In die ehemalige Reno-Filiale ist ein Bekleidungsgeschäft eingezogen. Foto: Maira Schmidt

Die ehemalige Reno-Filiale steht nicht länger leer, vor Kurzem ist ein Bekleidungsgeschäft in das Ladenlokal am Anfang der Marktstraße eingezogen. Ein Bio-Händler hat sich ebenfalls für die Verkaufsfläche interessiert. Aber er kam zu spät.

Bad Cannstatt - Die ehemalige Reno-Filiale steht nicht länger leer, vor Kurzem ist ein Textilhändler in das Ladenlokal am Anfang der Marktstraße eingezogen. Nun kann man sich darüber streiten, ob es eines weiteren Klamottengeschäftes in der Altstadt bedurfte. Sicher ist aber: Der Branchenmix in der Cannstatter Innenstadt wird schon lange kritisiert. „In den vergangenen 20 Jahren hat sich einiges aus dem Ladenbestand verabschiedet“, sagt auch Angelika Grupp. Die Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins, Vereins für Dienstleistung und Freie Berufe in Bad Cannstatt, erinnert an den Herrenausstatter Nikolaus oder das Musikgeschäft Mayer. Bis auf einige wenige Juwelen sei von dieser Vielfalt an tollen Einzelhandelsgeschäften nicht mehr viel übrig.

„Wir hatten einen konkreten Interessenten“

Doch woran liegt’s? Im Fall der ehemaligen Reno-Filiale hat es jedenfalls noch einen weiteren Bewerber für die Verkaufsfläche gegeben. „Wir hatten einen konkreten Interessenten aus dem hochwertigen Biobereich“, sagt Torsten von Appen von der Wirtschaftsförderung. Als er mit dem Hauseigentümer Kontakt aufgenommen habe, sei der Mietvertrag mit dem Textilhändler aber bereits unterschrieben gewesen. Dem Bio-Händler könne man kein anderes Angebot machen, da es in Bad Cannstatt zurzeit keine vergleichbar große Fläche gebe, so von Appen. Genau hier sieht der Wirtschaftsförderer eines der Hauptprobleme. Er erfahre meist nur über den Gewerbe- und Handelsverein, den Verein die Altstadt Bad Cannstatt oder den Bezirksvorsteher, wo gerade ein Laden leer steht. Die Hauseigentümer würden sich in der Regel nicht melden.

Von Appen vermutet, dass dieses Verhalten vor allem der Unwissenheit vieler Immobilienbesitzer geschuldet ist. Sie wüssten nicht, dass ihnen die Wirtschaftsförderung kostenlos bei der Suche nach einem Mieter hilft. Um die Probleme in den Griff zu bekommen, sei man aber auf die Unterstützung der Eigentümer angewiesen. Ein Thema der Zukunft seien zum Beispiel die Ladengrößen. Für viele Filialisten sind die Verkaufsflächen in Bad Cannstatt zu klein. Man könne die Flächen durchaus vergrößern, das setze aber die Bereitschaft der Hausbesitzer voraus, sagt von Appen. „Man darf den Standort nicht schlecht reden, das ist er nicht“, betont der Wirtschaftsförderer. Mit dem dm-Markt und dem Kaufhof gebe es durchaus einige Frequenzbringer an der Marktstraße. Das Gleiche gelte auch für den Wochenmarkt. Das Kaufverhalten habe sich aber verändert. Beim Einkaufen stehe das Erlebnis und weniger das Produkt im Mittelpunkt, sagt von Appen. Dass es in Bad Cannstatt dennoch funktionieren kann, zeige zum Beispiel die Küblergasse.

Strohm setzt auf den neuen Stadtteilmanager

„Man muss frühzeitig auf die Hausbesitzer zugehen, das ist der richtige Ansatzpunkt“, sagt auch Dirk Strohm, der Vorsitzende des Vereins Die Altstadt. Viele Immobilienbesitzer hätten Angst vor Leerstand und würden an den erstbesten Interessenten vermieten. Hinzu komme, dass es sich bei den Hausbesitzern oft um Erbengemeinschaften handele, die nicht mehr in Bad Cannstatt wohnen. Strohm setzt auf den neuen Stadtteilmanager für Bad Cannstatt und die Neckarvororte. Im aktuellen Doppelhaushalt hat der Gemeinderat die finanziellen Mittel für diese zusätzliche Stelle bei der Wirtschaftsförderung bewilligt. Er soll keine Events organisieren, „das können wir selber“, sagt Strohm. Stattdessen soll er zwischen den Hauseigentümern und potenziellen Mietern vermitteln. Das könnten die Ehrenamtler nicht leisten. So sieht es auch Angelika Grupp vom Gewerbe- und Handelsverein, die als eine der wesentlichen Aufgaben des Stadtteilmanagers ebenfalls das Leerstandsmanagement nennt.

Strohm betont aber auch, dass die Marktstraße im Vergleich zu den Einkaufsstraßen anderer Stadtbezirke nicht so schlecht sei. Mit dem neuen Bekleidungsgeschäft an sich hat er kein Problem. „Es sieht ordentlich aus“, sagt er. Der Reno sei vielleicht ein bisschen bekannter gewesen, ob er für die Marktstraße wirklich besser war, sei dahingestellt.