Noch nicht ganz ausgereift: die Pläne für einen emissionsfreien Campus Foto: DHBW

Wie bewegt man Studierende und Mitarbeiter dazu, vom Auto auf Alternativen umzusteigen? Das wollen elf baden-württembergische Hochschulen herausfinden und umsetzen, teils mit originellen Ideen. Doch es gibt unerwartete Hürden.

Stuttgart - Wir müssen Gas geben“, sagt Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) und meint damit das Ziel einer emissionsfreien Mobilität. Zunächst mal auf dem Campus. Elf Hochschulen, darunter vier aus Stuttgart, beteiligen sich an einem Wettbewerb. Am Donnerstag haben sie ihre Konzepte im Hospitalhof präsentiert. Mit sehr unterschiedlichen Ansätzen, wie sich zeigte. Und in sehr unterschiedlich weiten Planungsstadien.

Am weitesten gediehen zu sein, scheint die Uni Hohenheim. Ihr Masterplan 2030mit integriertem Mobilitätskonzept wurde bereits im Jahr 2017 von allen Entscheidungsgremien – Uni, Land, Stadt Stuttgart – einmütig abgesegnet. Es besteht aus vielen konkreten Einzelmaßnahmen, darunter Tempo 30 auf dem gesamten Campus, 400 neuen Fahrradabstellplätzen, Mobilitätsstationen für Räder, besseren Rad- und Fußwegeverbindungen, einer direkteren ÖPNV-Anbindung an Innenstadt und Flughafen und einem Elektro-Shuttle auf dem Campus. „Wir haben keine umfassende Vision für einen emissionsfreien Campus, wir sind pragmatisch vorgegangen“, sagte Rektor Stephan Dabbert. „Unser Hauptproblem: die Umsetzung ist zäh. Wenn ich es nicht hinbekomme, einen Fahrradständer zu bauen, brauche ich keinen emissionsfreien Campus anzustreben“, so Dabbert – und erhielt Applaus.

Uni Stuttgart strebt autofreien Campus in Vaihingen an

Noch ehrgeiziger sind die Pläne der Uni Stuttgart: „Wir streben einen völlig autofreien Campus an“, sagte Rektor Wolfram Ressel. Vorerst nur auf dem Campus in Stuttgart-Vaihingen. Dort können die Fußwege trotz S-Bahn-Anbindung bis zu 20 Minuten dauern. Geplant seien: ein Fahrradverleihsystem und ein autonomer E-Shuttle-Verkehr, aber auch Betriebsstrategien für Fahrdienste auf Abruf samt dynamischem, induktiven Laden während des Fahrens und ein Pförtner-Parkhaus, das als Deckel direkt über den Johannesgraben gebaut werden solle. In das Testfeld und Reallabor für die zukünftige Mobilität sollen auch regenerative Energiequellen miteingebunden werden.

Die Duale Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart (DHBW) sieht den derzeit wachsenden Neubau „als tolle Chance für ein Campus-Areal in der Stuttgarter Innenstadt“, wie deren Studiengangleiter Harald Mandel aus der Technikfakultät sagte. Denn somit rücke die DHBW als Nachbar an die Uni Stuttgart, die Hochschule für Technik (HFT) und das Studierendenwerk. Über eine Standortanalyse sei man jedoch noch nicht hinausgekommen – keine Parkplätze, schlechte Radverbindungen. Eine Abfrage der Mobilitätsbedürfnisse und die Entwicklung einer Mobilitätsplattform stünden noch aus.

Ziel vom Nachbar, der HFT, sei ein smarter Campus, so deren Projektleiter Lutz Gaspers. Motto: durch Digitalisierung Wege vermeiden und die vorhandenen Wege verbessern und sicherer machen. Lastenrad, E-Tretroller und Pedelecs seien im Einsatz, beziehungsweise im Aufbau.

Hochschule Pforzheim setzt auf eine Seilbahn – auch als touristischen Magneten

Während die Hochschule Esslingen auf regenerative Energieträger und Brennstoffzellen-Fahrzeuge und die Hochschule Heilbronn auf E-Bikes, E-Roller und Segways setzen, plant die Hochschule Pforzheim eine Seilbahn zwischen Bahnhof und Campus, auch wegen des Höhenunterschieds. Studierende sollen eine Mobilitäts-App und ein straßenungebundenes öffentliches Transportsystem entwickeln.

Das KIT Karlsruhe, das einen Masterplan 2030 verabschiedet hat, testet autonomes Fahren, bindet sein neues Exzellenzcluster zur Energiespeicherung ein und plant einen Experimentierraum für zukünftige Mobilitätslösungen. Und es setzt auf Fahrradständer und -Parkhäuser.

Auch die Hochschule Konstanz will wegen ihres Fahrradparkplatzproblems die Infrastruktur erweitern – und hat eine ungewöhnliche Idee: „Wir wollen einen repräsentativen Fahrradparkplatz für unseren Präsidenten bauen, mit Ladestation und Fotovoltaikdach“, sagt Maike Sippel.