Den Süden zu beleben ist das Ziel der noch jungen Selbstständigenvereinigung – demnächst sollen erste Anstrengungen sichtbar werden. Foto: Heiss

Die Einzelhändler aus dem Stuttgarter Süden wollen ihren Bezirk stärken. Der im Januar 2011 gegründete Handels-, Gewerbe- und Dienstleistungsverein hat zahlreiche Pläne.

Stuttgart-Süd - Rechnerisch hat der Stuttgarter Süden alle sechs bis sieben Jahre eine komplett neue Bevölkerung. 7000 Menschen ziehen jährlich in den Süden, ebenso viele wieder weg. Unter diesem beständigen Wandel leiden die Einzelhändler, denn die meisten Menschen kennen ihr eigenes Viertel zu wenig, um dort einzukaufen und gehen eher in die Königstraße. Um das zu ändern, hat sich vor einem Jahr, am 11. Januar, der Handels-, Gewerbe- und Dienstleistungsverein (HGDV) Stuttgart-Süd, kurz der Süden, gegründet.

„Der Süden ist lebendig und lebenswert. Das wollen wir nach außen tragen“, sagt Hagen Müller, der zweite Vorsitzende des HGDV. Dazu gehört für den HGDV, gezielt für die Geschäfte im Süden zu werben. Denn die Einzelhändler zwischen Kaltental und Heusteigviertel befinden sich nicht nur geografisch im Nachteil. „Es gibt ein extremes finanzielles Ungleichgewicht, die Einzelhändler in Mitte werden von der Stadt gefördert, wir nicht“, sagt Marc Bodon, Kassierer des HGDV. Zum Vergleich: Die City-Initiative Stuttgart erhielt bislang jährlich 100 000 Euro von der Stadt.

Ohne ähnliche finanzielle Mittel können die Händler, Dienstleister und Gewerbetreibenden im Süden vorerst einige Projekte nicht verwirklichen. Eines davon: Nach dem Vorbild des Buches „Streifzug. Stuttgart“ wollen sie ein Buch über die Geschäfte im Süden herauszugeben. Damit will der Verein nun warten, bis sich mehr Mitglieder gefunden haben. Ein Flyer mit Veranstaltungskalender und einer Karte mit den Geschäften wird als kurzfristige Alternative diskutiert.

Der Maihock soll auf den Marienplatz verlegt werden

Darüber hinaus plant der HGDV die Organisation von Festen. Eines der ersten nach dem Adventszauber soll der Maihock werden. Dessen Planung übernehmen die Geschäftsleute vom Albverein, der den Hock in den vergangenen Jahren auf dem Bihlplatz veranstaltete. Der HGDV will das Fest, wenn möglich, noch in diesem Jahr auf den Marienplatz verlegen, wo dann auch ein Maibaum aufgestellt werden soll.

Den Einzelhändlern ist klar, dass die wenigsten Menschen zu ihnen zum Einkaufen kommen werden, weil ihnen Feste wie der Maihock oder der Adventszauber so gut gefallen. „Die Leute interessiert oft nicht, wer ein Fest veranstaltet. Hauptsache, es wird gemacht“, sagt Marc Bodon. Aber je mehr Veranstaltungen es im Süden gebe, desto mehr gewinne der Bezirk. Deshalb will der HGDV künftig auch andere dabei unterstützen, Feste zu organisieren. „Wir sehen uns als Motor“, so Bodon weiter.

In den nächsten zwölf Monaten visiert der Verein zudem an, die 100-Mitglieder-Marke zu überschreiten. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste der HGDV seine Mitgliederzahl im zweiten Jahr seines Bestehens verdoppeln. Müller ist guten Mutes, dass dies gelingt, schließlich hätten alle Einzelhändler im Süden Interesse daran, dass die Bewohner im Bezirk einkaufen.

Der HGDV ist nicht der erste Zusammenschluss von Geschäftsleuten, die sich zum Ziel gesetzt haben, die Attraktivität des Südens zu fördern. In Heslach gab es bis 2010 einen Handels- und Gewerbeverein. Dessen Aktivitäten sind jedoch bereits in den letzten Jahren seines Bestehens zunehmend eingeschlafen. Müller, der selbst einige Jahre Mitglied im HGV Heslach war, ist sicher, dass dem HGDV Süd kein vergleichbares Schicksal droht. „Wir engagieren uns langfristig“, verspricht er für sich und seine Geschäftskollegen.

Der Verein hat bereits einiges auf den Weg gebracht

Dass sie nicht bei der ersten Schwierigkeit aufgeben, das haben die Mitglieder des HGDV um den Vorsitzenden Andreas Bloy bereits bewiesen. Gut ein halbes Jahr nach seiner Gründung legte die damalige Vorsitzende Renate Herrmann ihr Amt nieder. Ihrer Entscheidung war ein interner Streit über ihren Führungsstil und die Ausrichtung des Vereins vorausgegangen. Dieses Kapitel ist für Müller und Bodon Geschichte. Man habe sich ausgesprochen, sagt der zweite Vorsitzende.

Diskussionen gibt es im HGDV Süd jedoch nach wie vor – über mögliche Projekte und deren Umsetzung. Die Ideen reichen von kreativ gestalteten Blumenkübeln, die das Stadtbild des Südens verschönern sollen, bis hin zu einem monatlichen Fortsetzungsroman mit Charakteren aus dem südlichen Stadtbezirk.

Nach einem Jahr des Bestehens sagt Marc Bodon: „Jetzt geht es so richtig los.“ Mit 50 Mitgliedern sei der Verein nun schlagkräftiger als mit den anfänglichen fünf. Dennoch brachte der Verein bereits einiges auf den Weg: Veranstaltungen wie den Adventszauber auf dem Bihlplatz und die Aktualisierung der Internetseite www.stuttgart-sued.info mit Neuigkeiten rund um das Geschäftsleben im Süden.