Das Ekiz bringt Männer, Frauen, Kinder und Bildungshungrige zusammen Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Mitglieder des Eltern-Kind-Zentrums im Westen wollen sich mehr als bisher ehrenamtlich zu engagieren. Unter anderem damit soll die Finanznot behoben werden. Das Ekiz hatte im Dezember einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht gestellt.

Stuttgart - Turbulenzen wären durchaus vorstellbar gewesen bei der Mitgliederversammlung des Eltern-Kind-Zentrums (Ekiz) im Stuttgarter Westen. Schließlich geht es dem Vorstand momentan vor allem ums Geld. Wie berichtet, hat der Verein Mitte Dezember 2016 einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Stuttgart gestellt. Doch nun kam es ganz anders: „Die außerordentliche Mitgliederversammlung am Freitag ist sehr konstruktiv verlaufen“, sagte Rechtsanwalt Philipp Grub am Montag auf Anfrage. Er ist zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt worden.Die Versammlung habe keine Beschlüsse gefasst, sondern sei lediglich vom Vorstand über den Insolvenzfall, Rettungsversuche und die Vorhaben zur Sanierung des Vereins informiert worden. „Die Veranstaltung war gut besucht“, sagt Elke Arenskrieger. Sie ist Mitglied der Geschäftsführung im Ekiz. „Unter den rund 60 Leuten waren einige ältere Mitglieder, die wissen wollten, was bei uns los ist. Da waren aber auch viele jüngere Familien, die sich jetzt, nachdem sie von den finanziellen Schwierigkeiten erfahren haben, ehrenamtlich einbringen wollen.“ Das Thema für das nächste Mitarbeiter- und Ehrenamtstreffen am 9. Februar 2017 laute Integration durch Sprache, Bildung, Ernährung.

Arbeitszeitverkürzungen im Einvernehmen

Was letztere angeht, so soll laut Grub der Stundenumfang bei „einzelnen Positionen, vor allem im Verwaltungsbereich“, reduziert werden. Die Arbeitszeitverkürzungen sollen einvernehmlich erfolgen. Ausgenommen davon sei der Kinderbetreuungsbereich. Arenskrieger führt außerdem an, dass Arbeitsbereiche optimiert und umgeschichtet werden sollen. Sobald der Verein mit Grub ein tragfähiges Konzept entwickelt habe, werde die Öffentlichkeit informiert, so Elke Arenskrieger.

Wie in dieser Zeitung berichtet, hatte der Ekiz-Vorstand am 16. Dezember den Insolvenzantrag gestellt, weil die Löhne und Gehälter nicht mehr bezahlt werden konnten. Dabei handelt es sich um eine Summe von rund 90 000 Euro pro Monat. Bekannt wurde in diesem Zusammenhang auch, dass sich das Ekiz und seine Gründerin, Andrea Laux, im Laufe des vergangenen Jahres auf einen Auflösungsvertrag und eine Abfindung geeinigt hatten. Ihr Vertrag lief zum 31. Dezember aus, die Abfindung soll dem Insolvenzverfahren zum Opfer gefallen sein.Nicht nur das Ekiz ist 2016 an finanzielle Grenzen gestoßen: Der Verein für internationale Jugendarbeit (VIJ) musste sich im vergangenen Jahr aus einem Bauprojekt im Stuttgarter Osten zurückziehen, weil er sich damit offenbar vollends finanziell übernommen hatte. Der Verein gehört dem Diakonischen Werk an und wurde von dort vorübergehend mit einem Kredit gerettet. Die Sanierung dauert noch an.

Dritte Insolvenz innerhalb von sechs Jahren

Zudem hatte die Stiftung Nestwerk 2010 Furore gemacht. Aufgabe der Stiftung war die Schaffung von Wohnraum. Von 2007 bis zum Antrag auf Insolvenz im Jahr 2010 verursachte sie einen Schaden in Höhe von 9,2 Millionen Euro, die Stadt Stuttgart wurde um 4,8 Millionen Euro geschädigt. Im Jahr 2012 erhob die Staatsanwaltschaft Stuttgart Anklage wegen Untreue und Beihilfe zur Untreue. Der Prozess beim Landgericht ist bis heute nicht terminiert.