In Susanne Froeschles Keller befindet sich das Zentrum ihres Shops. Foto: factum/Granville

Susanne Froeschle lässt mit ihrem Shop Quilter-Herzen höher schlagen. Entstanden ist ihr Shop durch Zufall.

Gäufelden - Ich hänge an der Nadel und brauche ständig neuen Stoff“ – konfrontiert man Susanne Froeschle mit diesem Spruch, lacht sie, „das stimmt“. Susanne Froeschle ist nicht drogenabhängig – aber trotzdem abhängig von Stoff. Die Gäufeldenerin betreibt einen Online-Shop für Quilts. Quilts – nicht zu verwechseln mit Kilts, den schottischen Faltenröcken für Männer – sind gesteppte Zierdecken aus mehreren Lagen. In ihrem Haus in Gäufelden-Nebringen stapeln sich hunderte Kilometer Stoffbahnen, unzählige Rollen Garn und viel Quilt-Zubehör für ihren Laden.

In Sue’s Quilt Shop finden Kunden vor allem Stoffe aus den USA. „Sie sind einfach weicher und schöner bedruckt“, erklärt die 56-jährige Froeschle. Rund 800 Ballen lagern in ihrem Keller, etwa sechs bis acht Päckchen schickt sie pro Tag an ihre Kunden. Zusammen mit der Büroarbeit, die die meiste Zeit in Anspruch nimmt, ist sie damit gut beschäftigt. Für ihr Hobby hat sie dadurch nur noch wenig Zeit.

Froeschles Shop entstand durch Zufall

Obwohl Quilten für Froeschle heute ein großer Teil ihres Lebens ist, Feuer und Flamme war sie nicht sofort. Ihre erste Begegnung mit einem Patchwork-Stück hatte sie bei einer Bekannten. Ihr Interesse war geweckt, der erste Volkshochschulkurs folgte aber erst vier Jahre später, 1984. Seitdem aber lässt sie das Kunsthandwerk nicht mehr los.

Geplant war ihr Quilt-Shop nicht. Sie habe für sich und ihre Quilt-Gruppe oft privat Stoffe aus Amerika bestellt. Deshalb war sie regelmäßig mit dem Zollamt in Kontakt. „Ein Beamter hat mich dann gefragt, wieso ich das nicht beruflich und mich selbstständig mache“, sagt Froeschle. Froeschle, die nach der Geburt ihrer Tochter mit der Rückkehr in ihren alten Beruf haderte, setzte die Idee in die Tat um. Im Nachhinein betrachtet, sei ihre kaufmännische Ausbildung sehr wichtig gewesen, „sonst hätte das nicht funktioniert“. Die Bürokratie sei für einen Ungeschulten zu kompliziert. Im Jahr 1999 ging ihr Shop dann online. Parallel zum Laden betreut Froeschle ein Quilt-Forum, die „Quilt Sterne“. Dort kann jeder Rat suchen, sich mit anderen austauschen und eigene Werke präsentieren. Etwa 800 Quilter sind in dem Forum aktiv. Aus diesen Online-Kontakten sind auch Kontakte im realen Leben geworden.

Viele Kontakte nach Amerika

Ein Mal im Jahr treffen sich Mitglieder des Internet-Forums in Deutschland zu einem Quilt-Wochenende. Etwa 30 bis 40 Personen aus der Community, wie es Froeschle nennt, kämen zusammen. Auch bei ihr Zuhause treffen sich regelmäßig Quilter. Sie sitzen oft bis spät am Abend in Froeschles Küche, nähen, tauschen Tipps aus.

Durch das Quilten entstanden Kontakte in die USA, nicht nur zu Händlern, sondern auch zu anderen Quiltern. Froeschle spricht fließend Englisch und ist auch heute viel mit Amerikanern im Austausch. Sie ist Mitglied der amerikanisch-deutschen „Blackforest Quilt Guild“. Die amerikanische Armee stellt dafür einen Raum in der Panzerkaserne in Böblingen zur Verfügung. Regelmäßig treffen sich Deutsche und Amerikaner zum Nähen und Steppen. Für Froeschle ist es wichtig, dass sie dort und im Shop ansprechbar ist, dass sie helfen kann. Auch deshalb gibt es ihren Laden nur online. Wenn sie noch einen Laden vor Ort hätte, könnte sie sich nicht mehr um alle Belange kümmern.

Prominente Quilter gibt es auch

Auch Heide Simonis, die ehemalige Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein, quiltet. In Eckernförde bei Kiel präsentiert sie ihre Quilts bis Ende des Monats in einer Galerie. „Frauen, die quilten, fühlen sich als Künstlerinnen“, sagte sie bei der Ausstellungs-Eröffnung. Sieht Froeschle das auch so? Eher nicht: „Quilten ist ein Kunsthandwerk, und als Handwerker muss man sein Handwerk beherrschen“. Ob Kunst oder nicht, ihre Arbeit macht Susanne Froeschle großen Spaß: „Ich hätte nur niemals gedacht, dass ich das mal machen würde“.