Bisher nur ein Planwerk: Das Sanierungsgebiet im Schmidener Ortskern. Foto: Patricia Sigerist

Beim Konzept für die Schmidener Ortsmitte gibt es kurz vor Torschluss eine Kehrtwende. Die Idee, eine kleine Markthalle zu schaffen, ist nicht endgültig vom Tisch.

Schmiden - - Die Idee von Einzelhändlern, mit einer kleinen Markthalle einen attraktiven Treffpunkt in der Ortsmitte von Schmiden zu schaffen, ist offenbar nicht endgültig vom Tisch. Denn kurz vor der Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs für das auf fast 14 Millionen Euro geschätzte Wohn- und Geschäftshaus denkt die Stadt Fellbach auf Drängen des Schmidener Handels- und Gewerbevereins doch noch über eine Änderung des bisher geplanten Nutzungskonzepts nach.

Die Baubürgermeisterin will auf drei Wohneinheiten verzichten

Laut der Baubürgermeisterin Beatrice Soltys wird im Rathaus überlegt, bei dem gerne als „Leuchtturm-Projekt“ betitelten Bauvorhaben auf drei von insgesamt 32 Wohneinheiten zu verzichten. Eine in der bisherigen Planung ebenerdig vorgesehene Gemeinschaftspraxis könnte in der neuen Variante auch in den ersten Stock verlagert werden – und damit Platz schaffen, um im Erdgeschoss in direkter Nachbarschaft zu einer gastronomisch genutzten Fläche auch einige Ladengeschäfte anzusiedeln.

Beatrice Soltys Foto: privat
„Städtebaulich ist es nicht schlecht, auch Gewerbeflächen anbieten zu können“, urteilt die Baubürgermeisterin, die in Personalunion auch als Geschäftsführerin der eigens von der Stadt gegründeten Projektgesellschaft agiert, über die geänderten Pläne für die Schmidener Ortsmitte. Auslöser der Kehrtwende ist offenbar ein erneuter Vorstoß von Volker Kurz, Chef des Gewerbe- und Handelsvereins im Stadtteil. Er hatte sich wiederholt für die Verlegung der Arztpraxis stark gemacht – und scheint im jüngsten Anlauf im Rathaus wohl auch zur eigenen Überraschung auf offene Ohren gestoßen zu sein. „Wir sind sehr froh, dass wir die Chance erhalten, da etwas auf die Beine zu stellen“, sagt Kurz.

Noch im Frühjahr hatte sich der Rechtsanwalt mit dem Vorschlag, mit der Markthalle für eine Belebung der Schmidener Ortsmitte zu sorgen, eine blutige Nase geholt. Das Fellbacher Baudezernat beschied dem Interessenvertreter, mit dem Gedanken an eine Ladenzeile erst reichlich spät aus der Deckung zu kommen. Und Rathauschef Christoph Palm machte den Einzelhändlern klar, dass sich die Stadt „bewusst für eine Stärkung der ärztlichen Versorgung“ entschieden habe – und dieSchaffung von zusätzlichen Einkaufsmöglichkeiten in Schmiden für eher unter-geordnet wichtig halte. Der Stadtteil, das habe ein Gutachten über den Einzelhandel bestätigt, sei beim täglichen Bedarf schließlich alles andere als unterversorgt.

Volker Kurz Foto: privat
Nun allerdings liebäugelt die Stadt doch damit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen – und die Arztpraxis in den ersten Stock zu verlegen. Zurückführen lässt sich der Sinneswandel offenbar nicht nur auf die Erkenntnis, dass eine von Kunden wie von Patienten besuchte Ortsmitte dem „Leuchtturm-Projekt“ doppelte Frequenz bringt. Auch die Bereitschaft der Ärzte zum Wechsel in den ersten Stock wirkte sich aus. Außerdem sind die Einzelhändler in Schmiden offenbar gewillt, für den Traum von der Markthalle auch das finanzielle Risiko zu schultern. Die Rede ist von einer auf eine zehnjährige Laufzeit ausgelegten Ausfallbürgschaft für die Ladenmiete. Sie soll einspringen, wenn sich die Markthalle wirtschaftlich doch nicht tragen sollte – und die beteiligten Händler zu Schuldnern werden.

In trockenen Tüchern ist die Idee von der Ladenzeile in der neuen Ortsmitte deshalb längst noch nicht. „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung“, bekennt Volker Kurz. Offen lässt er, ob die Einzelhändler selbst für einen eventuellen Mietausfall einen Fonds anlegen oder gar der Handels- und Gewerbeverein selbst für die Risikobürgschaft geradestehen soll. Das Problem: Viel Zeit haben die Markthallen-Fans nicht. Als Chefin der Projektgesellschaft hat Beatrice Soltys den Gewerbe-treibenden ein Ultimatum gestellt, bis zum Ende dieser Woche müssen vertragsreife Unterlagen vorliegen.

Die Stadt Fellbach möchte endlich Nägel mit Köpfen machen

Schließlich will die Stadt Fellbach beim Projekt „Neue Mitte Schmiden“ endlich Nägel mit Köpfen machen. Noch vor der Sommerpause soll das Raumkonzept an ausgewählte Architekturbüros geschickt werden. Bis Mitte Oktober – also noch in der Amtszeit von OB Palm – soll der Gemeinderat über den städtebaulich besten Entwurf entscheiden. Fertiggestellt sein soll das „Leuchtturm-Projekt“ für Schmiden schließlich bereits Anfang 2019. Gehofft wird, dass das Wohn- und Geschäftshaus im Sanierungsgebiet in der Ortsmitte einen Impuls setzt – und private Bauherren mit Verschönerungsplänen nachziehen.