Lichterzauber in der langen Einkaufsnacht am Königsbau Foto: Lichtgut / Martin Stollberg

Die meisten Einzelhändler in der Innenstadt frohlocken am vierten Adventssamstag mit der langen Einkaufsnacht über die bisher stärksten Umsätze im Weihnachtsgeschäft. Ins Gerberviertel schwappte der Kundenstrom allerdings nicht über. Montag und Dienstag wird noch einmal eine Steigerung erwartet.

Stuttgart - Bei den relativ warmen Temperaturen hält sich die Nachfrage nach typischen Artikel, die mit Wintersport zu tun haben, in Grenzen. Weil das Thema Klimaerwärmung und fehlende weiße Weihnacht jedoch nicht gerade neu ist, hat sich der Handel darauf eingestellt. „Gerade im Sport, der von Emotionen lebt, wären jetzt Kälte und Schnee gewiss förderlich“, sagt Michael Gysin, Geschäftsführer von Sport-Scheck in der Kronenstraße. Dennoch sei sein Laden als Vollsortimenter „rappelvoll“. Michael Gysin: „Wenn eine Sportart wie Skifahren wettertechnisch leidet, profitieren zum Beispiel Ganzjahressportarten wie Radfahren und Laufen davon.“ Das Adventsgeschäft sei „insgesamt o. k.“ gewesen, und am vierten Adventssamstag am besten.

Einen Hauch von weißer Weihnacht liefert Beuninger seinen Kunden mit Flocken aus Kunstschnee, die zu jeder vollen Stunde die Fassade herunterrieseln. „Wir sind total froh, sogar um 22 Uhr war das Haus noch gut voll, die Kunden waren auf Geschenkjagd“, sagt Joachim Aisenbrey, Geschäftsführer von Breuninger Stuttgart. Auch Wintersportartikel und Wintertextilien seien heute gut gefragt. Aisenbrey: „Man merkt, dass die Ferien kommen. Wer einen Skiurlaub gebucht hat, fährt dorthin, wo Schnee ist, und braucht seine Ausrüstung. Die warmen Temperaturen hier schrecken allenfalls Spontankäufer, die mit einem Tagesausflug liebäugeln.“ Mittlerweile sei die Frühjahrs- und Sommerkollektion im Haus und werde auch schon gekauft. „Die Preise für die Winterkollektion werden jetzt in den Ferien bereits reduziert. Für die kommenden drei Tage erhoffen wir uns noch viel Umsatz. Der Montag und der Dienstag vor Heiligabend könnten in dieser Hinsicht rekordverdächtig werden.“

Auch Andrea Poul, Centermanagerin des Milaneo, ist begeistert: „Unser erstes Weihnachtsgeschäft war bisher top, und die vierte Adventswoche war die stärkste. Das Parkhaus ist heute am langen Einkaufssamstag voll, aber es gibt kein Verkehrschaos.“ Nach bisherigen Untersuchungen der Kennzeichen im Milaneo-Parkhaus kommen 30 Prozent der Kunden von außerhalb des Einzugsgebiets. Andrea Poul: „Für uns ist das klasse, weil wir damit weit mehr Kunden ansprechen als nur diejenigen in der Region Stuttgart, wie wir ursprünglich vermutet hatten.“

„Für einen langen Samstag ist das Geschäft heute o. k.“, bilanziert Barbara Gönner, Geschäftsführerin von Galeria Kaufhof, mit norddeutscher Zurückhaltung. Wie das Milaneo verzeichnet auch ihr Haus einen großen Kundenstrom an Schweizern. Barbara Gönner: „Am Nachmittag hörte man überall die Schweizer, am Abend war das Haus in schwäbischer Hand. Viele Kunden sind dann zu später Stunden vom Weihnachtsmarkt reingekommen und haben auf dem Heimweg eingekauft, weil sie die Waren nicht durch die Stadt schleppen wollten.“

„Dieser Samstag war mit übervollen Geschäften sehr gut, erst gegen 22.30 Uhr ist es ruhiger geworden. Das ist bisher der beste Adventssamstag, jetzt setzen wir noch auf Montag, vor allem aber auf Dienstag“, sagt Rainer Rudolph, Inhaber von Lederwaren Acker und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Königsbau.

Ähnlich sieht es Oliver Grünwald, Centermanager des Gerber. „Das ist bisher der stärkste Adventssamstag. Lebensmittel, Geschenkartikel, Kosmetik und Wäsche werden sehr gut gekauft.“ Am Montag und Dienstag, aber auch am 27. Dezember rechnet er noch einmal mit hohen Umsätzen.

Über alle Maßen haben die Kassen bei Tritschler geklingelt. „Das war unser umsatzstärkster Samstag seit gut 20 Jahren“, sagt Geschäftsführer Thomas Breuninger. Ähnlich gut gelaunt zeigt sich auch Martin Grimme, Geschäftsführer von Haufler am Markt. Der Räumungsverkauf vor der Schließung des Traditionsgeschäfts Ende Dezember und das Weihnachtsgeschäft hätten die Umsätze nahezu verdoppelt: „Das Haus war brechend voll. Schreibgeräte, Accessoires, Geschenkartikel, Haushaltswaren und Modeartikel waren die Renner.“ Warum dann die Schließung? Martin Grimme: „Die vergangenen Jahre waren wegen Verschiebungen zum Online-Handel hin schwierig. Außerdem waren wir mit dem Vermieter uneinig, und es gab noch persönliche Gründe.“

Strahlende Gesichter gibt es auch in Grimmes Nachbarschaft: „Bei uns ist die Hölle los. Wir sind nur noch am Auffüllen und am Nachlegen. Nach dem Bauchgefühl ist es der beste Adventssamstag“, sagt Rita Seiler von Spielwaren Kurtz. Angesichts des warmen Wetters sei allerdings die Nachfrage nach Rollern höher als nach Schlitten.

Elisabeth Roth, Inhaberin des Geschäfts Marcolis für Murano-Glas und italienische Designerware am Schillerplatz, kommentiert verhaltener: „Bei uns sieht es gut aus, aber die Frequenz ist wie bei unseren Nachbarn auch niedrig. Das Weihnachtsgeschäft ist in etwa so gut wie im vergangenen Jahr.“

Auch an diesem Samstag schwappt nur ein Teil des Kundenstroms auf der Königstraße hinüber ins Gerberviertel. „Wir sind einigermaßen zufrieden, aber das Geschäft hätte besser sein können“, bilanziert Patrick Dobritzsch, Abteilungsleiter des Outdoorspezialisten Globetrotter. Feh Kallas vom gleichnamigen Modehaus hundert Meter entfernt sagt: „Die lange Einkaufsnacht an sich bringt uns nichts. Wir haben immer voll, wenn wir eigene Aktionen machen.“