Mit Erinnerungssteinen gedenkt die Aidsberatungsstelle der toten Klienten. Foto: vv

Frau D. hat sich vor 30 Jahren bei ihrem Mann mit HIV infiziert. Die nicht mal 60 Jahre alte Witwe hat eine Vielzahl an schweren Erkrankungen. Jeder Gang fällt ihr schwer. Für Einkäufe wünscht sie sich einen Laptop von der Aktion Weihnachten.

Völlig entkräftet kommt Frau D. durch die Tür. Sie ist erleichtert, dass sie es tatsächlich geschafft hat zum Gespräch. Es sei seit Wochen das erste Mal, dass sie das Haus verlassen konnte. Ihr Sohn hat sie bis zum Eingang begleitet, um sie zu stützen, weil ihr immer so schwindelig ist. „Ich bin völlig kraftlos, meine Beine zittern“, sagt Frau D. und sinkt auf den Besucherstuhl nieder im Büro der Aids-Beratungsstelle der Evangelischen Gesellschaft.

Frau D. ist noch nicht einmal 60 Jahre alt. Aber sie fühlt sich deutlich älter. Knapp 30 Jahre ist es her, dass sie erfuhr, dass sie mit HIV infiziert ist. Ihr Mann habe sie damals angesteckt, sagt sie. Mit HIV kann man inzwischen alt werden. Der Wermutstropfen dabei: Man wird mit dem Virus schneller alt. Und so ergeht es auch Frau D., die vielfältige Begleiterkrankungen hat.

Zwei bis drei Stunden schläft sie, dann wacht sie auf

Vor allem leidet sie seit vielen Jahren an starken Schmerzen. Wenn der Schmerz sie überkomme, sei es „zum Schreien“, die Beine würden ganz kalt. Bei ihr wurde Fibromyalgie diagnostiziert, eine Störung der Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung, die auch mit Schlafstörungen und Morgensteifigkeit einher geht. Erschwerend hinzu kommt, dass ihre Medikamente gegen HIV den Schlaf ebenfalls stören. Mehr als zwei bis drei Stunden am Stück schlafe sie eigentlich nie, sagt Frau D.

Im Sommer 2021 wuchs ihr plötzlich eine dicke, eiförmige Beule am Hals. Es war Lymphdrüsenkrebs. Ihren Minijob in einer Küche, wo sie Gemüse schnippelte und den Abwasch erledigte, musste sie aufgeben. Die Chemotherapie war erfolgreich, aber die Anschlussheilbehandlung konnte sie nicht beenden. Sie hatte sich mit dem Coronavirus infiziert. Da sie ohnehin noch geschwächt war von der Chemotherapie hatte das auch Folgen für ihre HIV-Infektion. Ihre Werte hätten sich damals rapide verschlechtert, berichtet Frau D. von dieser belastenden Zeit. Inzwischen sei das zum Glück wieder eingefangen, meint sie erleichtert.

Die Wohnung ist eigentlich zu groß für sie

Ihr liebster Ausgleich ist eigentlich, nach draußen zu gehen, sich auf ihre Lieblingsbank zu setzen und ihr Gesicht in die Sonne zu halten. Die Bank steht nicht weit von ihrer Wohnung mit Blick ins Grüne. Aber auch die paar Schritte sind ihr zuletzt zu viel gewesen. Es ist schon viel zu lange her, dass sie dort Platz genommen hat.

Frau D. lebt zurückgezogen in der Wohnung, die sie früher mit ihrem Mann und den Kindern teilte. Sie ist mit 76 Quadratmetern zu groß für sie selbst. Sie bemüht sich schon länger um eine kleinere Sozialwohnung, aber bisher vergeblich. Sie würde gerne Miete sparen, damit ihr mehr von ihrer Erwerbsminderungsrente bleibt.

Ihr erstes Kind bekam sie als 15-Jährige

Ihr Mann war Alkoholiker und starb vor achtzehn Jahren. Die Beziehung sei nicht sehr liebevoll gewesen. Eines ihrer vier Kinder ist von ihm. Nur ein Sohn lebt heute noch in Stuttgart – im gleichen Bezirk wie sie, deshalb sucht sie auch nur dort nach einer Wohnung. Die anderen Kinder sind zu weit weg, als dass sie sich kümmern könnten. Sie ist auf die Hilfe ihres Ältesten angewiesen. Einmal die Woche kommt er und bringt die Lebensmittel vorbei, die sie ihm aufgeschrieben hat. Er ist auch schon Mitte 40, arbeitet in ungelernter Tätigkeit. Finanziell unterstützen kann er sie nicht, zumal er Familie hat. Aber er tut, was er kann.

Sie bekam ihn, als sie selbst fast noch ein Kind war, gerade mal 15 Jahre alt. Sie komme aus einer gläubigen Familie, da sei eine Abtreibung undenkbar gewesen. Ihr Glaube ist Frau D. wichtig. Er helfe ihr, das eigene Schicksal zu ertragen.

Frau D. wünscht sich einen Laptop, um wieder unabhängiger zu werden. Darüber könnte sie Kleidung bestellen und Lebensmittel kaufen, wenn ihr Sohn mal verhindert ist. Auch die Wohnungssuche würde das Gerät erleichtern. Die Aids-Beratungsstelle der Evangelischen Gesellschaft hat sich mit der Bitte um eine Spende an die Aktion Weihnachten gewandt.

So können Sie spenden

Konten
Sie wollen die Benefizaktion unterstützen? Die Aktion Weihnachten freut sich über jede Spende. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, IBAN DE04 6005 0101 0002 3423 40, oder Schwäbische Bank, IBAN DE85 6002 0100 0000 0063 00. Wenn Ihr Name als Spender in der gedruckten Zeitung veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Sachspenden können wir aus logistischen Gründen leider nicht annehmen. Alle Artikel zur laufenden Benefizaktion lesen Sie hier und in diesem Artikel, wie die Aktion Weihnachten arbeitet und was sie in diesem Jahr besonders fördert.

Briefmarke
Eine Sonderbriefmarke kommt in diesem Jahr der Aktion Weihnachten zugute. Die Briefmarke zeigt einen Engel aus dem Kreativatelier des bhz, einer Stuttgarter Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Die Sondermarke hat einen Wert von 1,20 Euro, wobei 40 Cent (80 + 40) als Spende der Aktion Weihnachten zugutekommen. Mit den Briefmarken lassen sich Sendungen bis 20 Gramm (Brief national/Standardbrief) verschicken. Sie sind als 10er-Bogen im Online-Shop der BW-Post erhältlich. Bezogen werden können die Briefmarken hier.

 

Spendenkonten

Aktion Weihnachten e.V.

Baden-Württembergische Bank
IBAN DE04 6005 0101 0002 3423 40
BIC SOLADEST600

Schwäbische Bank
IBAN DE85 6002 0100 0000 0063 00
BIC SCHWDESSXXX

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