Die Nachwuchstalente Leonie Casalinuovo und Siena Müller Maldonado träumen von einer großen Karriere. Nun warten sie gespannt auf eine Entscheidung der Bundestrainerin.
Im Februar dieses Jahres hat es zum siebten Mal in der Geschichte der olympischen Winterspiele ein Eishockey-Turnier für Frauen gegeben. Mit einem 3:2-Finalsieg gegen den Nachbarn und Erzrivalen USA sicherten sich die Kanadierinnen in Peking zum fünften Mal die Goldmedaille. Dass die Spielerinnen aus dem Land der Ahornbäume so dominant auftreten, liegt nicht zuletzt an den besonderen personellen Möglichkeiten, die die dortigen Auswahltrainer haben. Zum Vergleich: in Kanada jagen derzeit rund 250 000 offiziell registrierte Frauen und Mädchen dem Puck nach, in Deutschland sind es dagegen gerade mal um die 3000. Große Talente gibt es freilich auch unter ihnen. Zwei davon sind Leonie Casalinuovo (15) und Siena Müller Maldonado (14) vom Stuttgarter EC.
Vor Kurzem waren die beiden bereits zum dritten Mal zu einem Lehrgang der U-16-Nationalmannschaft eingeladen. Drei Tage lang durften sie sich in Füssen im Allgäu zusammen mit 33 anderen Mädchen aus der ganzen Republik der Bundestrainerin Franziska Busch und deren Assistenten präsentieren. „Sie sind talentiert und dürfen auf weitere Einladungen hoffen, wenn sie so engagiert bei der Sache bleiben“, sagt die 225-malige deutsche Nationalspielerin, die selbst bei zwei olympischen Spielen (2006 und 2014) und bei acht Weltmeisterschaften das Trikot mit dem Bundesadler trug.
Punktspiele mit den Jungs
Eben am Engagement fehlt es nicht. Viermal in der Woche sind die Degerlocherin Casalinuovo und ihre in Tübingen lebende Freundin im Winter zum Training auf dem Eis der Waldau. Punktspiele bestreiten die beiden Teenager mangels genügend weiblicher Mitstreiterinnen in der männlichen U-15-Mannschaft der „Young Rebels“ des Vereins. Zudem geht Siena Müller Maldonado auch noch für die gemischte U 17 der SG Stuttgart/Esslingen und für das Frauenteam des SC Bietigheim-Bissingen in der Landesliga an den Start.
„Wir möchten beide irgendwann in der Frauen-Bundesliga und auch in der Nationalmannschaft spielen“, sagt Leonie Casalinuovo, weiß dabei aber: „Wenn wir mit Eishockey auch mal ein bisschen Geld verdienen wollen, dann ist das in Deutschland nicht möglich, dann müssen wir schon in die USA oder nach Kanada gehen.“ Sie selbst hat Verwandte in Vancouver und könnte sich gut vorstellen, dort in einigen Jahren ein Studium zu absolvieren und parallel ihre Eishockey-Karriere voranzutreiben.
Stark in zwei Sportarten
Es könnte jedoch auch ganz anders kommen, denn mit dem Tennisschläger bei den Juniorinnen des TC Bernhausen ist Leonie Casalinuovo ähnlich talentiert wie auf dem Eis. Möglich, dass sie schon allein aus Zeitgründen eines Tages eine schwere Entscheidung zwischen den beiden Sportarten treffen muss. Für welche eher? „Ich habe schon ein ganzes Jahr mit Eishockey pausiert, aber dann hat es mich doch wieder zurückgezogen, weil ich einfach eine Mannschaftssportlerin bin und auch die Zweikämpfe im Spiel brauche“, sagt die 15-Jährige, die ursprünglich Eiskunstläuferin war, ehe ihr Bruder sie zum Eishockey mitnahm.
Eurocup-Nominierung nach Ostern
Die ein Jahr jüngere Siena Müller Maldonado sieht die eigene Stärken derweil im Spielverständnis. Mit dem Vereinstrainer Thomas Schneeberger will sie weiter an ihrer Schusstechnik feilen. Als Vorbild nennt sie die erwähnte Bundestrainerin Franziska Busch, der sie nacheifern will, am liebsten auch in wenigen Wochen wieder. Mitte Mai findet in Budapest der Eurocup mit acht Nationalmannschaften statt, die inoffizielle Europameisterschaft in der Altersklasse U 16. In den Tagen nach Ostern will Busch ihre Nominierung bekannt geben. Ob die beiden „Young Rebels“ in der ungarischen Hauptstadt mit dabei sein werden, will sie einstweilen noch nicht verraten. Nur so viel: „Sie sind beide in meinem Blickfeld, und spätestens im Dezember bei den geplanten Länderspielen gegen Frankreich werden sie ihre Chance bekommen.“
An diesem Wochenende steht nun erst einmal der Saisonabschluss im Verein an. Die U 15 des Stuttgarter EC mit der Verteidigerin Siena Müller Maldonado und der Linksaußen Leonie Casalinuovo reist zu einem gut besetzten Osterturnier nach Bad Nauheim in Hessen.