Hätte das deutsche Team im EM-Viertelfinale in Stuttgart einen Handelfmeter bekommen müssen, noch bevor der Siegtreffer der Spanier fiel? Der Bundestrainer meinte: ja.
Es sind oft einzelne Szenen, die ein ganzes Spiel entscheiden können. So war das auch am Freitagabend in Stuttgart. Das deutsche Nationalteam spielte um den Einzug ins Halbfinale der Heim-EM, von den Spaniern kam am Ende der Verlängerung nicht mehr viel – bis auf diese eine Flanke, die Mikel Merino ins deutsche Tor köpfte. Aus der Traum. In der 119. Minute. In der eigentlich das DFB-Team schon hätte führen können.
Denn kurz nach der Pause der Extrazeit (nach 90 Minuten hatte es 1:1 gestanden) spielte sich eine Szene ab, die eigentlich nur ein Ergebnis hätte haben dürfen. Zumindest gemessen an den Maßstäben, die in diesem Turnier bislang galten.
Der deutsche Stürmer Niclas Füllkrug hatte einen hohen Ball abgelegt auf Jamal Musiala. Der Offensivmann zog an der Strafraumgrenze ab, doch der Ball fand den Weg Richtung Tor nicht – weil der Spanier Marc Cucurella mit der Hand dran war. Es gab einen Aufschrei, es gab die Erwartung, die Unparteiischen würden sich die Szene auf dem Video anschauen. Hätten sie das gemacht, hätten sie wohl auf Elfmeter entscheiden müssen. Denn Cucurella hatte den Arm abgespreizt, bekam den Ball nicht aus kurzer Distanz an die Hand – und er verhinderte klar, dass die Kugel aufs Tor kam.
Es gab bei dieser EM schon für weniger klare Vergehen einen Handelfmeter. Und es gab sehr viele Überprüfungen durch den Videoschiedsrichter. Doch zur großen Überraschung verzichtete Anthony Taylor darauf, sich die Szene anzuschauen. Der Engländer machte schnell klar: weiterspielen.
„Ich fühle mich nicht betrogen“, sagte Julian Nagelsmann und meinte: „Ich will nicht jammern.“ Aber der Bundestrainer betonte auch: „Ich kann nicht nachvollziehen, dass das kein Elfmeter ist.“ Er appellierte daran, die Regel künftig noch klarer zu formulieren. Am Freitagabend war er sich sicher, „dass der Ball auf das Tor kommt, vielleicht geht er sogar ins Tor – aber er stoppt ihn mit der Hand.“ Dass dies nicht zum Elfmeter führte, tue ihm vor allem „leid für die Mannschaft“.