Roland Schmid, Geschäftsführer des Eishockey-Oberligisten Stuttgart Rebels, spricht über den bisherigen Saisonverlauf.
Nach 15 Spieltagen ruht der Puck. Wegen des Deutschland-Cups ist in der Eishockey-Oberliga Pause. Bislang läuft die Spielzeit für das zuletzt zweimalige Schlusslicht Stuttgart Rebels gut, steht das Team doch auf dem achten Tabellenplatz. Aber es gibt auch zwei Problempunkte. Der Rebels-Geschäftsführer Roland Schmid zieht im Gespräch eine Zwischenbilanz.
Herr Schmid, Hand aufs Herz, was ging Ihnen durch den Kopf, als zu Beginn der Runde die Rebels wie eine Wundertüte unterwegs waren, auf gute Spiele wieder schlechte mit Niederlagen teilweise im zweistelligen Bereich folgten?
Ganz ehrlich, wir sind auch da ruhig geblieben. Denn wir haben volles Vertrauen in die Mannschaft, wissen um ihre Qualität. Wir wissen aber auch, dass es Leistungsschwankungen gibt und geben wird. Immerhin haben wir mit das jüngste Team der Liga. Zuversichtlich haben mich von Beginn an auch der super Zusammenhalt und die Stimmung in der Kabine gestimmt, zu dem auch unser neuer Teammanager Daniel Karbula viel beiträgt. Er ist eine Sensation, nimmt den Spielern vieles ab.
Haben Sie in der schwierigen Anfangsphase einen erhöhten Druck verspürt? Schließlich ist das Trio mit Ihnen, dem Sportlichen Leiter Matt Pistilli und dem Trainer Jan Melichar für die Kaderplanung verantwortlich und wird am Erfolg gemessen.
Ja, wir haben das Team zusammengestellt, und das mit weniger finanziellen Mitteln als in der Vorsaison, aber dafür aus unserer Sicht sehr effizient. Vor allem Matt Pistilli hat einen Riesenjob gemacht. Und dies, obwohl es nicht leicht ist, Spieler anzulocken, wenn man zweimal Schlusslicht wurde. Klar, den Druck verspüren wir immer. Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Aber wie auf dem Eis gearbeitet wird, nimmt uns den Druck. Wie gesagt, wir sind vom Team überzeugt und es zahlt das Vertrauen auch zurück.
Nun hat sich die Mannschaft stabilisiert und ist im Vergleich zu den beiden ersten Oberliga-Jahren konkurrenzfähig. Dennoch lassen die Zuschauerzahlen zu wünschen übrig. Der Schnitt von 632 pro Partie ist der schlechteste aller Teams der Staffel. . .
Das ist einer der wenigen Punkte, über die wir nicht glücklich sind. Sicherlich, wir haben am Anfang schlechte Spiele abgeliefert, zudem ist noch nicht Eishockey-Zeit; diese fängt allmählich an. Dennoch haben wir uns bessere Zuschauerzahlen gewünscht; sie sind unbefriedigend. Wir haben mit einem Schnitt von 650 kalkuliert. Eine Erklärung für die schlechten Zahlen ist, dass die Spiele gegen Bietigheim wegfallen – da waren vorige Saison zweimal fast 2000 Leute in der Halle. Wir sind unter anderem derzeit mit unserer Fanszene im Austausch und überlegen, wie wir mehr Leute auf die Waldau locken können. Zudem bin ich mir sicher, dass sich die aktuellen Ergebnisse herumsprechen.
Was würden Sie dem Journalisten entgegnen, der bei der Partie in Selb sinngemäß die Frage gestellt hat: „Selb hat 15 000 Einwohner, Stuttgart mehr als 600 000, warum tut sich Eishockey bei euch so schwer“?
Etwas neidisch kann man schon auf die kleinen Dorf-Vereine schauen. Wenn ich beispielsweise nach Peiting blicke, da lebt das ganze Dorf Eishockey. In Stuttgart konkurrieren wir mit vielen anderen Sportarten auf höchstem Niveau wie beispielsweise Fußball, Football, Volleyball oder Handball. Dazu kommt ein großes Angebot an Veranstaltungen und Freizeitmöglichkeiten. Wir müssen das erst wieder aufbauen. Zweimal Letzter lässt die Massen eben auch nicht strömen.
Ein weiteres Problem steht unter dem Stichwort Einbürgerung. Reagan Poncelet, Matteas Derraugh und Matt Pistilli schauen aktuell nur zu. Ihre deutschen Pässe sollten schon lange eingetroffen sein. Woran hapert es?
Es ist ein langwieriger Prozess, obwohl wir viel Unterstützung von den Stuttgarter Behörden erfahren. In einem Fall wurden die angeforderten Dokumente eingereicht und alles schien okay. Dann wurden plötzlich noch weitere Dokumente verlangt. Bei Reagan Poncelet ist seit längerem alles geklärt, nur die Übergabe des Passes ist leider noch nicht erfolgt. Wir hoffen auf positive Bescheide nach der Deutschland-Cup-Pause.
Apropos Kontingentstellen. Mit der Verpflichtung von Wyatt Schlingoethe vor zwei Wochen scheint ein Glücksgriff gelungen: fünf Tore aus drei Spielen, acht Scorerpunkte. Wie wird der Goalgetter finanziert?
Die Kosten sind von vornherein einkalkuliert gewesen. Wyatt ist sozusagen der Ersatz für Elvis Gorontzy-Slack, den wir Ende Juni verpflichtet haben, dessen Vertrag aber bereits vier Tage später wegen einer schweren Verletzung wieder aufgelöst wurde. Fortan waren wir mit Wyatt in Gesprächen.
Wie zuversichtlich sind Sie aktuell, das gesteckte Saisonziel Platz zehn, also die Pre-Play-offs, zu erreichen?
Wir sind fest davon überzeugt. Wir wissen zwar, dass es natürlich Rückschläge geben wird, aber wir werden – wie auch zu Saisonbeginn – weiter ruhig bleiben und hart arbeiten. Wir bleiben demütig, wissen, wer wir sind, woher wir kommen und kennen unsere Möglichkeiten. Wir sind am Anfang unseres Drei-Jahres-Plans, wollen uns in dieser Zeit fest in der Oberliga etablieren und die gesamten Strukturen im Verein weiter professionalisieren.