Nils Strassburg alias Elvis Presley füllt bei seinen Auftritten mit seiner Band Roll Agents die Konzertsäle meistens bis auf den letzten Platz. Foto: Spirit

Der Stuttgarter Nils Strassburg lässt mit seiner Band Roll Agents Elvis Presley wieder aufleben. Allerdings nicht als billige Kopie, sondern mit eigener Interpretation. Die nächsten Kostproben seiner Las-Vegas-Show gibt er am 21. und 22. August im Renitenz-Theater.

Stuttgart - Der König ist tot. Es lebe der König. Anders gesagt: The King of Rock’n’ Roll lebt. Elvis Presley ist nicht nur durch seine Musik zu einer unsterblichen Ikone des Showbiz geworden. Es sind auch die unzähligen Elvis-Darsteller auf der ganzen Welt, die dem King immer wieder neues Leben einhauchen. In Mexiko City, in Tokio, in Memphis und nun auch wieder in Stuttgart. Nils Strassburg (38) und seine Band Roll Agents rangieren wahrscheinlich in der Liste derer, die auf Elvis machen, an Position 1 500 001.

„Tja“, sagt Nils Strassburg alias Elvis Presley, „es gibt weltweit wahrscheinlich keinen anderen Künstler, der so oft gedoubelt wird wie Elvis. Das sagt aber auch viel über seinen Einfluss als Künstler aus.“

In diesem Bekenntnis schwingt noch etwas Unausgesprochenes mit. Es ist ein Gefühl von selbstbewusstem Trotz. Er hätte auch sagen können: Na und, dann sind wir eben die Nummer 1,5 Millionen und eins. Aber wir sind anders. Und besser als viele. Zumindest fand das die Elvis-Presley-Gesellschaft von Time Warner. Sie kürte Strassburg und seine Band im Mai 2012 zum besten Elvis-Interpreten des Jahres in Deutschland. Das Erfolgsgeheimnis der Roll Agents liegt in der Betonung auf Interpret. Darauf legt Nils Strassburg Wert. „Ich bin kein Imitator, sondern ein Interpret“, sagt er, „bei uns klingt alles ein bisschen anders – und doch wie bei Elvis.“

Er ist kein billiges Abziehbild, keine Kopie. Wenn der Stuttgarter Elvis auf der Bühne steht, singt er zwar wie der King. Er bewegt sich auch ähnlich und hat die blauschwarze Schmalzlocke samt Koteletten so gestutzt wie sein Vorbild, aber es entsteht bei jedem Auftritt etwas Neues. Strassburg nennt es „Spirit“ und meint damit die Formel, die Elvis ausmachte: seine Präsenz auf der Bühne, seine ungeheure Ausstrahlung, dieses unerschöpfliche Talent. „Es hatte das, was Menschen fesselt. Etwas Einzigartiges.“

Jeden der 800 Elvis-Titel kennt Strassburg

Das will Strassburg rüberbringen. Und davon ließ sich Klein Nils schon als Sechsjähriger anstecken. „Kein Witz“, sagt er und blickt einen mit seinen marineblauen Augen so lange an, bis er ein zustimmendes Nicken bekommt. „Ehrlich, mit sechs hat es mich erwischt.“ Wenn im Radio „Jail House Rock“ und andere Klassiker liefen, hat der junge Strassburg mitgedudelt. Heute kennt er jeden der 800 Elvis-Titel.

Und nicht nur das. Wenn der Mann, der seine Brötchen hauptsächlich als Marketingfachmann in Ostfildern verdient, über Elvis Aaron Presley spricht, bekommt man das Gefühl: Nils Strassburg kennt den King persönlich. Als habe er erst gestern mit seinem Freund aus Memphis einen Kaffee getrunken. Da ist so viel Nähe, so viel Intimität in seinen Worten.

Mag sein, dass dies ein Grund für den bisherigen Erfolg von Strassburg und der Roll Agents ist. Zuletzt war jede Vorstellung ausverkauft. Wenn sie in ihrem „Wohnzimmer“ (Strassburg über das Wilhelma Theater) spielen, sprechen sie so ein breites Publikum an wie kaum eine andere Musikgruppe. Die Dame an der Kasse schätzt die Altersspanne auf „22 bis 82 Jahre“ ein. Zuletzt hat Strassburg sogar von zwei 13-jährigen Mädchen ein dickes Lob bekommen: Jetzt verstehen wir, was Elvis ausmachte.

Da musste sich der Künstler erst einmal kneifen: „Hallo!? Das schaffe ich wirklich?“

Das besondere Las-Vegas-Gefühl soll entstehen

Natürlich nicht alleine. Die Roll Agents treten in Mannschaftsstärke auf. Elf Freunde, ein Team. Bläser, Chöre, Bass, Schlagzeug und mittendrin Elvis. „So soll beim Publikum das besondere Las-Vegas-Gefühl entstehen“, erklärt Strassburg. So wie damals, als der King pro Abend 125 000 Dollar kassierte und die Menschen im Spielerparadies Nevadas in rund 600 Konzerten begeisterte. Dies ist auch der Anspruch der Roll Agents, die ihre Show „The Elvis Xperience“ nennen. Die „Elvis-Erfahrung“, in die ein Conférencier einführt.

Den humoristischen Ansager gibt in diesem Fall Michael Gaedt, den Stuttgartern vor allem durch Die Kleine Tierschau bekannt. „Michael Gaedt heizt das Publikum mit seinen Sprüchen an“, sagt Strassburg, „er ist das Tüpfelchen auf dem i.“ Comedian Gaedt war anfangs jedoch sehr skeptisch („Noch ein Elvis-Darsteller“), heute ist er angetan von der „riesigen Energie, die Nils Strassburg auf die Bühne bringt“. Stuttgart könne stolz auf diese Show sein, meint Michael Gaedt: „Denn hier tritt nicht der Stuttgarter Elvis, sondern der amerikanische Nils auf.“

Übrigens: Elvis Presley ist am 16. August 1977 an Medikamentenmissbrauch gestorben. An diesem Freitag jährt sich der Todestag wieder. Aber ungeachtet dieser Fakten glauben sieben Prozent der Bevölkerung: Elvis lebt. Für den Rest lebt zumindest der Mythos des Kings weiter. Gut möglich, dass ein paar dieser Gläubigen in Strassburgs Show waren.

Karten (26,50 Euro) für die beiden Shows im Renitenz-Theater (Büchsenstr. 26) am 21. und 22. August (jeweils 20 Uhr) gibt es im Internet unter www.renitenztheater.de/spielplan/karten/ oder aber über das Kartentelefon unter der Nummer 07 11/29 70 75.