Die sommerlichen Temperaturen machen bei den Stuttgartern Lust auf Eis, so auch bei An (v.l.), Selina und Laura. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

In Tübingen sollen sich Eisdielen beim Preis abgesprochen haben. Was sagen die Eisdielenbesitzer und ihre Kunden in Stuttgart dazu? Und wie viel wären Stuttgarter bereit, für ihr Eis zu zahlen?

Stuttgart - Als die Magnolien langsam ihre Blüten geöffnet haben, die Temperaturen das erste Mal auf über 20 Grad gestiegen sind und die wärmenden Sonnenstrahlen Lust auf ein Eis gemacht haben, tat sich ein kleiner Skandal in der Universitätsstadt Tübingen auf: Drei Eisdielen sollen sich abgesprochen und gemeinsam ihren Kugelpreis von 1,20 auf 1,50 Euro erhöht haben. Was an den Vorwürfen, die Anfang dieser Woche bekannt wurden, wirklich dran ist, ist bislang nicht bekannt. Das Wirtschaftsministerium prüft, die Sonne scheint weiter. Auch in Stuttgart, wo der Eisbetrieb seinen gewöhnlichen Gang geht und niemand etwas von Preisabsprachen wissen möchte.

„Wir machen unser Ding. Es interessiert uns nicht, was andere Eishändler machen“, sagt Monika Bertazzoni. Seit 1986 führt sie gemeinsam mit ihrem italienischstämmigen Ehemann das Eiscafé Bertazzoni unweit des Ostendplatzes. Jahrelang hätten sie ihr Eis für einen Euro pro Kugel verkauft. Im vergangenen Jahr haben sie schließlich auf 1,20 Euro erhöht. „Wir müssen diesen Preis verlangen, weil wir unser Eis selber herstellen – mit Sahne, Milch, Früchten und ohne künstliche Aromastoffe“, betont sie. Eine weitere Erhöhung wird es in den kommenden Jahren wohl nicht geben, auch wenn sie wegen der ständig steigenden Kosten eigentlich nötig wäre. „Wir haben uns in diesem Jahr sogar überlegt, auf Selbstbedienung umzustellen, damit wir Kosten sparen. Aber das können wir unseren Kunden nicht antun“, sagt sie.

Problemfall: Vanilleschote

Auch im Eiscafé Bistro Pinguin kann man über die Frage, ob es in Stuttgart Absprachen unter den Eishändlern gibt, nur lachen. „Ich habe keinen Kontakt zu anderen Eishändlern, die kennen mich doch nicht einmal“, sagt Betreiberin Esther Weeber. Eisliebhaber kennen ihre Eisdiele hingegen sehr wohl und nehmen für eine Kugel Eis gerne einen Spaziergang zum Eugensplatz und eine lange Warteschlange in Kauf. „So lange Wartezeiten wie momentan hatten wir noch nie“, sagt Weeber.

Auch wenn der Kugelpreis in diesem Jahr bei 1,10 Euro bleibt – im nächsten Jahr soll er auch aus diesem Grund etwas angehoben werden. „Ich muss aufschlagen, anders kann ich die Schlange nicht regulieren“, sagt sie. Ob sie das ernst meint? „Ja“, bestätigt sie. Hinzu komme, dass vor allem der Preis von Vanilleschoten zuletzt extrem gestiegen sei. Das bekommt auch Vaclav Vacik, Geschäftsführer der Santin Eiscafés, zu spüren: „Vor drei Jahren hat das Kilo Vanille noch 200 Euro gekostet. Heute sind wir bei 500 Euro.“ Nichtsdestotrotz werde auch er in nächster Zeit den Kugelpreis von 1,40 Euro nicht weiter erhöhen.

Wirtschaftsministerium ist in Stuttgart nichts bekannt

Bei Flori und Palma, wo es „Asphalt und Beton“ in Becher und Waffel gibt, wurden die Preise zuletzt vor drei Jahren erhöht. Seither gilt: 1,20 Euro pro Kugel. „Preisabsprachen finde ich schwierig, weil die Mieten je nach Lage sehr unterschiedlich sind“, sagt Besitzer Sandro Scopelliti. Ähnlich sieht das auch Oscar Marx vom Café Kaiserbau am Marienplatz. „Ich denke, dass Preisabsprachen hier kein Thema sind. Auch, weil Stuttgart im Vergleich zu Tübingen größer und breiter gefächert ist.“ Der Kugelpreis liegt hier seit einigen Jahren unverändert bei 1,50 Euro.

Dass ihr Eis damit zu den teuren in Stuttgart gehört, scheint dem Andrang auf die Eisdiele im Süden ebenso wenig Abbruch zu leisten wie der Eisdiele Old Bridge in der Innenstadt. Dort ist die Schlange Wartender in diesen Tagen ebenso beachtlich wie der unveränderte Kugelpreis von 1,80 Euro. Das Eiscafé Fragola am Bismarckplatz scheint damit eine der wenigen Eisdielen zu sein, bei der es eine Kugel noch für einen Euro gibt.

Dennoch zeigt sich: das Preisgefälle in Sachen Eis ist in Stuttgart groß, der Verdacht auf Absprachen entsprechend kein Thema. Vom Wirtschaftsministerium heißt es auf Nachfrage knapp: „In Stuttgart ist uns nichts bekannt.“