Anuschka Gläser-Tandogan trainiert gern mit Kindern und Jugendlichen. „Bei den Kleinen ist es total süß zu sehen, wie sie lernen“, sagt sie. Foto: Yavuz Dural

Anuschka Gläser-Tandogans Herz schlägt fürs Eislaufen. Als Cheftrainerin des Stuttgarter ERC auf der Degerlocher Waldau gibt sie Tricks und Kniffe an Vier- bis 16-Jährige weiter. Doch sie kann auch auf einige Erfolge zurückblicken.

Degerloch - Mit drei Jahren stapelt so manches Kind Bauklötze aufeinander oder baut Burgen im Sandkasten. Anuschka Gläser begann als Dreijährige mit Eiskunstlauf. „Das war schon immer meine Leidenschaft. Mich hat man nicht vom Eis herunterbekommen“, erzählt die heute 45-Jährige, die seit ihrer Hochzeit Gläser-Tandogan heißt.

Sie ist dem Stuttgarter Club treu geblieben

Inzwischen hat sie selbst drei Töchter, und alle können natürlich Eislaufen. Ihre Jüngste hat sie an diesem Tag zum Training mitgebracht. Denn Anuschka Gläser-Tandogan ist ihrem Stuttgarter ERC immer treu geblieben und nun eben Cheftrainerin im Verein. In der Eiswelt auf der Waldau fördert sie Kinder von vier bis 16 Jahren.

„Jedes Alter ist toll. Bei den Kleinen ist es total süß zu sehen, wie sie lernen. Die Großen fangen schon an sich selber zu reflektieren und kritisch zu betrachten“, sagt Gläser-Tandogan. Von ihren Schützlingen hat so mancher bereits an Deutschen Meisterschaften teilgenommen. Und eine baden-württembergische Meisterin bei den Junioren war auch schon dabei. Dann ist man auch als Trainerin ein Teil des Erfolges, sagt Anuschka Gläser-Tandogan: „So etwas schafft man zusammen – man ist schließlich ein Team. Ich lege auch immer viel Wert darauf, dass das Verhältnis zwischen uns etwas mehr ist als nur Trainer-Schüler. Ich will, dass es sich wie eine Familie anfühlt.“

Der Paarlauf ist ihr besonders wichtig

Besonders am Herzen liegt der früheren Weltklasseläuferin natürlich der Paarlauf. Sie selbst war sehr erfolgreich in dieser Disziplin. 1989 und 1990 wurde Anuschka Gläser-Tandogan zusammen mit Stefan Pfrengle Deutscher Meister. 1994 gelang ihr der Titelgewinn mit Axel Rauschenbach erneut. Sechsmal war sie bei Weltmeisterschaften am Start, sechsmal auch bei Europameisterschaften. 1994 schaffte es Anuschka Gläser-Tandogan sogar zu den Olympischen Spielen in Lillehammer. Doch als Karrierehöhepunkt empfindet sie selbst den fünften Platz bei der EM in St. Petersburg im Jahr 1990. „Bei der Kür hat fast alles gestimmt. Das Euphoriegefühl danach hat mich sehr lange getragen.“

Jetzt will sie dafür sorgen, dass es auch in Zukunft erfolgreiche deutsche Eiskunstlaufpaare gibt. Beim Eisportverband Baden-Württemberg hat sie die Projektleitung „Paarlauf in Baden-Württemberg“ übernommen. Nach vier Lehrgängen meldete sich ein anderer prominenter Eiskunstläufer: Robin Szolkowy betreut für die Deutsche Eislauf-Union ebenfalls ein Paarlaufprojekt. Eine Kooperation mit dem fünfmaligen Weltmeister kam zustande, und so gab es im Juni und Juli zwei Paarlauf-Workshops von Anuschka Gläser-Tandogan und Robin Szolkowy in Oberstdorf. „Das zieht natürlich, wenn man sagt, wir machen einen Paarlauf-Workshop mit Robin Szolkowy. Da kriegt man noch ganz andere Leute mit ins Boot“, sagt Gläser-Tandogan.

Nur noch selten auf Schlittschuhen

Das Projekt soll weitergeführt werden. Schließlich liegt den beiden die Zukunft des Paarlaufs am Herzen. „Wir haben in Deutschland schon so manches Paar in der Meisterklasse. Aber wenn man genauer hinguckt, haben wir nur sehr wenige in den Nachwuchsklassen. Das ist ein Manko. Wir setzen nur auf die Meisterklasse und fangen nicht bereits bei den Jüngsten an“, erklärt Gläser-Tandogan. Dabei sei Paarlauf spannend und publikumswirksam. „Wenn im Training Einzelläufer und Paare laufen würden. Zu 90 Prozent schauen die Leute dem Paar zu, weil es interessanter ist.“

Daher wird sie sich weiter für den Paarlauf engagieren. Ein Leben ohne Eiskunstlauf kann sich die Mutter dreier Kinder nicht vorstellen. Auch wenn sie nur noch selten selbst die Schlittschuhe anzieht. „Ich mach’ noch manchmal meinen Schülern etwas vor“, sagt sie und lacht. „Aber beim Eiskunstlauf erwartet man einfach die Jugend“, meint Anuschka Gläser-Tandogan. In zwei Wochen wird sie 46 Jahre alt. Doch so schnell wird man sie nicht vom Eis bekommen.