Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Michael Blume war auch in der Debatte um eine Umbenennung der Tübinger Universität enttäuscht von Boris Palmer. Foto: dpa/Stefan Puchner

Boris Palmer entschuldigt seine Frankfurter Entgleisung auch mit der eigenen jüdischen Familiengeschichte. Der Antisemitismusbeauftragte des Landes findet das nicht richtig.

Der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume (CDU) hat es begrüßt, dass sich der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer nach dem Eklat bei einer Diskussionsveranstaltung der Universität Frankfurt nun professionelle Hilfe holen möchte, um künftige Entgleisungen zu verhindern. Dies sei richtig, „denn diese digital verstärkte Verrohung schadet am Ende allen“, sagte Blume gegenüber unserer Zeitung.

„Mit seinen verletzenden Äußerungen und vor allem seiner Judenstern-Gleichsetzung hat Oberbürgermeister Boris Palmer seiner Stadt Tübingen keinen Gefallen getan“, sagte Blume. In diesem Zusammenhang erinnerte der Antisemitismusbeauftragte auch daran, dass Palmer eine Initiative jüdischer und nichtjüdischer Studierender, „die Universität der Stadt endlich nicht mehr nach dem erklärten Judenhasser und –vertreiber“ Graf Eberhard im Bart zu benennen, „niedergebügelt“ habe.

Berufung auf Familiengeschichte

In Frankfurt war es zum Eklat gekommen, als Palmer gegenüber studentischen Demonstranten erläuterte, warum er das N-Wort in einigen Fällen verwende. Als Studierende ihn als Nazi beschimpften, konterte er, die Demonstranten würden ihm mit diesem Etikett einen Judenstern anheften. Dabei verwies er auch auf seine jüdischen Großeltern. Auch hier übte Blume Kritik: „Die Berufung auf die eigene Familiengeschichte mahnt immer zur Verantwortung und gerade nicht zum unwürdigen Austeilen.“