Auf das Haus des Holocaust-Überlebenden Elie Wiesel wurden judenfeindliche Kommentare gekritzelt. Foto: ap

Elie Wiesel und seine Familie waren im Mai 1944 ins Nazi-Vernichtungslager Auschwitz deportiert worden. Die rumänische Polizei hat eine Untersuchung zu judenfeindlichen Kommentaren auf einem Haus des Holocaust-Überlebenden aufgenommen.

Bukarest - Die rumänische Polizei hat Ermittlungen zu antisemitischem Graffiti am Haus des verstorbenen Friedensnobelpreisträgers Elie Wiesel im Nordwesten des Landes aufgenommen. Die Untersuchung wurde am Samstag eingeleitet, nachdem über Nacht judenfeindliche Kommentare in neonpink auf das Haus des Holocaust-Überlebenden in der Stadt Sighetu Marmatiei gekritzelt worden waren. Unter anderem war zu lesen, Wiesel sei „in der Hölle mit Hitler“. Das Haus ist ein geschütztes historisches Denkmal.

Wiesel und seine Familie waren im Mai 1944 zusammen mit 14 000 Juden aus der Stadt ins Nazi-Vernichtungslager Auschwitz deportiert worden. Wiesels Mutter und jüngere Schwester starben in Auschwitz. Wiesel und seine zwei älteren Schwestern überlebten.

Akt des Vandalismus

Die rumänische Gruppe für die Beobachtung und den Kampf gegen Antisemitismus bezeichnete das Graffiti als Akt des Vandalismus gegen das „Gedächtnis von Elie Wiesel, das Gedächtnis der Holocaust-Opfer und die Seelen der Holocaust-Überlebenden“. Das Elie Wiesel Nationale Institut für Studien des Holocaust in Rumänien forderte eine gründliche Untersuchung. Der rumänische Präsident Klaus Iohannis und die Regierung hätten zugesagt, gegen Antisemitismus und das Leugnen des Holocaust in dem Land zu kämpfen.

Rumänien deportierte einst 150 000 Juden und 25 000 Roma in Nazi-Konzentrationslager. Das Land wurde Anfang der 1940er Jahre von dem Nazi-Anhänger und Diktator Ion Antonescu regiert.

Wiesel starb 2016. Sein Buch „Die Nacht“ basiert auf seinen Erfahrungen in den Vernichtungslagern Auschwitz und Buchenwald. Es erzählt von Verbrechen der Nazis. 1986 erhielt Wiesel den Friedensnobelpreis.