Förderzusage mit Schleife: Der Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne, rechts) und der Böblinger Landrat Roland Bernhard. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Verkehrsminister Winfried Hermann gab für den Ausbau der Schönbuchbahn eine Förderzusage über insgesamt 56 Millionen Euro. Fünf Millionen Euro davon sind für die Anschaffung neuer Elektrofahrzeuge.

Böblingen/Stuttgart - Kurz vor Weihnachten erreichte den Zweckverband Schönbuchbahn die frohe Kunde: Das Land wird den Ausbau, die Elektrifizierung, den neuen Betriebsbahnhof und die Arbeiten an den Bahnübergängen sowie die Anschaffung neuer Elektrofahrzeuge für die Schönbuchbahn mit insgesamt 56 Millionen Euro fördern, davon sind fünf Millionen Euro für neue Elektrofahrzeuge. Diese Zusage machte der Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Mittwoch dem Landrat Roland Bernhard. Die beiden trafen sich dazu im Stuttgarter Landtag.

Besonders hohe Fördersumme

„Ich freue mich, dass wir heute einlösen können, was wir im Jahr 2015 im Zuge einer Absichtserklärung festgehalten hatten“, erklärte Hermann. Der Minister fügte hinzu: „Trotz der gewaltigen Kosten handelt es sich um ein verkehrspolitisch sinnvolles und wegen seines großen Mehrwerts auch um ein wirtschaftliches Projekt, das hoffentlich noch mehr Menschen zum Umstieg auf die Schiene bewegen wird.“ Die hohe Bedeutung, die das Land diesem Projekt beimesse, werde mit der Höhe der Fördersumme offenkundig, die im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs aus dem Topf des Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes gewährt werde und einmalig sei.

Besonders groß war die Freude bei Landrat Bernhard. „Das Geld brauchen wir dringend, um die Elektrifizierung zu stemmen“, erklärte er. Von den 51 Millionen Euro sind 28 Millionen für den zweigleisigen Streckenausbau zwischen Holzgerlingen und Böblingen. 9,5 Millionen Euro davon werden für den Neubau des Betriebshofes verwendet und 13,5 Millionen Euro für die Baumaßnahmen an den Bahnübergängen. Insgesamt investiert der Zweckverband Schönbuchbahn mehr als 90 Millionen Euro. Der Ausbau der Strecke und der Bau des Betriebshofes sind in vollem Gange. Im Herbst nächsten Jahres soll der Betrieb auf der Strecke wieder aufgenommen werden.

Minister: Verkehrswende nur mit solchen Projekten möglich

Mit dem Fahrplanwechsel 2028/2019 soll zudem zwischen Holzgerlingen und Böblingen ein 15-Minuten-Takt eingeführt werden. Zunächst ist der Einsatz gemieteter Elektrofahrzeuge geplant, weil die bestellten neuen Wagen wohl erst im Laufe des Jahres 2020 geliefert werden. Die acht Fahrzeuge kosten 53 Millionen Euro. Das Land bezuschusst den Kauf nun mit fünf Millionen Euro.

Im Juli dieses Jahres hatten sich Bernhard und Hermann am Holzgerlinger Bahnhof getroffen, wo sie symbolisch alte Gleise abschraubten. Dies war der offizielle Startschuss zur Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Böblingen und Dettenhausen (Kreis Tübingen). Der Zweckverbandschef Reinhold Bauer hatte damals für die neuen Elektrowagen noch auf einen Zuschuss von acht Millionen Euro gehofft. Hermann hatte damals erklärt, der Ausbau sei mutig und wichtig. In Stuttgart unterstrich er jetzt: „Er ist ein Quantensprung für die viele Pendler. Zudem kann die Verkehrswende nur mit solchen Projekten geschafft werden. Sie drängt angesichts der Diskussion um hohe Schadstoffwerte.“

Zeitverzug wegen Zauneidechsen und Bombenfunden

Gerade auch deshalb möchte sich der Zweckverband beeilen und den Zeitplan einhalten. Durch den Fund von Zauneidechsen, die umgesiedelt werden mussten, hatten sich die Arbeiten um einige Wochen verzögert. Auch beim Bau des Betriebsbahnhofes, der allein 20 Millionen Euro kostet, ging es nicht so rasch voran wie geplant. Schuld daran waren Bombenfunde und alte Kabel, die entfernt werden mussten. Die Verzögerung versucht man durch effizientere Arbeitsabläufe und mit mehr Personal wettzumachen. Seit der Reaktivierung der Bahn 1996 ist die Zahl der Fahrgäste am Tag von 4000 auf 10 000 gestiegen. „Die Grenze der Belastbarkeit ist längst erreicht“, untermauert Bauer.

Fragen der Finanzierung stehen am Freitag zur Debatte

Zweckverband:
Die Kreise Böblingen und Tübingen gehören dem Zweckverband an. Wenn die Strecke zwischen Dettenhausen (Kreis Tübingen) und Böblingen elektrifiziert ist, wird Tübingen nur mit 15 Prozent an der Umlage beteiligt. Der Kreis Böblingen übernimmt 85 Prozent. Diese Aufteilung wurde vereinbart, weil die Verbandsversammlung der Tübinger Argumentation folgte: vom zweigleisigen Ausbau zwischen Holzgerlingen und Böblingen und vom 15-Minuten-Takt profitiere nur der Kreis Böblingen.

Verbandsumlage:
Im nächsten Jahr muss der Kreis Böblingen an der geplanten Umlage von voraussichtlich bis zu sieben Millionen Euro rund 5,5 Millionen Euro entrichten, der Kreis Tübingen wohl 1,5 Millionen Euro. Finanzierungsfragen werden im Detail in der öffentlichen Zweckverbandsversammlung an diesem Freitag besprochen, sie beginnt um 11.30 Uhr im Böblinger Landratsamt.