Bosch und Nikola Motors wollen zusammen den Elektrolastwagen Nikola Two entwickeln. Foto: Nikola Motors

Bislang gibt es nur Elektro-Lastwagen für Kurzdistanzen. Der Stuttgarter Zulieferer Bosch und das US- Start-up Nikola Motors wollen nun Lastwagen für den Fernverkehr bauen. Eine Brennstoffzelltechnologie soll die Energie für den Antrieb liefern.

Stuttgart - Das futuristische Design gibt die Marschrichtung vor: die lange Nase erinnert mehr an einen Schnellzug als an einen Lastwagen. Das Besondere dabei: Der Elektro-Lastwagen hat einen Brennstoffzellen-Antrieb. In der Brennstoffzelle entsteht aus Wasserstoff Elektrizität. Damit sollen Lastwagen über 1000 Kilometer fahren können. So ambitioniert das klingt, so wollen die Entwickler des Jungunternehmens Nikola Motors ihren Sattelschlepper auch sehen – als eine Revolution. Mit weniger geben sich US-Start-ups sowieso nicht zufrieden. Doch ist das Unternehmen aus Salt Lake City den vollmundigen Versprechungen jetzt ein gutes Stück näher gekommen.

Bosch und Nikola entwickeln E-Truck

Zusammen mit dem Stuttgarter Autozulieferer Bosch will Nikola Motors bis 2021 die ersten E-Trucks auf den Markt bringen. Das verkünden die beiden Unternehmen in einer Pressemitteilung .

Mit über 1000 PS sollen die beiden Modelle Nikola One und Nikola Two fast doppelt so leistungsstark sein wie bisherige Diesel-Lastwagen. Bosch liefert die Expertise für die E-Achse, also einer Einheit aus Motor, Antriebselektronik und Getriebe. Hinzu kommt ein Brennstoffzellensystem, das von beiden entwickelt werde und „neue Maßstäbe bei der Reichweite setzen soll“, schreiben die Unternehmen. Auch die Elektronik der Lastwagen werde auf der Basis der Soft- und Hardware vom Konzern aus Stuttgart erarbeitet.

„Mit unseren Technologien für den E-Antrieb geben wir nicht nur etablierten Herstellern, sondern auch neuen Playern die Chance, ihre Fahrzeuge schnell auf den Markt zu bringen“, sagt Markus Heyn, einer der Bosch-Geschäftsführer.

Daimler präsentiert ersten E-Lastwagen

Wie fortgeschritten die Entwicklung des Fahrzeugs heute ist, lässt sich bislang nicht abschätzen. Fahrbare Modelle von Nikola sind bislang nicht bekannt. Die Zusammenarbeit von Bosch mit dem Start-up zeigt allerdings: Es kommt Bewegung in den Markt für Elektrolastwagen. Egal ob Daimler, Scania oder MAN – die Unternehmen tüfteln mit Hochdruck am Antrieb der Zukunft. Vor einer Woche präsentierte Daimler in New York den ersten elektrischen Lastwagen des Konzerns, der ab 2019 in Großserie gehen soll. Der Fuso eCanter soll bis 80 Kilometer pro Stunde schnell fahren und besitzt mit einer Ladung eine Reichweite von 100 Kilometern. Ausreichend für Fahrten in der Stadt, für mehr genügt die Reichweite nicht.

Auch der Rivale MAN setzt auf Lastwagen, die vorwiegend in Städten unterwegs sein sollen. Das Unternehmen werde in Kürze neun E-Modelle an Unternehmen in Österreich zum Test übergeben, sagte ein Firmensprecher. Ende 2018 wolle man die ersten 250 Lkw an Kunden ausliefern. Zwar seien die Brennstoffzellen-Technologie oder synthetische Kraftstoffe, wie „E-Fuels“ für das Unternehmen interessant. „Bei Fernverkehr konzentrieren wir uns aber nach wie vor auf den Dieselantrieb“, so der Sprecher.

Einen etwas anderen Weg geht man bei der schwedischen VW-Tochter Scania. Nach Tests in Schweden, will das Unternehmen ab 2019 auf zwei Autobahn-Abschnitten zwischen Frankfurt und Darmstadt Elektro-Lastwagen prüfen, die ihren Strom aus Oberleitungen beziehen. Die Bundesregierung fördert das Projekt mit 35 Millionen Euro.