In Stuttgart kann man nun emissionsfrei Schlittschuh laufen. Die Stadt hat die fossilen Energien in der Eiswelt aussortiert. Das hat auch mit einem Tunnel zu tun.
Die neue Eismaschine gehört zu den modernen ihrer Art. Seit Kurzem bereitet sie die Eisflächen auf der Stuttgarter Waldau fürs nächste Eishockeymatch vor oder, zwischen September und März, für den Publikumslauf. Sie schabt Eis ab und verteilt Wasser. Und sie fährt elektrisch. Aber die Eismaschine ist nicht der Grund, weshalb sich in der Eiswelt auf der Waldau unlängst ein Dutzend Vertreter der Stadt versammelt haben, darunter Sportbürgermeister Clemens Maier (Freie Wähler) und Umweltbürgermeister Peter Pätzold (Grüne).
Der eigentliche Grund ist, dass die Stadtverwaltung mit der Eisbahn auf der Waldau in Stuttgart-Degerloch etwas geschafft hat, was an vielen anderen Orten noch ansteht. Sie gilt jetzt laut der Stadt als klimaneutral, denn man hat sich dort von den fossilen Energien verabschiedet.
Das Rohr fürs Gas ist verplombt
Bisher wurde die Eiswelt mit Gas versorgt. Das Rohr ist zwar noch da, aber „es ist verplombt“, sagt Markus Dürr vom Technischen Service. Inzwischen haben vier Wärmepumpen an der Stelle des Blockheizkraftwerks übernommen. Sie nutzen die Abwärme der Kälteerzeugung.
Auf dem Dach der Eiswelt klebt inzwischen zudem eine Solaranlage. Ja: klebt. Es handelt sich um extraleichte Module, die mit Spezialleim auf der Dachhaut fixiert wurden. Sie liefern 279 Kilowattpeak Leistung. Diese Panels seien vom Wirkungsgrad etwas schlechter, sagt der Leiter der Energieabteilung, Jürgen Görres, und in der Anschaffung 15 bis 20 Prozent teurer. Eine normale PV-Anlage sei aus statischen Gründen aber nicht möglich gewesen, teilt die Stadt mit.
Das Energiekonzept betrifft übrigens nicht nur die Eiswelt allein. Es gibt einen sogenannten Energieverbund mit der nahe gelegenen Sporthalle; dort befindet sich auf dem Dach ebenfalls eine Solaranlage mit einer Leistung von 174 Kilowattpeak. Vom Technikraum der Eiswelt aus verläuft ein kleiner unterirdischer Tunnel zur Sporthalle; die beiden Gebäude tauschen sowohl Solarstrom als auch Wärme aus.
Die Wärme braucht die Eiswelt übrigens auch, um die Eishallen zu beheizen. Das klingt unter Energieaspekten zunächst widersinnig, aber es muss sein, erklärt Markus Dürr. Zum einen würde die Raumluft sonst zu feucht fürs Holzgebälk. Zum anderen wäre es in den beiden Hallen aber eben auch viel zu kalt für die Eissportler. „Die Kunstläufer sind dünn bekleidet“, sagt Dürr. Die Muskeln kühlen schnell aus. Und auch das Publikum will nicht bibbern.
Im Sommer allerdings, da ist oft Wärme übrig. Sie muss dann über das sogenannte Rückkühlwerk abgeführt werden. „Die braucht bisher keiner“, sagt Markus Dürr. „Mal schauen“, sagt Jürgen Görres von der Energieabteilung. Womöglich kann das Energiekonzept ja noch verbessert werden.