Bis kurz vor die Steckdose hat es dieser Smart ohne Fahrer geschafft. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Finanzminister Nils Schmid (SPD) hat sich am Montag bei einem Termin zum autonomen Fahren und Betanken von Elektroautos für die Sonderabschreibung derart betriebener Dienstwagen ausgesprochen. Der Bundestag solle bis Jahresende darüber entscheiden.

Stuttgart - Langsam stromert er die eng gewendelte Auffahrt hoch, dann hält er kurz vor einer Parkbucht mit Strom-Ladesäule an. Die letzten drei Meter zur Steckdose musste der E-Smart am Montag in der Hofdienergarage von Hand gelenkt werden, von der Einfahrt bis zur sechsten Parkebene hat es das Versuchsfahrzeug unter den Augen von Finanzminister Nils Schmid (SPD) aber ganz ohne Fahrer geschafft.

Auf den letzen Metern fühlte sich der Smart, der mit vier Laserscannern und Radsensoren die Umgebung erfasst, offenbar von den mehr als 100 Zuschauern gestört. Sie gehören zu insgesamt 16 Projektpartnern, die mit Fördergeld von Bund und Land zwei Forschungsfelder beackern. Inflott und Autoples heißen die Projekte, die die Tauglichkeit von E-Fahrzeugen für Flottenbetreiber sowie das automatische Parken und Stromtankens nachweisen sollen.

Fahren ohne Fahrer wird „schleichend Realität“

In der 50 Jahre alten Hochgarage an der Schellingstraße, betrieben von der Parkraumgesellschaft des Landes, finden sich auf mehreren Etagen 16 E-Tankstellen. Die Aufladung kann mit dem Parkticket abgerechnet werden. Man habe inzwischen 140 Lademöglichkeiten geschaffen, „das muss integraler Bestandteil des Angebotes werden“, sagt Geschäftsführer Gebhard Hruby. „Das Fahrzeug muss eine sehr komplexe Aufgabe bewältigen, sie ist weit komplizierter als die Geradeausfahrt auf der Autobahn“, sagt Franz Loogen, Geschäftsführer der Landesagentur für Elektromobilität. Aber das autonome Fahren werde „schleichend Realität werden“.

Damit das Auto an seiner Wiege Stuttgart eine Zukunft hat, will Finanzminister Schmid weiteres Fördergeld „für Mobilität und Digitalisierung“ im Nachtragsetat bereitstellen. Dringend nötig sei auch eine Kaufförderung. Das Land unterstützt im Bundesrat die Forderung nach einer Sonderabschreibung strombetriebener Dienstwagen. „Der Bundestag muss entscheiden, und zwar noch in diesem Jahr“, drängt Schmid auf eine Entscheidung. Die Dienstwagen würden später als Gebrauchte den noch teuren Einstieg in das elektrische Fahren billiger machen. Mehr als 50 Prozent aller neu zugelassenen Autos sind in Deutschland inzwischen Dienstwagen.