Diese Tanne ist beregnet worden, damit Eis die empfindlichen Triebe vor Kälte schützt. Foto: Mittel-Müller

In Schlat wird es weniger Erdbeeren und anderes Obst geben, weil es frostige Nächte gab. Die deutschlandweit tiefste Temperatur wurde in Adelberg gemessen.

Kreis Göppingen - Mit einem Eispanzer haben Sabine und Harald Müller ihre frisch austreibenden Weihnachtsbäume schützen müssen, denn die Mittelmühle in Adelberg war mit minus drei Grad von den Orten in Deutschland, an denen Weihnachtsbäume gezogen werden, der kälteste von den Produzenten gemeldete Punkt. Auch Gärtnereien und Obstbauern im Kreis Göppingen leiden unter den derzeit frischen Nachttemperaturen.

In Schlat wird es weniger Erdbeeren geben

So haben in der Obstbaugemeinde Schlat die in diesem Jahr etwas verfrühten Eisheiligen, die mit der Kalten Sophie am 15. Mai enden, ihre Spuren hinterlassen. „Bei den Erdbeeren sind rund 50 Prozent kaputt“, hat der Obstbauer Karl Müller festgestellt. Einen Teil der Kulturen konnte er mit Vlies schützen. Betroffen seien aber auch Kirsch-, Zwetschgen-, Apfel- und Birnbäume, da sich der Frost diesmal nicht nur am Boden ausgebreitet habe.

Müllers Messstation hat in der Nacht zum Montag in zwei Metern Höhe minus zwei Grad angezeigt – und das in der Zeit zwischen 1 Uhr in der Nacht und 6 Uhr am Morgen. „Das ist ein langer Zeitraum, da geht mehr kaputt als in kurzen Frostperioden,“ erläutert der Landwirt. Müller spricht von einem regelrechten Kaltluftsee, der sich in Schlat am Fuße von Fuchseck und Wasserberg ausbreite. „Es gibt halt in diesem Jahr wieder mehr deformierte Früchte, aber das kennt man ja, wenn man mit der Natur schafft.“

Eine Beregnung der Obstbäume ist zu teuer

Das wahre Ausmaß zeige sich erst nach und nach. In der jetzigen Wachstumsphase seien die Früchte empfindlich. Wenn er jetzt eine kleine Frucht aufschneide, sehe er innen schon die geschädigten dunklen Stellen, sagt Müller. Mit flächendeckenden Schäden wie im Jahr 2017, als die Blüten an den Bäumen erfroren, rechnet er aber nicht. Eine Beregnung seiner Obstbäume, wie sie im Alten Land bei Hamburg und teils auch am Bodensee praktiziert wird, komme für ihn nicht in Frage.

Anders als bei der Mittelmühle, die Seewasser zur Verfügung hat, fehle es in Schlat an Wasser. Brunnen müsste er sehr tief graben, das lohne sich nicht. Vielleicht werde er künftig Wärme mit Nebelkerzen in die Plantagen bringen, doch deren Einsatz sei ebenfalls kostspielig und nur bei Windstille möglich.

Vandalismus ist für Gärtner ein großes Problem

Auch die Stadtgärtnereien müssen sich immer wieder mit den Unbilden der Natur auseinandersetzen. „Wenn die Blumen ausgepflanzt sind, müssen sie durchhalten“, erklärt Traugott Osswald, der die Geislinger Stadtgärtnerei leitet. Er habe kein Personal um nachzupflanzen. Glücklicherweise gebe es beim Geislinger Blumenflor aber nur geringe Schäden, obwohl das Thermometer am Wochenende nachts bis auf minus 1,9 Grad sank. In der Fußgängerzone, im Stadtpark und auf vielen anderen öffentlichen Flächen sei der farbenprächtige Blütenflor immer noch sehr beliebt. Osswald beklagt als größtes Problem den Vandalismus, bei dem Pflanzen aus der Erde gezogen und dann einfach fallengelassen würden – so könnten sie nicht wieder anwachsen.

Blühstauden statt Sommerflor

Ähnlich wie in Rechberghausen verzichten auch in Donzdorf die Stadtgärtner weitgehend auf arbeitsintensiven Sommerflor, der mindestens einmal pro Saison neu gepflanzt und im Sommer regelmäßig gegossen werden muss. Lediglich ein Blumenbeet vor dem Donzdorfer Schloss und einige Kübel im Schlosspark benötigen intensive Pflege. Stattdessen setzt der Stadtbiologe Georg Krause auf artenreiche Blumenwiesen und blühende Stauden. Sein Grünflächenmanagement setzt auf möglichst naturnahe und damit auch insektenfreundliche Anpflanzungen. Blühende Stauden hätten außerdem dem Vorteil, dass sie eher kälteresistent und gegenüber Hitze toleranter seien als einjährige Pflanzen, sagt Krause.