Vor allem in den Shoppingcentern herrscht reges Treiben am Sonntag. Foto: factum/Granville

Schnee auf den Tulpen: Beim verkaufsoffenen Sonntag in Ludwigsburg bremst die Eiseskälte die Einkaufslust. Die Shoppingcenter und Café profitieren hingegen von dem winterlichen Wetter.

Ludwigsburg - An originellen Bezeichnungen für verkaufsoffene Sonntage mangelt es in Ludwigsburg bekanntlich nicht. Im vergangenen Jahr lockte im Januar das „Freujahrsshoppen“. Nun ist das „Märzklopfen“ wieder an der Reihe. Dass an diesem eisigen Wintertag eher Väterchen Frost anklopft als der frühlingshafte März – nun, dafür können die Organisatoren des Innenstadtevents nichts.

So sieht man viele Besucher mit hochgezogenen Kragen und angezogenen Schultern durch die Gassen schlendern. Vor allem der Märzklopfen-Markt auf dem Marktplatz leidet darunter. Dabei hat man sich dort alle Mühe gegeben. Eine überdimensionierte Biene wirbt für die Remstal-Gartenschau, Kinder können mit einem großen Bagger Sand schaufeln, Jugendliche eine Strickleiter hochklettern, die an einem Kran hängt, der Gärtner hat sich verausgabt. Dicht umlagert ist eine Stahltonne, in der ein Feuer kokelt: endlich warm. An einem der Stände friert Giovanni Rapisarda und will den bibbernden Besuchern italienische Feinkost und Wein anbieten. Am Bahnhof hat sogar zum „Märzklopfen“ eine Eisdiele eröffnet – und setzt tatsächlich einige Eistüten ab.

Zum Aufwärmen in die Einkaufszentren

So richtig rappelvoll ist es vor allem in den Shoppingcentern Marstall und Wilhelm-Galerie. Nicht nur, weil man sich nach dem Marsch vom Bahnhof oder von den Parkplätzen erst einmal ordentlich aufwärmen kann – hier klopft der März tatsächlich freundlich an. In der Wilhelm-Galerie drücken rotgewandete Marketing-Mitarbeiter von C&A den Besuchern Tulpen in die Hand, auf den Gängen herrscht grün- österliche Dekoration.

Einige Shops sind durchaus voll – etwa der neue dänische Einrichtungsladen Søstrene Grene, die Neugier der Kunden ist noch ungebrochen. „Ich habe davon in der Zeitung gelesen und wollte das mal entspannt am Sonntag anschauen“, sagt Andrea Maier (52) aus Bietigheim-Bissingen.

Auch im Marstall-Center ballen sich richtiggehend Menschenmassen. Die Fressgasse im oberen Stock ist voller als an den meisten Werktagen, die große Freitreppe wird zum Sitzparadies. Es ist eine Welt in sich, eine Wärmeblase im eiskalten Ludwigsburg. Doch auf den Rest der Innenstadt strahlt das nur bedingt aus, sieht man von den vollen Cafés ab.

Der Einzelhandel ist trotzdem zufrieden

Die klassischen Einzelhändler halten aber tapfer durch. „Wir nutzen die verkaufsoffenen Sonntage als Imagepflege“, sagt Ulrich Wied, Geschäftsführer des gleichnamigen Hörgeschäfts. Wie immer seit 2010 gibt es hier einen „Markt der schönen Dinge“ mit regionalen Künstlern. Auch Vereine wie der für das Besigheimer Pfingstlager dürfen sich präsentieren, was den Organisator Lars Hansen freut. So wird der Hörakustik-Laden ein Bürgerforum, es werden zudem Spenden gesammelt, und zwar in diesem Jahr für den „Wünschewagen“, der todkranken Menschen den letzten Wunsch erfüllt.

Ulrike Hauser vom Innenstadtverein Luis gibt sich zufrieden: „Auf dem Markt war weniger los, aber angesichts des Wetters war es eine schöne Veranstaltung.“ Gegen späten Nachmittag seien doch zunehmend mehr Menschen gekommen, so dass sich das „Märzklopfen“ insgesamt gelohnt habe. Einen Vorteil hatte das Wetter: Wer da war, blieb gern länger im Laden.