Eishockey-Spieler Frank Mauer zieht ab und trifft die Nürnberg Ice Tigers mitten ins Herz: Das 4:3 des Adler-Stürmers entschied die Partie Foto: dpa

Zwei Spiele von Adler Mannheim gegen die Ice Tigers Nürnberg musste Frank Mauer von der Tribüne aus anschauen – danach durfte der Stürmer wieder aufs Eis, und Trainer Geoff Ward staunte. Nun will er im Halbfinal-Duell gegen Grizzly Adams Wolfsburg wieder überzeugen.

Mannheim - Ein Killer ist Frank Mauer im Grunde nicht. Nur auf dem Eis nimmt er diese Rolle gelegentlich an – wie am vergangenen Freitag, als er den Ice Tigers Nürnberg den „plötzlichen Tod“ in der siebten Minute der Verlängerung verpasste und seine Adler mit dem 4:3 ins Play-off-Halbfinale schoss. „Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und habe das Richtige getan“, sagte der gebürtige Heidelberger, „heute bin ich der Glückliche, der im Rampenlicht steht.“

Der Stürmer hätte nichts dagegen, gegen die Grizzlys aus Wolfsburg noch ein paar Mal zum erfolgreichen Jäger zu werden, von diesem Freitag an kämpfen die Adler in der Serie best-of-seven um den Einzug ins Finale der deutschen Eishockey-Liga (DEL). „Die Wolfsburger sind immer gut auf den Gegner eingestellt, spielen aggressiv und taktisch sehr diszipliniert und haben ein starkes Überzahlspiel“, zollt Frank Mauer dem Gegner größten Respekt, „die Spiele werden mit Sicherheit auf Augenhöhe sein.“

Es hätte passieren können, dass der 26-Jährige gegen die Wolfsburger nur wenig oder überhaupt keine Eiszeit bekommt – Trainer Geoff Ward hatte Mauer in den ersten beiden Viertelfinals gegen die Eistiger aus dem Kader gestrichen; ein Härtefall, so die Sprachregelung. Allerdings ist nicht nur in Mannheim bekannt, dass der Nationalspieler nicht als der Fleißigste gilt, wenn es darum geht, nach hinten zu arbeiten und das eigene Tor zu verteidigen.

„Der Trainer hat mir die Entscheidung erklärt. Trotzdem: Spaßig war das nicht, ich war auf der Tribüne echt angefressen“, sagte der Profi, „es war wichtig, die richtigen Schlüsse zu ziehen.“ Der ehemalige NHL-Profi Jochen Hecht hatte den Killer außer Dienst ebenfalls mental aufgerichtet: „Ich habe ihm gesagt: Bleib positiv, du bekommst deine Chance.“

Adler und Mauer haben eine Rechnung offen

Der Coach erreichte mit seinen schmerzhaften Checks genau das, was er wollte: eine Trotzreaktion. Der Flügelstürmer drehte richtig auf, als er in Partie drei wieder aufs Eis durfte. In drei Spielen erzielte er drei Tore und gab zwei Vorlagen. „Die Reaktion“, sagte Ward, „die er auf seine Nicht-Berücksichtigung gezeigt hat, die hat mir imponiert.“ Nun zählt der Mann, den sie „Power-Mauer“ nennen, wieder zu den gesetzten Kräften in den Adler-Reihen im Halbfinal-Duell gegen die Grizzly Adams.

In dieser Serie haben die Adler und Mauer noch eine Rechnung offen. Vor zwei Jahren waren die Mannheimer als Hauptrunden-Primus im Viertelfinale auf die Bären aus der Autostadt getroffen – und waren von ihnen böse gerupft worden. Diejenigen, die damals mit dabei waren haben es nicht vergessen, doch großartig thematisieren will keiner eine Revanche. „Wir sind doch eine ganz andere Mannschaft als vor zwei Jahren“, betont Frank Mauer.

Da hat er Recht, und auch die Situation ist nicht wirklich vergleichbar. 2013 starteten die Adler nach einer Pause kalt ins Viertelfinale, die Grizzlys dagegen hatten sich in den Pre-Play-offs warm gesiegt. Nun befinden sich beide Clubs im Play-off-Modus. In der Hauptrunde endete das Duell 2:2: Mannheim siegte 7:3 und 6:5 n.V., die Wolfsburger gewannen die beiden anderen Spiele 4:3 n.V. und 2:0. Die Wolfsburger servierten im Viertelfinale den Titel-Mitfavoriten Red Bull München mit 4:0-Erfolgen ab, fühlen sich aber wohl als Underdog. „Die Adler sind für mich der Topfavorit auf die Meisterschaft. Wir sind nur der Außenseiter“, sagt Ex-Adler Felix Brückmann, der nun für Wolfsburg aufläuft.

Frank Mauer lässt sich davon nicht in Selbstgefälligkeit säuseln. „Wir müssen mehr investieren als im Viertelfinale, noch eine Schippe drauflegen“, fordert er. Dann ist es für den Stürmer wieder Zeit, in seine Eishockey-Rolle zu schlüpfen – als Killer.