Norbert Edel hat das Elly 21 Jahre lang geleitet. Foto: Max Edel; LG/Rettig

Norbert Edel hat das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium 21 Jahre lang geleitet – immer mit klarer Vision, wie Schule sein sollte. Mit welchem Gefühl geht er in den Ruhestand?

Wenn Norbert Edel durch die Flure seiner Schule geht und ins lebendige Schulleben eintaucht, erfüllt ihn meistens eine große Zufriedenheit. Er spürt dann, „am richtigen Ort“ zu sein. Für ihn ist es immer ein Glück gewesen, junge Menschen in ihrer Entwicklung zu begleiten. Aber der Abschied rückt näher. Anfang Juli hat Edel seinem letzten Abiturjahrgang die Abizeugnisse überreicht. Am 28. Juli wird der Schulleiter des Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums offiziell verabschiedet.

 

Ein Schulleiter ohne Hierarchiedenken

21 Jahre hat der gerade 64 Jahre alt gewordene Edel die Geschicke der Schule geleitet. Als Kunstlehrer stach er in der Position heraus. Landesweit seien sie zwischenzeitlich zu dritt gewesen, meint er, in Stuttgart war er der einzige. Seine Liebe zur Kunst und Kultur hat auch seine Ideen von guter Schule mitgeprägt. Edel hat das Gymnasium zu einer Schule gemacht, in dem soziales und kulturelles Lernen groß geschrieben wird und in dem auch Inklusion gelebt wird. Seit zehn Jahren kooperiert das Elly mit der Helene-Schoettle-Schule, einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. 31 Kinder des SBBZ besuchen derzeit das Elly und nehmen am kooperativen Unterricht teil.

Schulleiter ist Edel auf ungewöhnlichem Weg geworden. Er kam vom Lehrerseminar in Esslingen. Dort hatte er angehende Lehrkräfte ausgebildet – und nebenher in Ebersbach an der Fils seine Fächer Kunst und Deutsch unterrichtet. Am Elly habe ihm, als er dort anfing, der familiäre Geist der Schule gefallen. „Man hat sich umeinander gekümmert“, sagt Edel. Das hat er gepflegt und weiter entwickelt. Vom Seminar sei er ohnehin einen Umgang ohne Hierarchiedenken gewohnt gewesen. Das hat er sich auch später nicht angewöhnt – und sei damit immer gut gefahren. Ihm sei wichtig, den einzelnen Menschen zu sehen: „Was können wir tun, um dieses Kind bestmöglich zu unterstützen“? Wie können sich Lehrkräfte gut entwickeln? Davon habe er sich leiten lassen. „Beziehung ist die Grundlage von allem“, das sei seine „Basis“.

Norbert Edel ist Künstler – hier eines seiner Werke. Foto: Homepage Edel

Keine Angst vor dem Ruhestand

Ein Fan des gegliederten Schulsystems war er nie. Es gebe „keine homogenen Klassen“, meint Edel. Heterogenität sieht er positiv. Er ist froh über die „sehr gemischte Schülerschaft“ am Elly. Gerade am Gymnasium sei es wichtig, dass die Schüler lernten, mit Vielfalt umzugehen – und auch davon, dass Inklusion dazu gehört, ist er überzeugt.

Am fordernsten hat Edel die Coronajahre erlebt. Als Schulleiter hatte er Präsenzpflicht, während alle anderen im Homeschooling waren. Jeden Tag durch die verwaisten Flure zu laufen, das sei eine „bizarre Situation“ gewesen. Die vergangenen Monate waren auch noch mal intensiv: Die Schule hat ihren Neubau komplett bezogen, dann stand noch die konzeptionelle Arbeit an wegen der Bildungsreform. Die Rückkehr zu G 9 ist für das Elly als Ganztagsschule besonders herausfordernd. Der Ganztag sei nicht mitgedacht worden, kritisiert Edel, ihn weiter anzubieten, werde einem „sehr schwer gemacht“. Er hat in den vergangenen Monaten geplant, wie es weiter gehen wird am Elly – ohne noch Teil davon zu sein. Ein seltsames Gefühl.

Die Nachfolge sei zum Glück „gut geregelt“, das Kollegium „gut aufgestellt“. Stuttgarts ehemaliger Geschäftsführende Schulleiter, Holger zur Hausen, kehrt aus Barcelona zurück und übernimmt. Norbert Edel freut sich schon auf sein Atelier in Esslingen. Der zweifache Vater und dreifache Großvater ist immer auch Künstler geblieben. Bisher konnte er nur am Wochenende um 6 Uhr vor den Staffeleien stehen, nun ist dafür mehr Zeit – und natürlich für die Familie. Vor „dem Loch“ hat er keine Angst. Norbert Edel wird auch im Ruhestand nicht langweilig werden, daran hat man keinen Zweifel.

Wer mehr über Norbert Edel als Künstler erfahren will – hier kommt man zu seiner Homepage.