Die Kleinen sollen im Ekiz auch kulinarisch auf den Geschmack kommen. Foto: Sybille Neth

Das Eltern-Kind-Zentrum im Stuttgarter Westen bittet um die Unterstützung der Fraktionen für die kommenden Haushaltsberatungen, denn das Budget ist knapper denn je.

S-West - Der Appell von Elke Arenskrieger, der Geschäftsführerin des Eltern-Kind-Zentrums (Ekiz), an die Bezirksbeiräte ist eindringlich: „Bitte reden Sie mit ihren Fraktionen, damit die Stadträte unseren Antrag für den nächsten Doppelhaushalt unterstützen.“ Anfang des Jahres musste das Ekiz einen Insolvenzantrag stellen, jetzt ist die schlimmste Durststrecke fast geschafft. In diesen Wochen läuft das Insolvenzverfahren aus. „Ende Juni, Anfang Juli ist es beendet“, kündigt Arenskrieger an. Die Schulden, die nach dem Vergleich bei den Gläubigern noch bestanden, sind bis dahin beglichen. Für den Doppelhaushalt 2018/19 hat der gemeinnützige Verein, der hinter dem Ekiz steht, zwei Anträge gestellt und im Bürgerhaushalt steht die Einrichtung auf Platz 15.

Sparen beim Personal

Zusammen mit dem Geschäftsführer für die Finanzen, Rüdiger Keller, gab Elke Arenskrieger dem Bezirksbeirat einen Bericht über den aktuellen Sachstand. Kürzlich hatte das Gremium sich dazu bereit erklärt, das Ekiz nach Kräften zu unterstützen. Diese Hilfe benötigt die Einrichtung auch, denn sie fährt seit dem Insolvenzantrag einen rigorosen Sparkurs. „Im Vergleich zu 2016 haben wir 2018 140 000 Euro weniger im Budget“, rechnete Keller vor. Gestrichen wurde beim Personal und er selbst hat reduziert. So wurde im Bereich der Hauswirtschaft und der Geschäftsführung die Hälfte der Personalkosten eingespart.

Bio zum günstigen Preis

Die Kosten für die Mitarbeiter und die hohen Ausgaben für Material hatten Ende vergangenen Jahres dazu geführt, dass die Mehrgenerationeneinrichtung pleite war. Ein Kredit bei der Bank war an eine Bürgschaft der Stadt gebunden. Diese jedoch konnte aus rechtlichen Gründen nicht für das Ekiz bürgen. Im Dezember konnten die Löhne nicht mehr ausbezahlt werden. Das Arbeitsamt übernahm für drei Monate die kompletten Lohnkosten. Die Mitarbeiter blieben, die Besucher strömten weiterhin. „Alle hielten zusammen“, freut sich Keller.

Draußen wächst Gemüse

Einsparungen im Personalbereich zu treffen, sei schwierig gewesen, denn die Verträge sind langfristig. Auf Seiten der Materialkosten gelang dies eher. „Es gibt zwar immer noch Bioessen, aber zu vernünftigen Einkaufspreisen“, so der Finanz-Geschäftsführer. Der Ekiz-Bio-Mittagstisch, der von Montag bis Freitag jeweils von zwölf bis 14 Uhr angeboten wird, ist inzwischen so etwas wie ein Markenzeichen geworden. Nicht nur die Mütter und Kinder, die an den Kursen im Haus teilnehmen, sondern auch viele Mitarbeiter aus umliegenden Büros kommen zum Essen. Die Küche hat sich auf die Fahnen geschrieben „das zum Teil schon vergessene kulinarischen Erbe vergangener Generationen und Kulturen wieder zum Leben zu erwecken“, so der Text auf dem Werbeflyer. Deshalb werden auch die kleinen Besucher dazu animiert, einen Geschmack für frisch zubereitete und unverfälschte Lebensmittel zu entwickeln. Außerdem werden im Garten Gemüse und Kräuter angepflanzt.

Patenschaften für Flüchtlinge

Für junge Mütter ist das Ekiz eine beliebte Anlaufstelle wegen der Kurse, weil es ein Treffpunkt ist und weil hier wegen der stundenweisen Kinderbetreuung, die notwendig wird, wenn die Mutter beispielsweise zum Zahnarzt muss. Auch bei der Integration von Flüchtlingsfamilien hat es Erfolge zu vermelden, weil diese zum Teil ehrenamtlich mitarbeiten und weil im Ekiz Patenschaften vermittelt werden.

Immer nur sparen

„Wir haben den Spagat geleistet zwischen sozialem Anspruch und Mindestlohn“, betonte Arenskrieger. „Unser Wunsch wäre nun, dass wir nicht immer nur sparen müssten.“ Vor 16 Jahren wurde das Ekiz in der Ludwigstraße gegründet. Es hat somit die Rolle eines Pioniers unter den Eltern-Kind-Zentren in Baden-Württemberg und hat rund 24 000 Besucher im Jahr. „Wir sind ein freier kleiner Träger und alleine auf uns gestellt“, betonte Keller. Für das Gebäude bezahlt der Verein Miete. Zehn bis 30 Prozent seines Budget muss der gemeinnützige Verein selbst erwirtschaften. „Es war am Jahresende immer knapp“, sagte Arenskrieger und schilderte insbesondere die gegenwärtige Personalsituation als sehr unbefriedigend: „Wir können so arbeiten, aber die Qualität leidet.“