Will hoch hinaus: Dave Kötting setzt sich immer neue Ziele Foto: Baumann

Sie sind Konkurrenten, aber auch Kumpels: Der deutsche Eiskunstlauf-Vizemeister Dave Kötting (18) vom TEC Waldau und Landesmeister Daniel Shapiro (17/tus Stuttgart) wollen beim 25. Heiko-Fischer-Pokal beide aufs Podest.

Stuttgart - Wohl kaum ein Zuschauer kann sich der Faszination entziehen, wenn die Sehnsüchte der Figur und ihres Darstellers auf dem Eis verschmelzen. Auf diese Momente arbeitet jeder Eiskunstläufer hin. Der abgetretene fünffache Weltmeister Jewgeni Pluschenko beherrschte diesen Akt perfekt. Kein Wunder, dass Daniel Shapiro vom tus Stuttgart sich ausgerechnet den russischen Volkshelden als Vorbild erwählt und dessen Kürmusik aus dem Film „Der Pate“ für seine Choreografie ausgesucht hat. Bei der 25. Auflage des Heiko-Fischer-Pokals (26. bis 28. Februar) wird der 17-Jährige dieses Programm in der Juniorenklasse der Herren dem Publikum präsentieren. Dabei kommt es unter anderem zum Duell mit Dave Kötting vom TEC Waldau.

Gerade absolvieren die beiden in der Eiswelt auf der Waldau eine gemeinsame Trainingseinheit – Dave mit seinem Coach Michael Hörrmann, Daniel wird von Christel Hacker betreut. Gemeinsam bessern sie danach noch die starken Rillen im Eis aus, die beim Abstoßen für die Sprünge entstanden sind. „Wir sind trotz der Konkurrenz gute Kumpels, und Dave ist für mich am Wochenende der klare Favorit“, sagt Daniel Shapiro.

Kein Wunder, dass er den Rivalen vorne sieht. Dave Kötting geht mit dem guten Gefühl aufs Eis, bei den deutschen Nachwuchsmeisterschaften in Berlin Silber gewonnen zu haben. Nach einer fabelhaften Kür zu Musik aus Phantom der Oper landete er nur knapp hinter Catalin Dimitrescu (EC Oberstdorf). Bei den Bavarian Open wurde Kötting Zweiter hinter dem Italiener Nik Folini, Dimitrescu wurde nur Sechster.

Endlich macht auch die Gesundheit mit

Es geht Dave Kötting richtig gut in diesem Winter. Endlich. Lange begleiteten den Schüler auch Zweifel, weil er immer wieder mit Knieschmerzen zu kämpfen hatte, für die die Ärzte aber keine Ursache finden konnten. Mit entsprechenden physiotherapeutischen Übungen hat er die Sache jetzt im Griff. Die Verletzungsgeschichte verbindet ihn mit Daniel Shapiro, der fast zwei Jahre nicht mehr eislaufen konnte. Nach einem enormen Wachstumsschub hatte er Schmerzen in den Knien, an der Achillessehne, und auch der Rücken tat weh. Seit November steht er wieder auf dem Eis und holte sich prompt den Titel bei den baden-württembergischen Meisterschaften. „Ich schaue nur nach vorne. Der Titel hat mir einen Kick gegeben“, erzählt Daniel Shapiro, der lange in einer tiefen Sinnkrise steckte. „Ohne meine Trainerin hätte ich das nicht geschafft. Christel Hacker war immer an meiner Seite“, sagt der Gymnasiast.

Dave Kötting arbeitet seit zwölf Jahren mit seinem Coach Michael Hörrmann zusammen. Das hält den Vizemeister aber nicht davon ab, immer wieder mal eine Woche im Bundesleistungszentrum in Berlin mit dem fünffachen deutschen Meister Peter Liebers zu trainieren. „Da erhält er neue Reize und Inspiration auch für die Choreografie“, sagt Hörrmann. Ein kompletter Wechsel in die Hauptstadt ist aber kein Thema. Die nächsten Ziele sind klar gesteckt – Dave versucht sich gerade am vierfachen Toeloop, und natürlich steht auch der dreifache Axel auf der Agenda. Und auch beim Spiel mit Preisrichtern und Publikum gibt es noch Raum für Verbesserungen.

Schließlich startet er in der neuen Saison in der Meisterklasse. Nebenbei macht Dave an der Cotta-Schule die Fachhochschulreife im Berufskolleg Sport. In seiner Klasse ist er einer unter vielen Hochbegabten. Seine Banknachbarin ist die dreifache Deutsche Hochsprungmeisterin Marie-Laurence Jungfleisch. „Wir haben alle die gleichen Ziele und mit denselben Problemen zu kämpfen, das verbindet“, sagt er.

Daniel Shapiro legt für sich die Messlatte noch nicht so hoch. Er ist froh, dass er sich an das alte Niveau herangetastet hat. Jetzt gilt es, die Dreifachsprünge noch in eine stabilere Form zu bringen, die Pirouetten schneller zu drehen. Und da wären wir wieder bei seinem Vorbild: Jewgeni Pluschenko zeigte als erster Mann die Bielmann-Pirouette.