Luis Enrique hat stressige Tage hinter sich. Foto: AFP/JAVIER SORIANO

Vom 6:0 gegen Deutschland kann sich Spanien nichts mehr kaufen. Der dreimalige Europameister muss liefern - trotz einer Vorbereitung mit Corona-Hindernissen. Denn Gegner Schweden kennt das auch. Den Skandinaviern machen die Ereignisse am Samstag aber noch zu schaffen.

Sevilla - Nach den Corona-Chaostagen mit Last-Minute-Impfungen will Spaniens „La Roja“ in der Hitze von Andalusien wieder zur gefürchteten Furie werden. Das erste gemeinsame Training gerade mal zwei Tage vor dem Auftaktspiel in der Gruppe E gegen ebenfalls Covid-19-geplagte Schweden am Montag (21.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) soll die Mannschaft von Luis Enrique auch nicht daran hindern. „Luis Enrique zeigt Dir in jeder Situation, wie Du gewinnen kannst“, sagte der ehemalige Bayern-Profi Thiago.

Trainer Enrique wagt aber auch viel. Er verzichtet auf Rekordnationalspieler Sergio Ramos, berief andere dafür überraschend in den Kader. Mit einem 17-köpfigen Parallelkader rüstete er sich für alle Eventualitäten, die in den unsicheren Corona-Zeiten noch kommen könnten, unterstützte die Impfung komplett ungeschützter Profis am vergangenen Freitag. „Die Bedingungen waren nicht ideal, sie sind aber keine Entschuldigung“, sagt Enrique.

Wirbel um Corona-Tests

„Das alles hat uns als Mannschaft nur noch stärker machen lassen“, betonte sogar Diego Llorente, der nach seinem positiven Befund zunächst auch im Krankenwagen das EM-Quartier in Las Rozas de Madrid wie schon Busquets hatte verlassen müssen. Er war nach vier nachfolgenden Negativ-Tests aber Ende der Woche wieder zurückgekehrt.

Nach den EM-Titeln 2008 und 2012 sowie dem WM-Triumph von 2010 durch die Goldene Generation darben die Spanier wieder etwas. Vorrunden- und Achtelfinal-Aus bei den Weltmeisterschaften 2014 und 2018, Achtelfinal-Aus bei der EM 2016. Wohl auch deswegen riskiert Enrique eine Euro mit vielen Spieler, die noch bei keinem großen Turner dabei waren - „Mundo Deportivo“ schrieb bereits vom „Rookie Spanien“. Enrique selbst zählt sein Team aber zu den „sechs, sieben“ Titelkandidaten.

Letztes Duell 1:1

Das bislang letzte Duell zwischen Spanien und Schweden endete bei den Skandinaviern in der EM-Qualifikation 1:1. „Und ich hoffe, dass wir das auch wieder erreichen. Wir sind natürlich keine Favoriten, aber ich hoffe, dass wir sie ärgern können“, sagte Schwedens Bundesliga-Star Emil Forsberg im Interview der Deutschen Presse-Agentur vor der Partie. Das sei aber schon anderthalb Jahre her, betonte Trainer Janne Andersson am Sonntag bei der Pressekonferenz im Stadion auf der Isla de la Cartuja.

Vor ihrer Abreise aus dem EM-Camp in Göteborg hatten sie noch entspannt Golf gespielt. Mit der Landung in Sevilla bekamen sie aber auch die Bilder vom Kollaps des Dänen Christian Eriksen mit. Und die wirken nach. Er freue sich auf das Spiel gegen Spanien, sagte Schweden-Routinier und Kapitän Sebastian Larsson. „Aber man fühlt sich einfach nicht gut. Wir denken an Christian und wir denken an seine Familie. Es ist eine schreckliche Situation“, betonte der 36-Jährige vom schwedischen Club AIK Solna: „Fußball ist definitiv nicht das Wichtigste in der Welt.“

Warme Temperaturen vor Ort

Und dennoch werden auch Forsberg, Sebastian Larsson und der Rest der Schweden alles daran setzen, erfolgreich in die EM zu starten und die Bilanz von nur einem erreichten Viertelfinale seit 2000 aufzubessern. Die heißen Temperaturen selbst in den Abendstunden in Sevilla sollen sie daran nicht hindern. Während die Spanier eigens zur heißesten Zeit und deutlich über 30 Grad in ihrem Camp in Las Rozas de Madrid geschwitzt hatten, bereiteten sich die Schweden bei Temperaturen um gerade mal 20 Grad in Göteborg vor. „Bei der WM in Russland war es auch sehr heiß, da haben wir einige Erfahrungen gesammelt“, betonte Schwedens Coach, dem wie alle anderen vor allem ein Name fehlt.

Zlatan Ibrahimovic wollte mit 39 eigentlich sein EM-Comeback geben, nachdem er im Sommer 2016 seinen Abschied aus der schwedischen Nationalmannschaft verkündet hatte. Ganz Schweden habe sich auf Ibrahimovis Rückkehr gefreut, betonte Forsberg. Dass der Superstar verletzt nicht zur Verfügung steht, „war und ist ein sehr harter Schlag für uns“, sagte Forsberg, der in Sevilla auch RB-Vereinskollege Dani Olmo von den Spaniern wiedersehen wird.