Cornelius Gruner vertritt die Meinung, nur etwas verändern zu können, wenn man sich äußert. Daher engagiert er sich ehrenamtlich im Stuttgarter Gesamtelternbeirat. Er ist dort stellvertretender Vorsitzender und im Elternbeirat am Fanny-Leicht-Gymnasium.
Vaihingen - Ein etwas komisches Gefühl hat Cornelius Gruner schon. Denn im kommenden Jahr wird sich der 56-Jährige Familienvater nach vielen Jahren ein neues Hobby suchen müssen. „Dann nämlich macht auch unser jüngerer Sohn Abitur“, sagt Gruner. Seit 17 Jahren ist er Elternvertreter. Er war aktiv im Kindergarten, dann an der Salzäcker-Grundschule und schließlich am Fanny-Leicht-Gymnasium in Vaihingen, wo er bis zum vergangenen Schuljahr Elternbeiratsvorsitzender war. „Ich versuche, mich langsam zurückzunehmen und bin seit diesem Schuljahr Stellvertreter“, sagt Gruner.
Zudem ist er stellvertretender Vorsitzender im Gesamtelternbeirat Stuttgart (GEB). Im GEB kümmert sich Gruner um 26 Gymnasien. Außerdem ist er Mitglied im Schulbeirat und als Sprecher der Gruppe Bildungshaushalt dafür zuständig, die Finanzen der Stadt Stuttgart zu beobachten. „Man muss sagen, Stuttgart hat in den vergangenen Jahren unheimlich viel getan“, sagt Gruner. Doch nicht immer läuft es rund. Das weiß der zweifache Vater aus seiner Erfahrung. Derzeit beschäftigen sich die Elternvertreter mit den Plänen der Landesregierung. „Die Gemeinschaftsschule ist sicher der richtige Weg“, sagt Gruner. Nicht einverstanden ist er aber damit, dass denjenigen Gymnasien, die wieder G-9-Schulen werden wollen, nun Steine in den Weg gelegt werden. „Das war anders versprochen“, sagt Gruner, der extra für eine E-Mail-Aktion an die Landesregierung eine G-9-Geschichte verfasst hat. Für untragbar hält der GEB auch, dass in Zeugnissen Fehlzeiten aufgeführt werden dürfen, auch dann, wenn die Schüler Atteste vorweisen können. „In keinem Arbeitszeugnis ist das erlaubt“, so Gruner.
Nicht: Eltern gegen Lehrer
Warum er sich so in Kindergarten und Schule einbringt? Und noch dazu als Mann? Ganz einfach: „Man kann nur etwas verändern, wenn man sich äußert“, sagt Gruner. Und: „Es war und ist mir wichtig, mich für meine Kinder zu engagieren“, erklärt Gruner einen weiteren seiner Beweggründe. „Im letzten Jahr im Kindergarten sind wir im Vorstand des Elternbeirats sogar alles Männer gewesen“, sagt Gruner.
Der, wie er sagt, „Feschtlesbeirat“, sei er nie gewesen, sondern der politische, der für seine Meinung einsteht. Man müsse ihn manchmal sogar eher bremsen, gibt sich der Familienvater selbstkritisch. „Ich habe auch immer deutlich gemacht, dass es nicht heißt: Eltern gegen Lehrer“, sagt Gruner. Dafür kennt er beide Seiten auch zu gut. „Vier meiner sechs Geschwister sind Lehrer“, sagt Gruner, der in Winnenden aufgewachsen ist. Der Vater hat dort jahrelang die Paulinenpflege geleitet.
Dieses soziale Umfeld, da ist sich Gruner sicher, hat auch ihn und seine Geschwister geprägt. „Ich war beispielsweise fast durchgehend Klassensprecher, wenn ich heute so zurückblicke“, sagt der 56-Jährige. „Und zeitweise auch Schulsprecher.“
Gruner lobt das Engagement am Fanny
Zeit für sein Ehrenamt und die Familie kann sich Gruner nehmen. „Ich arbeite Teilzeit, seit unsere Söhne auf der Welt sind“, sagt er. Dass er sich in dieser Form ehrenamtlich engagieren könne, dafür sei er seinem Arbeitgeber sehr dankbar. Zuvor arbeitete er voll und war mit seiner Frau beim Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) aktiv, wo er immer noch am Rande mitarbeitet. Lange war er auch Vorsitzender des Stuttgarter Kreisverbands. Zu seinem 50. Geburtstag verlieh ihm der ADFC den Titel des Ehrenvorsitzenden. „Meine Frau und ich fahren leidenschaftlich gern Fahrrad“, erzählt Gruner. Seit 31 Jahren sind die Gruners verheiratet. Gestrampelt wird gemeinsam auf dem Tandem.
Das Fanny-Leicht-Gymnasium hatten sich die Söhne ausgesucht. „Und ich muss sagen, es war eine gute Wahl“, sagt Gruner. „Das Verhältnis und die Zusammenarbeit sind super.“ Gruner lobt das Engagement aller an der Schule. „Wir haben beispielsweise 280 Kocheltern“, sagt Gruner. Eine neue Aufgabe für die Zeit nach dem Elternbeirat? „Ich habe mich einmal darin versucht und zwei Stunden nur Möhren geschnitten“, sagt Gruner. „Kochen ist wohl eher nichts für mich.“