Musikschuldirektor Friedrich-Koh Dolge bringt sich in die Planung mit ein. Foto: M. Steinert

Die Idee von Musikschuldirektor Dolge stößt bei Bezirksbeiräten und Rektoren der betroffenen Schulen auf offene Ohren.

Bad Cannstatt - Musikalische Bildung ist dem Leiter der Stuttgarter Musikschule Friedrich-Koh Dolge wichtig. In Zeiten, in denen der Trend zur Ganztagsschule sowohl an der Grundschule als auch an den weiterführenden Institutionen geht, fürchtet er deswegen um seine bereits ausgelastete Schülerschaft. Die Lösung: Wenn die Schüler nicht mehr zur Musikschule kommen (können), dann kommt eben die Musikschule zu den Schülern. Am Mittwoch hat Dolge dem Unterausschuss Schulen des Bezirksbeirats Bad Cannstatt seine Campus-Lösung vorgetragen.

Demnach könnte, wenn das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium neu gebaut würde und die benachbarte Eichendorffschule ebenfalls einen neuen Erweiterungsbau erhielte, die Stadtteilmusikschule Bad Cannstatt mit in die neuen Konzepte eingebunden werden. „Die Lösung ist der Schulcampus“, sagte Dolge. So wären die Musikpädagogen vor Ort und könnten, wenn der Stundenplan einer Ganztagsschule rhythmisiert werde, als Angebot in den Tagesablauf der Schüler integriert werden. Auch Einzelunterricht sei so möglich, weil die Kinder den Campus nicht verlassen müssten.

Zu kleine und marode Räume

Hinzu kommt noch ein weiteres Argument: Das Haus, in dem die Musikschule derzeit an der Kreuznacher Straße untergebracht ist und das der Stadt Stuttgart gehört, ist marode. Katja Fischer, die Leiterin der Stadtteilmusikschule, hat die Bezirksbeiräte eindringlich auf die Baumängel hingewiesen: „Die Toiletten stinken, Kacheln fallen von den feuchten Wänden, auch das Öffnen der Fenster ist teilweise lebensgefährlich.“ Zudem gehe es in dem Haus, das bis Anfang der 80er Jahre eine Zweigstelle der Schillerschule war, sehr eng zu. Die Musikschule muss sich die Räume mit der Volkshochschule teilen.

Dolge und Fischer sind mit ihrer Idee, mit der Eichendorffschule und dem Elly gemeinsame Sache zu machen, im Unterausschuss Schulen auf offene Ohren gestoßen. „Eine Kooperation mit dem Elly wäre einmalig“, sagte Michael Rosenberg-Pohl von der CDU. Auch Peter Mielert (Grüne) fand Gefallen am Campus, hatte jedoch auch Einwände: Die Kreuznacher Straße habe eine zentrale Lage. Es kämen auch Schüler aus allen Ecken des Stadtbezirks. Er warnte davor, sich nur auf eine Schule zu konzentrieren. „Andere haben auch ein Anrecht auf musikalische Bildung“, sagte Mielert – und Stefan Conzelmann (SPD) gab ihm Recht, sah aber auch die Chance, jetzt in das Raumkonzept eingreifen zu können, wenn ein Neubau kommt.

Die betroffenen Schulrektoren Matthias Bolay von der Eichendorffschule und Norbert Edel vom Elly reagierten positiv auf den Vorschlag der Musikschule. „Musik ist ein ganz wichtiger Teil des Ganztagskonzepts“, sagte Bolay. Zudem sei der Wunsch der Eltern nach Musikpädagogik sehr groß. „Wir würden uns freuen, die Musikschule einzubinden“, sagte der Rektor.

Idee darf Baubeginn nicht verzögern

Er gab jedoch zu bedenken, dass dies eine Lösung nur für die Schüler der Eichendorffschule und des Elly sei. „Ein Kind in der Schillerschule im Ganztagsunterricht erreichen Sie nicht“, sagte Bolay. Die Musikschule müsse überlegen, ob sie nicht an alle Schulen gehen könne. „Es ist charmant, alles auf dem gleichen Gelände zu haben“, sagte Edel. Zudem könnten die Schüler des Gottlieb-Daimler-Gymnasiums ebenfalls in den Genuss des Musikschulangebots auf dem neuen Campus kommen. Die Idee, die Musikschule zu integrieren, sollte aber den Neubau des Elly nicht verzögern: „Wir sind massiv darauf angewiesen, dass jetzt etwas für uns passiert“, sagte Edel.