Wer hier das Sagen hat, ist nicht zu übersehen. Foto: AFP/TOLGA AKMEN

In London gibt es seit 20 Jahren bei großen Turnieren eine Wohnsiedlung, die durch ein Flaggenmeer auf sich aufmerksam macht. „Kirby Estate“ macht auch bei der Fußball-Europameisterschaft wieder von sich reden.

London - Seit dem Start der Fußball-Europameisterschaft ist der „Kirby Estate“ im Londoner Stadtteil Bermondsey wieder eine kleine Touristenattraktion. Die Bewohner der Wohnsiedlung im Osten der britischen Hauptstadt haben die Häuser mit Hunderten von englischen St.-George’s-Flaggen geschmückt. „Das machen wir zu jedem Turnier“, berichtet eine Anwohnerin der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist vor allem für die Kinder.“

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Die Tradition begann vor über 20 Jahren. Inzwischen kümmert sich Bewohner Chris Dowse um die beeindruckende Dekoration. Er hat die England-Flaggen auf eigene Kosten besorgt und hängt sie alle paar Jahre mit Unterstützung der Nachbarn auf. „Er will kein Geld dafür“, erzählt die Anwohnerin. „Wer etwas spenden möchte, kann etwas in den Topf schmeißen.“ Dowse organisiert auf Wunsch auch internationale Flaggen. Zwischen den rund 500 Fahnen mit rotem Kreuz auf weißem Hintergrund findet man auch ein paar vereinzelte Außenseiter.

Ein paar Außenseiter

So sind im „Kirby Estate“ auch zwei portugiesische, eine türkische und eine deutsche Flagge zu sehen - und vor dem Duell am Freitag zwischen England und Schottland auch drei schottische. Die Anwohnerin Sarah Dollard hat eine solche Fahne mit dem blau-weißen St. Andrew’s-Kreuz vor ihrer Wohnung aufgehängt. „Das sorgt für viele Lacher“, sagte die 31-Jährige, deren Vater Mick aus Glasgow stammt, dem Boulevardblatt „The Sun“. „Alle reden darüber.“

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Dass ihre Schottland-Flagge in dem patriotischen Wohnkomplex vor dem EM-Spiel der „Auld Enemies“ für Spannungen sorgt, ist ausgeschlossen. Im Kirby Estate sind die Bewohner stolz auf das freundschaftliche Miteinander. „Hier dreht sich alles um die Gemeinschaft“, sagt Dollards Nachbarin. Das gilt auch für das mit Spannung erwartete Match. Einige Bewohner wollen am Freitag ihre Fernseher im Innenhof aufstellen und das Spiel gemeinsam mit ihren Nachbarn schauen.