Ella Fitzgerald und Dizzie Gillespie 1947 Foto: www.mauritius-images.com

„I Got Rhythm – Kunst und Jazz seit 1920“ heißt die aktuelle Sonderausstellung im Kunstmuseum Stuttgart. Untersucht werden die Querverbindungen und Beeinflussungen zwischen Jazz und Kunst. In einer 13-teiligen Serie stellen wir Größen des Jazz vor. Folge 6: Ella Fitzgerald.

Stuttgart - Wie für die meisten afroamerikanischen Musiker war auch für Ella Fitzgerald aller Anfang schwer. In der Zeit der Wirtschaftskrise lief im Radio fast nur süßliche Musik. Um guten Jazz zu erleben, musste man in die Cabarets von Harlem, die Schwarze nicht betreten durften. Und für Schallplatten war kein Geld da. Ellas Mutter arbeitete als Wäscherin, und der Vater hatte die Familie früh verlassen.

Trotz der Armut zeichnete die kleine Ella ein fröhliches Gemüt aus. Sie träumte sich in die Welt des Showbiz und gewann einen Nachwuchswettbewerb als Tänzerin. Dann erhielt die 16-Jährige die Chance, in der Band von Chick Webb als Sängerin aufzutreten. Die Laufbahn der erfolgreichsten Sängerin des Jazz begann 1934 mit swingenden Nummern wie „A-Tisket, A-Tasket“, die sie mit ihrer taufrischen Stimme sang und die Lindy-Hop-Tänzer in Ekstase versetzte. „Love And Kisses“ lautete der Titel von Ellas erster Tonaufnahme, die sie bei der jährlichen Downbeat-Umfrage auf Platz eins der Swing-Sängerinnen katapultierte. 250 weitere Schallplatten sollten im Lauf der Jahrzehnte folgen. Bald starb Chick Webb, der ihr ein Ersatzvater geworden war. Ella übernahm die Leitung der Band. Die wurde aber aufgelöst, weil deren Mitglieder in den Krieg ziehen mussten.

Als die Stunde des Bebop schlug, fand Ella Gefallen an Jazz-Revolutionären wie Dizzy Gillespie und besonders an den Scat-Phrasierungen. Bei „Flying Home“ oder „Lady Be Good“ zeigte sie schnell, wie gut sie scatten und improvisieren konnte. Sie hatte in Norman Granz einen ausgesprochen tüchtigen Manager, der ihr Auftritte in den elegantesten amerikanischen Lokalen und in den besten Konzertsälen Europas, Japans und Australiens verschaffte.

Ellas wunderbare Stimme begeisterte das Konzertpublikum auf der ganzen Welt

Wegen einer schlimmen Augenkrankheit musste sie allerdings Tourneen auch mal unterbrechen. Dazu kamen Flugangst und heftiges Lampenfieber. Doch Ellas wunderbare Stimme, die sie wie ein Instrument einsetzen konnte, ihre Kommunikationsfähigkeit und das Vermögen, etwa mit einer Satchmo-Imitation fröhliche Stimmung zu erzeugen, begeisterten das Konzertpublikum auf der ganzen Welt.

Die Interpretationen der 13-fachen Grammy-Gewinnerin von „Mack The Knife“ oder „How High The Moon“ und anderen Songs der besten US-Komponisten vom Rang eines George Gershwin, Cole Porter oder Irving Berlin boten und bieten Jazz-Unterhaltung auf allerhöchstem Niveau.