2007 hat die Privatbank Ellwanger & Geiger ihre Zentrale an den Börsenplatz in Stuttgart verlegt. Foto: chim Zweygarth

Das traditionsreiche Bankhaus Ellwanger & Geiger stellt die Weichen neu. Die beiden persönlich haftenden Gesellschafter trennen sich. Jeder konzentriert sich auf das, was er gut kann, so die neue Losung.

Stuttgart - Die Privatbank Ellwanger & Geiger KG ist eine besondere Adresse in Stuttgart. Schon 1937 hat die Bank, die 2012 ihr 100-Jahr-Jubiläum gefeiert hat, mit der Vermittlung von Immobilien begonnen und sich im Laufe der Jahre darauf spezialisiert. In der Branche spricht man deshalb gern auch vom Immobilienmakler mit angeschlossener Bank. „Das wird der Bank nicht gerecht“, rückt Volker Gerstenmaier, persönlich haftender Gesellschafter der Bank, den Eindruck zurecht. Die Bank habe sich zu einem Vermögensverwalter entwickelt und will diese Kompetenz ausbauen. „Viele Kunden sind bereits in der vierten Generation bei Ellwanger & Geiger und schätzen die Unabhängigkeit der Privatbank.“

Jetzt will die Bank aus dem Schatten des Immobiliengeschäfts heraustreten. Mario Caroli, der zweite persönlich haftende Gesellschafter und der Kopf hinter dem Immobilienbereich bei Ellwanger & Geiger, wird als Gesellschafter ausscheiden, sobald ein Nachfolger für ihn als Geschäftsleiter der Bank gefunden und von der Finanzaufsicht Bafin zugelassen ist.

Privatbank und Immobiliengesellschaften wollen kooperieren

Die Weichen für den Kurswechsel sind schon gestellt. Zum Jahreswechsel hat das Bankhaus sich von seinen Immobiliengesellschaften getrennt und diese an Caroli und zwei weitere Ellwanger-&-Geiger-Manager verkauft. Sowohl Gerstenmaier als auch Caroli beteuern, dass die Privatbank und die Immobiliengesellschaften künftig kooperieren wollen. Soll heißen: Kunden der Privatbank mit Immobilienfragen können an die Immobiliengesellschaften empfohlen werden, umgekehrt können Immobilienkunden bei Finanzierungs- oder Vermögensverwaltungsthemen an die Privatbank verwiesen werden.

„Wir machen auch künftig das gleiche Geschäft mit den gleichen Leuten“, sagt Mario Caroli. „Jeder konzentriert sich auf das, was er beherrscht und entwickelt das mit Vollgas nach vorne.“

Über 80 Prozent des Eigenkapitals der Bank hält die Horus Ellwanger & Geiger Holding GmbH. Hinter Horus steht der Arzt und Unternehmer Lutz Helmig, der mit dem Verkauf seiner Helios-Kliniken 2005 den Grundstein für sein Vermögen legte. Die Beteiligung an Ellwanger & Geiger wird in Form von Kommanditanteilen gehalten. „Die Horus steht fest zu dieser Beteiligung“, sagen Gerstenmaier und Caroli auf die Frage, ob die Bank ohne den Immobilienbereich noch interessant für den Investor sei. Ellwanger & Geiger passe in die Investitionsstrategie von Horus, die mit der V-Bank in München – der Bank für Vermögensverwalter – und dem Vermögensverwalter Spiekermann in Osnabrück weitere Beteiligungen aus diesem Segment hält, so Gerstenmaier.

Trennung hat Vorteile für beide Seiten

Die Trennung von Bank und Immobilien hat aus Sicht der zwei persönlich haftenden Gesellschafter Vorteile für beide Seiten. Die Bank musste für die Immobilien-Tochtergesellschaften Eigenkapital vorhalten. Durch den Verkauf der Gesellschaften kann die Bank dieses Eigenkapital für ihr eigenes Wachstum nutzen. Geplant sei, die Mandate in der Vermögensverwaltung „2018 erneut um zehn Prozent zu steigern“, sagt Gerstenmaier. Bestärkt habe ihn der „sehr positive Verlauf im Jahr 2017, wo wir viele neue Kunden gewinnen konnten“. Die verwalteten Vermögen der Bank liegen bei knapp einer Milliarde Euro.

Die Privatbank hat eine Bilanzsumme von rund 190 Millionen Euro. Die Größe spiele eine untergeordnete Rolle, so Gerstenmaier, „die Qualität der Beratungsleistungen ist entscheidend“. Die Ertragsquellen stammen überwiegend aus dem Bereich der Wertpapierprovisionen sowie aus Verwaltungs- und Beratungsgebühren. Der Zinsüberschuss – bei den Wettbewerbern die Hauptertragsquelle – macht nur rund 25 Prozent der Erträge bei Ellwanger & Geiger aus.

„Die Neujustierung erfolgt rechtzeitig“, betont Caroli. Teil eines Bankkonzerns zu sein, habe die Immobiliengesellschaften gebremst. So waren etwa Provisionen aufgrund von Vorschriften aus dem Bankenbereich gedeckelt. Auch waren die Prüfungs- und Meldepflichten umfassender. Die Immobiliengesellschaften wollen ihre „führende Position in München und Stuttgart behalten“, sagt Caroli. Pro Jahr sollen zwei Immobilienspezialfonds aufgelegt werden.

Mitarbeiter müssen aufgeteilt werden

Bisher hat das Bankhaus rund 120 Mitarbeiter beschäftigt, davon entfällt die Hälfte auf den Bank- und die andere Hälfte auf den Immobilienbereich. Im Moment werden alle Serviceleistungen wie Personalwesen, Buchhaltung, Informationstechnologie von der Ellwanger & Geiger KG erbracht. Diese Funktionen und Mitarbeiter müssen nun zwischen Privatbank und Immobiliengesellschaften aufgeteilt werden. „Wir gehen davon aus, dass dies in den kommenden Monaten ohne Stellenabbau gelingt“, sagt Gerstenmaier.

Schon seit Längerem prüfen die Gesellschafter, ob das Bankhaus nicht von der Rechtsform einer Kommanditgesellschaft in eine Aktiengesellschaft wechseln soll. Die europäische Bankenaufsicht kenne die Rechtsform der KG bei Banken nicht, zudem sei das Einbehalten von Gewinnen in einer KG erheblich erschwert. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.