominieren? Ein Blick auf den EM-Modus.

Der Weg zum Titel ist ein langer: Sieben Spiele wird der neue Fußball-Europameister am Ende in den Beinen haben – wobei er längst nicht jedes davon gewinnen muss. Ein Blick auf den Turniermodus, die Regeln und die Prämien bei der 17. EM-Auflage.

Modus Die 24 teilnehmenden Mannschaften verteilen sich auf sechs Vorrundengruppen. Hier ziehen der Erste und der Zweite sicher ins Achtelfinale ein, dazu die vier besten Dritten. Diese werden anhand der Punktzahl im Quervergleich ermittelt – ist diese identisch, greift ein fester Kriterienkatalog: zuerst die Tordifferenz, dann die Anzahl der Siege, notfalls die Fair-Play-Wertung und ganz zuletzt das Abschneiden in der EM-Qualifikation.

Sind zwei Mannschaften in ein und derselben Gruppe punktgleich, entscheidet der direkte Vergleich über die Abschlussplatzierung. In der K.-o.-Runde folgen dann bei einem Unentschieden nach der regulären Spielzeit wie üblich eine Verlängerung und gegebenenfalls ein Elfmeterschießen.

Der gegenwärtige EM-Modus wurde 2016 eingeführt im Rahmen der Aufstockung von 16 auf 24 Teams – damals kam der spätere Europameister Portugal in der Vorrunde ohne einen einzigen Sieg als Dritter mit drei Remis ins Achtelfinale. Durch die Gruppendritten-Regelung lassen sich mögliche Gegner in der K.-o.-Runde im Gegensatz zu einer WM kaum prognostizieren. Im Fall von Deutschland ist zum Beispiel nur sicher, dass in einem Achtelfinale keine Mannschaft aus der Gruppe D warten würde. Noch ein Unterschied zur WM: Ein Spiel um Platz drei findet nicht statt, das wurde nach der Europameisterschaft 1980 abgeschafft.

Kader Die Trainer können maximal 26 Spieler in ihr EM-Aufgebot berufen – müssen das aber nicht tun: Die Mindestgröße für den Kader liegt laut Uefa bei 23 Profis. Der deutsche Nationalcoach Julian Nagelsmann hat sich indessen festgelegt, die erlaubte Höchstzahl voll auszureizen und 22 Feldspieler sowie vier Torhüter mit zum Turnier zu nehmen.

Nachnominierungen sind nach der offiziellen Kader-Meldung nur noch sehr eingeschränkt möglich. Genau genommen in einem Fall: Verletzt sich ein Feldspieler in der Vorbereitung so schwer, dass er während der kompletten Endrunde ärztlich bescheinigt nicht mehr zur Verfügung stehen wird, kann er vor dem ersten Gruppenspiel ersetzt werden. Bei Torhütern gilt diese Regelung auch danach noch.

Karten Hat ein Spieler im Turnierverlauf zwei Gelbe Karten erhalten, ist er für die darauffolgende Partie gesperrt. Gleiches gilt bei einer Gelb-Roten Karte. Auch nach einer vierten Verwarnung müsste man übrigens erneut ein Spiel aussetzen – dieses Szenario kann eintreten, wenn ein Akteur in den ersten beiden Gruppenspielen sowie im Achtel- und Viertelfinale verwarnt wird.

Für das Finale gilt die Gelb-Regelung inzwischen nicht mehr – eine zweite oder vierte Gelbe Karte im Halbfinale bliebe folgenlos, 2002 hatte Michael Ballack auf diese Weise noch die Teilnahme am WM-Finale gegen Brasilien verpasst. Bei einer Roten Karte ist der Fall anders gelagert: Wer diese im Halbfinale sieht, ist in jedem Fall für das Endspiel gesperrt. Kommt sie früher im Turnierverlauf, wird je nach Schwere des Vergehens das Strafmaß individuell festgelegt.

Schiedsrichter Insgesamt 19 Referees sind für das Turnier nominiert – darunter auch die beiden deutschen Unparteiischen und gebürtigen Berliner Daniel Siebert (40) und Felix Zwayer (43). Die weiteren Schiedsrichter kommen zwar mehrheitlich aus den Ländern der teilnehmenden Nationalteams, aber nicht ausschließlich: In Glenn Nyberg ist auch ein Schwede an der Pfeife dabei, während sein Land nicht für die Endrunde qualifiziert ist.

Wie schon bei der vergangenen EM gehört ein Referee aus Südamerika zum Aufgebot im Rahmen einer Kooperation zwischen dem europäischen und südamerikanischen Fußballverband. Dieses Mal wird es Facundo Tello (42) aus Argentinien sein. Eine Schiedsrichterin fehlt indessen im Gegensatz zur vergangenen WM bei der Europameisterschaft.

Prämien Die EM ist auch in finanzieller Hinsicht lukrativ, die Uefa schüttet wie beim vergangenen Turnier 331 Millionen Euro aus. Jeder der 24 teilnehmenden Verbände erhält ein Antrittsgeld in Höhe von 9,25 Millionen, wobei erfolgsabhängige Prämien hinzukommen: Während es in der Gruppenphase eine Million für einen Sieg und eine halbe für ein Remis gibt, steigern sich die Beträge im Turnierverlauf beim Einzug ins Achtelfinale (1,5), ins Viertelfinale (2,5), ins Halbfinale (4,0) und ins Finale (5,0) weiter. Der Sieger erhält nochmals drei Millionen obendrauf.

Im besten Fall kann eine Mannschaft damit 28,25 Millionen Euro erspielen, wenn sie als Europameister alle sieben Turnierspiele gewinnt. Das Geld geht an den jeweiligen Verband, der in aller Regel einen Teil davon an die Profis weitergibt. Der DFB zahlt zum Beispiel 400 000 Euro pro Spieler im Fall des Titelgewinns.