Daimler verpasste bereits dem SLS einen Elektromotor - auch Porsche und das Land Baden-Württemberg wollen in alternative Antriebe investieren. Foto: dpa

Das Thema alternative Antriebe beschäftigt die Autoindustrie seit Jahren. Neue Konkurrenten wie Tesla erhöhen den Druck. Über Ideen und Ansätze, wie sich Baden-Württemberg und die großen hiesigen Autohersteller fit für die Zukunft machen wollen.

Stuttgart - Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat am Mittwoch die „Top 10 der umweltverträglichsten Autos“ vorgestellt. Bei der Bekanntgabe lobte der Bundesvorsitzende Michael Ziesak allerdings nicht nur, sondern übte auch Kritik. Er nahm vor allem die Bundesregierung in die Mangel und forderte, den „Klimaschutz endlich konsequent umzusetzen“.

Diese Kritik ist durchaus berechtigt, findet das Verkehrsministerium in Baden-Württemberg. So versucht man auf Länderebene bereits, Impulse zu setzen, wie ein Sprecher des Ministeriums mitteilte. Baden-Württemberg beteilige sich beispielsweise an einer Gesetzesinitiative zur steuerlichen Förderung von E-Fahrzeugen. Deren gewerbliche Nutzung soll dabei durch mögliche Sonderabschreibungen attraktiver werden. Der Bundesrat habe dem Entwurf bereits zugestimmt.

Geringer Anteil an umweltfreundlichen Autos im Ländle

In Baden-Württemberg waren laut Kraftfahrt-Bundesamt Anfang 2015 insgesamt knapp 20.000 Autos mit alternativen Antrieben zugelassen. Zum Vergleich: Insgesamt sind im Südwesten laut Statistischem Landesamt 6,7 Millionen Fahrzeuge angemeldet. Der Anteil an umweltfreundlichen Autos ist also bislang verschwindend gering.

Neben Ansätzen zur stärkeren Verbreitung von alternativen Antrieben setzt Baden-Württemberg auch auf verschiedene Projekte im Bereich Forschung und Entwicklung von E-Mobilität. Das 2011 von der Bundesregierung beschlossene Schaufensterprogramm umfasst im Südwesten insgesamt 37 Projekte, beispielsweise zu den Themen Fahrzeug und Infrastruktur.

Strukturstudie: Verbrennungsmotor bald Vergangenheit

Die Landesagentur e-mobil BW koordiniert als Projektleitstelle die Schaufensterprojekte. Eine im Juni vorgestellte Strukturstudie der Agentur beschäftigte sich mit dem Zukunftspotenzial von E-Mobilität. „Der konventionelle Antrieb wird langfristig seinen Stellenwert verlieren“, sagte Wolfgang Fischer von e-mobil BW. Daher sei es für die Autohersteller und Zulieferer in der Region wichtig, neben den heute profitablen Verbrennungsmotoren auch gleichzeitig an der Forschung alternativer Antriebe zu arbeiten.

Die Konkurrenz auf diesem Gebiet sei nämlich groß und wachse weiter. Vor allem auf dem asiatischen Markt sind die Investitionssummen in Sachen Batterieforschung groß, aber auch das Potenzial des amerikanischen Autoherstellers Tesla ist laut Fischer nicht zu herunterzuspielen: „Tesla wurde anfangs noch unterschätzt. Zwar macht die Firma angesichts hoher Investitionssummen, zum Beispiel in die Gigafactory, noch hohe Verluste. Aber immer mehr Leute kaufen diese Autos.“, so Fischer.

Kritik auch an Autoherstellern

Der VCD kritisierte nicht nur die Bundesregierung in Hinblick auf E-Mobilität, sondern auch die Autobauer: „Die Konzentration einiger deutscher Autohersteller auf das Premiumsegment ist falsch. Es braucht auch Umwelttechnik in den kleineren Fahrzeugen. Vor allem bei den Hybriden haben die deutschen Autohersteller weiterhin Nachholbedarf“, so der verkehrspolitische Sprecher des Clubs.

Die ortsansässigen Hersteller Daimler und Porsche tauchen in dem VCD-Ranking zwar nicht auf. Trotzdem nehmen beide das Thema alternative Antriebe laut eigener Aussage sehr ernst. Porsche weist in diesem Zusammenhang auf die drei hybriden Plug-in-Varianten der Modelle Panamera, Cayenne und 918 Spyder hin.

Porsche und Daimler zeigen sich innovativ

„Darüber hinaus ist auch ein rein Batterie-elektrisch angetriebener Porsche denkbar“, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Demnach seien bereits seit mehreren Jahren mehrere Boxter E in Erprobung. „Derzeit ist mit der aktuellen Batterie-Technologie aber der Porsche-Anspruch an ein E-Fahrzeug nicht umsetzbar“, so der Sprecher.

Auch Daimler will seinen Fokus in naher Zukunft auf Plug-in-Hybride legen. Bis 2017 sollen insgesamt zehn Modelle mit diesem Antrieb im Angebot sein. „Über alle Fahrzeugklassen hinweg ein Maximum an Umweltverträglichkeit zu erzielen, ist für uns klare Priorität“, so eine Sprecherin.