Boris Palmer will nicht einfach so weitermachen. (Archivbild) Foto: dpa/Christoph Schmidt

Nach umstrittenen Nazivergleichen hat der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer eine Auszeit angekündigt. „Eines ist mir klar: So geht es nicht weiter“, heißt es in einer Erklärung.

Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer will nach seinen umstrittenen Äußerungen in Frankfurt am Main eine Auszeit nehmen. Das kündigte er am Montag in einer persönlichen Erklärung an, die der dpa und dem „SWR“ vorliegen.

In der Erklärung von Boris Palmer heißt es: „Eines ist mir klar: So geht es nicht weiter“, schreibt der Politiker, dessen Grünen-Mitgliedschaft ruht. „Die wiederkehrenden Stürme der Empörung kann ich meiner Familie, meinen Freunden und Unterstützern, den Mitarbeitern in der Stadtverwaltung, dem Gemeinderat und der Stadtgesellschaft insgesamt nicht mehr zumuten.“

Seine ernsthaften Vorsätze, darauf zu achten, dass sich derartiges nicht mehr wiederholen dürfe, seien nicht erfolgreich gewesen. In der Erklärung kündige Palmer zudem an, sich professionelle Hilfe zu suchen.

Der Politiker hatte bereits vor dem offiziellen Start einer Veranstaltung der Goethe-Universität am Freitag für einen Eklat gesorgt. Demonstranten hatten den Politiker damit konfrontiert, dass er das N-Wort bei Facebook verwendet hatte. Sie skandierten „Nazis raus“. Daraufhin rechtfertigte sich Palmer und sagte: „Ich habe ein Wort gesagt, und ihr sagt ‚Nazi’ zu mir. Das ist nichts anderes als der Judenstern.“

In seiner persönlichen Erklärung schrieb Palmer: „Wenn ich mich zu Unrecht angegriffen fühle und spontan reagiere, wehre ich mich in einer Weise, die alles nur schlimmer macht.“

Langjährige Unterstützer wenden sich ab

Die Auseinandersetzung wurde per Video in den sozialen Netzwerken geteilt und sorgte für eine Empörungswelle. Die Goethe-Universität verurteilte die Aussagen des Oberbürgermeisters und bezeichnete die Wortwahl als „rassistisch und Holocaust-relativierend“. Unverständnis äußerten auch der Tübinger Grünen-Stadtverband, der sich von Palmer distanzierte und die Grünen-Gruppe „Vert Realos“, die künftig ohne Palmer weiterarbeiten will.

Auch langjährige Unterstützer wie Rezzo Schlauch wendeten sich von Palmer ab. Der Anwalt von Boris Palmer hatte am Sonntag mitgeteilt, dass er den Oberbürgermeister künftig nicht mehr vertrete und ihm außerdem seine persönliche und politische Loyalität aufkündige. Der frühere Grünenpolitiker Schlauch begründete seine Entscheidung damit, dass keine noch so niederträchtige Beschimpfung eine historische Parallele zum Judenstern rechtfertige.