Die Stuttgart Rebels (dunkles Trikot) kämpfen in der Regionalliga um die Teilnahme um die Play-offs – gegen die Eisbären Heilbronn gelang ein wichtiger Erfolg. Foto: Jung

Am 2. Januar 2016 machen der Regionalligist Stuttgarter EC und die Waldau Old Boyz bei einer Ehrung gemeinsame Sache – doch ansonsten ist das Verhältnis der Eishockey-Clubs nicht unbeschwert.

Stuttgart - Es ist kein Heimspiel wie jedes andere, das die Stuttgart Rebels an diesem Samstag (19 Uhr) in der Eiswelt auf der Waldau bestreiten. Das liegt aber nicht am Gegner des Eishockey-Regionalligisten, der EV Ravensburg 1b ist ein Konkurrent wie jeder andere. Das Besondere der Partie geschieht vor dem ersten Bully. Zwei Menschen, die sich um das Stuttgarter Eishockey verdient gemacht haben, werden geehrt. Christa Tritschler, die langjährige gute Seele im Eishockey auf der Waldau, sowie Martin Franke, der Gründer des „Clubs 500“. Die Ehrungen werden gemeinsam vorgenommen vom Rebels-Stammverein Stuttgarter EC und den Waldau Old Boyz, dem Stuttgarter Eishockey-Traditionsverein, in dem zahlreiche ehemalige Spieler eine Heimat gefunden haben. „Wir finden, dass diese beiden Personen eine Ehrung verdient haben“, sagt Old-Boyz-Präsident Jens Mack, „wir sind daher auf den SEC zugegangen und haben uns schnell zu der Zeremonie geeinigt.“

Diese öffentliche Ehrung ist aber nur der kleinste gemeinsame Nenner zwischen den Oldies und den aktiven Mitgliedern des SEC, abgesehen davon, dass sie sich in ihrer Freizeit gerne mit einer Hartgummischeibe beschäftigen. Die Old Boyz bestehen aus Cracks, die in den aufgelösten (weil insolventen) Stuttgarter Vereinen EHC, EV, EC oder den Wild Horses und Wizards zum Teil in der zweiten Liga ihre Knochen hingehalten haben – Mitglied sind mit anderen Rasso Rampp, Jens Mack, Joe Eggerl, Thomas Treuter, Michael Kuhn und Bernd Schäffler. Sie alle wollen die Eishockey-Tradition am Leben halten – und dazu gehört für die Senioren fraglos auch, gelegentlich selbst die Schlittschuhe zu schnüren, den Schläger zu schnappen und aufs Eis zu fahren.

Genau hier liegt die Ursache eines ungelöstes Problems, es lösen gleiche Interessen einen Konflikt aus. „Wir spielen bislang in Esslingen“, sagt Jens Mack, „weil die Eiszeiten in Stuttgart ausgebucht sind – aber als Waldau Old Boyz wollen wir nun mal gerne an genau der Stätte antreten, an der wir einst schon aktiv waren.“ Zweimal im Monat, eine bis eineinhalb Stunden, so schwebt den Oldies das vor; zur Not auch erst von 21 Uhr an. Die Männer um den 49 Jahre alten Clubchef sind daher vor gut einem Jahr bereits auf den Stuttgarter EC zugegangen und haben gebeten, freundlicherweise zwei Stunden Eiszeit pro Monat überlassen zu bekommen.

Der SEC ist nicht der einzige Verein, der Eis benötigt

Weil diplomatische Menschen nicht nur fordern, sondern auch bereit sind zu geben, hatten die Old Boyz angeboten, als Kompensation die Rebels in ihr Netzwerk der Eishockey-Szene für die Sponsorensuche einzuspeisen, Grillfeste auszurichten, Pokale zu stiften und Michael Kuhn könnte sämtliche Torhüter trainieren, die nötige Qualifikation dafür besitzt der einstige Wizards-Goalie. „Wir wollen uns keineswegs in den SEC einmischen und über die sportliche Zukunft der Rebels mitbestimmen“, sagt Bernd Schäffler, „das haben wir auch so kommuniziert.“

Der SEC in Person von Clubchef Wolfgang Krause hat dennoch abgewinkt. Nicht, weil er persönlich etwas gegen Mack und dessen Kollegen hätte, sondern, weil auch der SEC um jede Minute kämpft, die er seine Mitglieder aufs Eis schicken kann. „Wir haben Zulauf, besonders im Nachwuchs“, sagt der Vorsitzende, „wir sehen uns außerstande, etwas abzugeben.“ Im Verein sind 160 Kinder angemeldet, der SEC stellt Mannschaften in allen Altersklassen; dazu kommen zwei aktive Teams, die Rebels in der Regionalliga sowie das 1b-Team (in dem auch die Junioren spielen), das in der Landesliga antritt.

Verschärfend kommt hinzu: Der SEC ist nicht der einzige Verein, der Eis benötigt – Eiskunstläufer sowie Eisstock-Schützen besitzen ebenfalls eine Daseins-Berechtigung. „Wir könnten es gegenüber den Mitgliedern nicht vertreten, Eiszeit abzugeben“, sagt SEC-Vize Joachim Blank, „wir müssen die Interessen des Vereins wahren.“ Selbst wenn der SEC zwei Stunden pro Monat bereitstellen könnte, es wäre fraglich, ob sie an die Old Boyz gehen würden. Freiwerdende Eiszeiten werden von der Stadt Stuttgart als Eigentümerin der beiden Eishallen zugeteilt. „Einzig der Bau einer dritten Halle könnte den Engpass auf der Waldau auf Dauer lösen“, betont Krause, und auch Jens Mack ist zu dieser Erkenntnis gelangt, was aber größtes Unbehagen in ihm auslöst. Für einen Neubau benötigt die Stadt Geld, der Gemeinderat muss zustimmen und bis die Halle dann steht, dürften Jahre vergehen. „Wir kommen uns vor, als kämpfen wir gegen Windmühlen“, sagt der Old-Boyz-Präsident.

Eine Variante wäre schneller umsetzbar: die Verlängerung der Eiszeit an zwei Abenden pro Monat über 22.30 Uhr hinaus. Bislang ist der städtische Eismeister gehalten, um 23 Uhr die Hallen zuzusperren. Wäre er bereit, zweimal im Monat länger zu arbeiten, würde die Stadt die zusätzlichen Kosten übernehmen, dann könnten die Old Boyz wieder dort ihre Tore schießen, wo sie schon vor zehn, 20 oder 30 Jahren gejubelt hatten – und ihr Angebot, den SEC zu unterstützen, könnten sie dennoch aufrecht erhalten.